196 Auslieferungsprovision — Auslieferungsverträge.
Ueberweisung an die Landespolizeibehörde, § 362), sondern auch in allen anderen
Fällen, wo das öffentliche Interesse eine solche Maßnahme angezeigt erscheinen
läßt, z. B. wegen Sicherheitsgefährlichkeit (Jesuiten, RGes. v. 4. Juli 1872, § 2;
Sozialdemokraten, RGes. v. 21. Oktbr. 1878, § 22), Mittellosigkeit, Unterstützungs-
bedürftigkeit. Bruch der Landes= oder Reichsverweisung wird mit Haft bestraft
(StrafB. § 361, 2); die Dauer der Verweisung in den Fällen des RStrafGB.
braucht nicht auf bestimmte Zeit beschränkt zu werden (Erlaß des Reichskanzleramts
v. S. Oktbr. 1873; Preuß. Justiz-Min. Bl. S. 282). Nach Part.R. regelt sich für
den A. die Fähigkeit zum Grunderwerbe, die Schulpflicht, die Zulassung zur Ehe-
schließung (Civilehegesetz § 38) sowie zur Theilnahme an der Leitung von Vereinen
und Versammlungen, und die Besteuerung verschieden; nach demselben bestimmt
sich auch die Rechts= und Geschäftsfähigkeit der juristischen Personen (z. B. Ver-
sicherungs-, Industrie= u. dgl. Gesellschaften) des A. (Gewerbe-Ordn. § 12). Durch
Staatsverträge sind vielfach internationale Verpflichtungen geschaffen bezüglich der
Zulassung fremder Staatsangehörigen und Schiffe im Inlande und seinen Häfen
zum Aufenthalte. Gewerbe= und Handelsbetriebe (Friedens-, Freundschafts-, Handels-,
Zoll- und Schiffahrtsverträge), bezüglich der Auslieferung von A. wegen begangener
Verbrechen (s. d. Art. Auslieferungsverträge) sowie der einstweiligen Unter-
stützung Hülfsbedürftiger und der Uebernahme ausgewiesener Fremden (zwischen
Deutschland und Frankreich zuletzt 1875, Centralbl. S. 475; mit Dänemark 1874,
S. 31; mit Belgien 1877, S. 411), endlich bezüglich gegenseitiger Zulassung von
Medizinalpersonen im Grenzverkehre (Niederlande, R.G.Bl. 1874, S. 99) und der
Leichentransporte. — Hinsichtlich der Ausweisung von Reichsinländern aus Bundes-
staaten, in welchen sie nicht heimathsangehörig sind, kommen in Betracht: Frei-
zügigkeitsgesetz v. 1. Norbr. 1867, § 3 (dazu Goltdammer, Archiv, 16, 449),
wonach solchen Personen, welche landesgesetzlich wegen Bestrafung in einem Bundes-
staate Aufenthaltsbeschränkungen unterliegen, oder welche in einem Bundesstaate in
den letzten 12 Monaten wegen wiederholten Bettelns oder Landstreichens bestraft worden
find, der Aufenthalt in jedem anderen Bundesstaate landespolizeilich verweigert
werden kann sowie noch Bayern gegenüber Art. 3 des Schlußprotokolls v. 23. Novbr.
1870 (R.G.Bl. 1871, S. 23) und bezüglich Elsaß-Lothringens § 7 des Freizügig-
keitsgesetzes (RGes. v. 8. Jan. 1873, § 1). Leuthold.
Auslieferungsprovision, s. Kommissionsgeschäft.
Auslieferungsverträge (vgl. auch d. Art. Afylrecht). A. wurden von
folgenden Staaten abgeschlossen: ·
Von Belgien mit Frankreich vom 15. Aug. 1874 (Mart. N. R. G. II.
Sér. T. I. 140); mit dem Deutschen Reich vom 24. Dezbr. 1874 (ibid. 546);
mit der Schweiz vom 13. Mai 1874 (ibid. 197); mit Portugal vom 8. März
1875 (ibid. T. II. 166); mit Schweden vom 26. April 1870 (Svensk Författnings-
. . » - 4. Septbr.
Samling 1870, No. 37); mit Rußland vom ## August 1872 (M. N. R. G. II.
Sr. T. I. 184); mit England vom 31. Juli 1872 (ibid. 178) und vom 20. Mai
1876 ((ibid. T. II. 153) nebst declarat. addit. vom 23. Juli 1877 (ibid. 165);
mit Oesterreich vom 16. Juli 1853 (ibid. T. I. 153) nebst conv. addit. vom
18. März 1857 (ibid. 155) und vom 13. Dezbr. 1872 (ibid. 156); mit Italien
vom 15. Januar 1875 (ibid. 169); mit den Niederlanden vom 16. Januar 1877
(ibid. T. II. 6); mit Spanien vom 17. Juni 1870 (ibid. 138) nebst declarat.
vom 28. Januar 1876 (ibid. 144); mit Dänemark vom 25. März 1876 (ibid.
171); mit Luxemburg vom 23. Oktbr. 1872 (ibid. T. I. 189); mit Monaco vom
20. Juni 1874 (ibid. 202); mit den Vereinigten Staaten von Nordamerika vom
19. März 1874 (ibid. 51); mit Brasilien vom 21. Juni 1873 (ibid. 193); mit
Peru vom 14. Aug. 1874 (ibid. 218).