Full text: Rechtslexikon. Erster Band. Aagesen - Fungible Sachen. (2.1)

10 Ablehnung des Richters. 
nachtheiligte in die Lage kommen, gar keine A. zu haben; dies ist aber bei einer 
großen Zahl Angeklagter unter allen Umständen möglich. Nach Deutschem R. 
werden die A. gleichmäßig vertheilt und über die A., bei welchen dies nicht möglich 
ist, sowie über die Reihenfolge der Erklärungen entscheidet das Loos. Hier ist also 
Derjenige im Vortheil, den die Reihe später trifft. 
Gsgb. u. Lit.: Englisches R.: Archbold, Pleading and evidence in criminal 
Cases. Boot 1, Part. I. ch. V, Sect. 1 (15. Ed. p. 139—1460). — Wharton, Criminal 
Law of the U. S. Book IX. ch. II (2. Ed. p. 837—862). — Mittermaier, Das englische, 
schottische u. nordamerikanische Strafverf. (Erl. 1851), S. 381 ff. — Gneist, Die Bildung der 
Geschworenengerichte (Berlin 1849), S. 98—107. — Glaser, Engl.-schott. Strafverf. (Wien 
1850), S. 121—123; Derselbe, Anklage, Wahrspr. u. Rechtsmittel (Erl. 1866), S. 21, 90, 
91. — Zachariä, Handb. d. D. Strafrz., I. S. 348, 349. — Hélie, Traité de 1nstr. 
crim., VIII. S 603. — Macdonald, A practical treatise on the Criminal Law of Scot- 
land (Edinb. 1867), p. 516, 517. — Französisches, Italienisches u. Deutsches R. 
bis zur neuesten Gesetzgebung: Code d'Instruction crimin., art. 399—404. — Hélie, 
Traité de IInstr. crimin., § 603 (1. Aufl.), IX. p. 406—423. — Morin, Répertoire ver- 
bo: Récusation. — Trébutien, Cours de droit crim. (1. Ed.), II. p. 359—362. — 
Dalloz, Répertoire de Legislation, Tome XXVIII (Paris 1854), p. 486 n. 1852; p. 496 
Mn. 1889. — Anspach, Procéd. devant les Cours d’Ass. (Bruxelles 1858), p. 77—86. — 
Perreve, Manuel, (Paris 1861), p. 108— 116. — Cubain, Procédure devant les Cours 
d'Ass. (Par. 1851), n. 205—220.— Sasorati, La Nuova Legge sul Giuri 6#8## — Gneist, 
a. a. O. S. 124 ff. — Zachariä, Handb. des D. StrafPrz.R., I. 350—352. — Planck, Syst. 
S. 349. — Brauer, Deutsche Schwurger.-Ges., Abschn. XIX. — Walther, Lehrbuch des 
Bayer. Straf Prz., S. 128, 129. — Stenglein in der Zeitschr. f. Rechtspfl. in Bayern IV, 
S. 144—151. — Würth, Oesterr. StrafPO. v. 1850, S. 512 ff. — Oppenhoff, Zu den 
§§ 90—92 der Preuß. Verordnung v. 1849 und zu Art. 69 des Preuß. Ges. v. 1852 (dazu 
Materialien (Berlin 1852], insbes. S. 770 ff., 829). — Oesterr. StrafpO. v. 1873 
§§. 307—309. Die nach Paragraphen gereihten Kommentare von S. Mayer, Rulf, 
Mitterbacher und Neumayer bei diesen Paragraphen. — Ullmasun, Das österr. Straf- 
Prz. R. (Innsbruck 1879), S. 190. — Straf PO. für das Deutsche Reich, 8§§ 281—305, 
und die nach Paragraphen gereihten Kommentare von Schwarze, Löwe, Voitus, Dalcke, 
A. Keller, Thilo, v. Bomhard und Koller, Puchelt u. Dreyer. — Dochow, Der 
RStrafPrz., S. 206, 207. — H. Meyer in Holtzendorff's Handb., II. S. 122, 123. — v. Bar, 
Systematik des D. Straf Prz.R., S. 104, 105. * 
aser. 
Ablehnung des Richters (Rekusation). Wenn bestimmte Thatsachen eintreten, 
welche unbedingt die Wirkung haben müssen, daß es bedenklich wird, einen bestimmten 
Richter an der Verhandlung oder Entscheidung über eine bestimmte Rechtssache 
theilnehmen zu lassen, so ist derfelbe kraft kategorischer Anordnung des Gesetzes aus- 
geschlossen (s. d. Art. Ausschließung der Gerichtspersonen). Diese gesetzliche 
Vorsorge für sich allein genügt aber nicht. Wenn nämlich auch die Ausschließung 
kraft öffentlichen Rechtes eintritt, von diesem Standpunkte aus sowol vom ausge- 
schlossenen Richter als auch von den mitwirkenden Amtsgenossen beachtet werden 
muß, und dieser Norm durch die eventuell eintretende Vernichtung des Verfahrens 
der erforderliche Schutz zu Theil wird, so kann es doch auch der Partei nicht ver- 
wehrt werden, dieselbe anzurufen und diese Anrufung (die exceptio judicis in- 
habilis), welche thatsächlich eine A. (Perhorreszirung) enthält, muß auch in 
prozessualische Form gebracht werden. Ebenso muß dem ausgeschlossenen oder sich 
für ausgeschlossen erachtenden Richter eine Möglichkeit geboten sein, über seine 
Selbstablehnung eine Entscheidung herbeizuführen. Dies genügt aber noch 
nicht. Da es nicht möglich ist, alle Verhältnisse, welche es bedenklich machen, daß 
ein Richter bei einer bestimmten Rechtssache einschreite, vorherzusehen, da es nicht 
möglich ist, den Kreis der Fälle der Ausschließung über das Maß des unbedingt 
Nbthigen auszudehnen, da endlich auch dem subjektiven Gefühl der Betheiligten 
ein gewisser Spielraum gelassen werden muß: so muß es den Parteien gestattet 
sein, Thatsachen geltend zu machen, welche es als ein berechtigtes Verlangen 
derselben erkennen lassen, daß ein bestimmter Richter von der sie betreffen- 
den Sache ferngehalten werde. Dies ist die A. des modernen Prozeßrechtes,
	        
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