Full text: Denkwürdigkeiten des Fürsten Chlodwig zu Hohenlohe-Schillingsfürst. Erster Band. (1)

Aus den Jahren 1850 bis 1866 137 
ganzen Bedeutung für die politische Zukunft Deutschlands erkannt und 
gewürdigt wird. 
Mit gutem Gewissen darf ich mir das Zeugnis geben, daß, soweit 
es auf meine Bestrebungen ankommt, das schmeichelhafte Vertrauen, welches 
in der erwähnten Zuschrift sich ausgedrückt findet, nicht unbegründet ist. 
Aber ich hege zugleich die Zuversicht, daß auch der Erfolg meiner Bemühungen 
dieses Vertrauen rechtfertigen wird. 1) Ich hoffe, daß es gelingen soll, 
eine Lösung der schleswig-holsteinschen Frage herbeizuführen, welche die 
Rücksichten auf das Rechtsbewußtsein und die politischen Interessen der 
deutschen Nation mit den Rücksichten auf die Wünsche der Bevölkerung 
der Herzogtümer vereinigt. 
Aufzeichnung über eine Reise von Aussee über Wild- 
alpen nach München. 
2. bis 10. Oktober 1864. 
... In Linz kaufte ich mir eine „Presse“ und ersah daraus, daß 
Minister Schrenck seinen Abschied genommen hat. 
In München Ankunft um 10 Uhr. 
Den andern Morgen besorgte ich einige Kommissionen, kam dann in 
die Ludwigsstraße, wo ich Venninger traf, der mir zu meiner Ernennung 
zum Ministerpräsidenten gratulierte. Er sagte, in der Banksitzung sei ich 
als solcher genannt. Bald darauf begegnete ich dem Handelsgerichtsrat 
Völderndorff, mit dem ich spazieren ging. Er sprach auch von dem Minister- 
wechsel und erzählte, daß man in Franken allgemein auf mich rechne und 
auf mich baue. Wir sprachen über das, was der Minister des Auswärtigen 
in Bayern jetzt zu tun habe und waren beide einverstanden, daß die Ein- 
wirkung auf den jungen König jetzt das wichtigste sei, sonst Vorsicht in 
den Bestrebungen, Bayern an die Spitze der Mittelstaaten zu bringen. 
Strengere Handhabung der inneren Verwaltung, keine Reaktion, gegen 
außen Vorsicht und Unabhängigkeit. 
  
1) In der Sitzung der Londoner Konferenz vom 17. Mai hatte der preußische 
Vertreter die deutsche Erklärung verlesen, welche für die Herzogtümer vollständige 
politische Unabhängigkeit forderte. Obwohl hierdurch die Erbfolge des dänischen 
Königs nicht ausgeschlossen war, wurde dieser Antrag doch von Dänemark sofort 
abgewiesen. Dadurch war die Möglichkeit einer Entscheidung für die Personalunion 
mit Dänemark endgültig beseitigt und die Fortsetzung des Kriegs mit dem Ziele 
der völligen Trennung der Herzogtümer von Dänemark gesichert. Beust hatte in 
der Sitzung namens des Bundes die Erklärung abgegeben: „que la majorité de 
lIa Diete ne consentirait pas à une solution dui méme sous la forme d'un arrange- 
ment conditionnel ou éCventuel rétablirait l’union entre les Duchés et le Dane- 
marc.“ Graf Beust: „Aus drei Vierteljahrhunderten“", Bd. I S. 383.
	        
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