Full text: Handbuch für Preußische Verwaltungsbeamte. Zweiter Band. (2)

Abschnitt XXXV. Hausirsteuer-Gesetz. 633 
3. Diejenigen, welche selbstgewonnene Waaren, hinsichtlich deren dies nach 
Landesgebrauch hergebracht ist, zu Wasser verfahren und vom Fahrzeuge 
aus feilbieten; 
4. Gewerbetreibende 1), welche außerhalb ihres Wohnortes bei öffentlichen 
Festen, Truppenzusammenziehungen und anderen außergewöhnlichen Ge- 
legenheiten solche Waaren, hinsichtlich deren dies von den zuständigen 
Behörden gestattet ist, feilbieten; 
5. Gewerbetreibende, welche in nicht größerer Entfernung als 15 Kilometer") 
vom Wohnorte 
a) selbstverfertigte Waaren?), welche zu den Gegenständen des Wochen- 
marktverkehrs") gehören, feilbieten, 
  
Zu Anmerkung 4 auf S. 632. 
höheres Interesse der Kunst oder der Wissenschaft nicht obwaltet, Erk. 12. Jan. 1888 
(E. K. VIII. 164). 
Der Ausdruck Marktverkehr begreift nicht bloß den Verkehr auf den Jahr- und 
Wochenmärkten, sondern auch auf den Märkten in sich, welche für bestimmte besondere 
Gegenstände (Pferde. Vieh, Wolle u. s. w.) abgehalten werden. Für die Anwendung 
der obigen Vorschrift kommt es nicht darauf an, ob der Verkäufer die Waaren selbst 
gefertigt oder aufgekauft hat, ob er außerdem noch ein stehendes Gewerbe betreibt 
oder nicht, vielmehr unterliegt der Verkauf auf dem Markte, ohne Rücksicht auf den 
Ursprung der Waaren an sich, nicht der Steuer vom Gewerbebetriebe im Umher- 
ziehen, Erk. 16. Sept. 1886 (E. K. VI. 227). 
Der Verkauf von Vieh auf dem Centralviehhofe zu Berlin ist nur unter der 
Voraussetzung als Marktverkehr anzusehen, wenn das Vieh dort ausschließlich inner- 
halb der in der Marktpolizei-Ordnung bezeichneten Marktstunden zum Verkauf gestellt 
ist, Res. 13. Dez. 1883 (M. 17 S. 89). 
Zuwiderhandlungen gegen polizeiliche Vorschriften, z. B. Ausstellen von Wochen- 
markt-Gegenständen auf dem Markte über eine gewisse Zeit hinaus, sind nicht als 
Steuerkontravention strafbar, Res. 30. Sept. 1876 (M. 5 S. 39). 
Inländer, welche einen Handel von Markt zu Markt treiben, ohne einen 
festen Wohnsitz zu haben, bedürfen keines Gewerbescheines für den umherziehenden 
Handel; für ihre Anmeldung und Besteuerung (vom stehenden Gewerbebetrieb) ist 
§. 4 maßgebend. 
1) Auch die Marketender, Res. 9. Juni 1845 (M. Bl. S. 1829. 
2) Der Umkreis von 15 Kilometer ist nach der radialen Entfernung des Wohn- 
ortes des Gewerbetreibenden von der Grenze des Umkreises in der Luftlinie zu be- 
messen, Res. 8. April 1881 (M. 14 S. 37). 
3) Gewerbetreibende, welche in nicht größerer Entfernung als 15 Kilometer von 
ihrem Wohnorte selbstverfertigte, zu den Gegenständen des Wochenmarktverkehrs gehörige 
Waaren feilbieten, unterliegen zwar nicht der Steuer vom Gewerbebetriebe im Um- 
herziehen, sie sind jedoch — mögen sie noch außerdem ein anderes Gewerbe betreiben 
oder nicht — zur Anmeldung dieses Gewerbebetriebes verpflichtet und unterliegen der 
Besteuerung vom stehenden Gewerbe in den entsprechenden Steuerklassen, Erk. 26. Jan. 
1882 (E. K. III. 295). (In casu handelte es sich um das Feilbieten selbstver- 
fertigter Besen.) 
Für die in §. 2 Nr. 5 erwähnten Gewerbebetriebe ist ein Wandergewerbeschein 
selbst dann nicht zu lösen, wenn der Gewerbebetrieb durch Stellvertreter ausgeübt 
wird, Erk. 16. Dez. 1889 (E. K. X. 198). Der „Begleiter“ eines das Hausir- 
gewerbe ausübenden Gewerbetreibenden bedarf dann eines Gewerbescheines, wenn er 
abgesondert von dem Gewerbetreibenden dessen Gewerbe auf eigene Hand betreibt, 
Erk. 30. Jan. 1889 (E. K. X. 200). 
Das auf Wochenmärkten außerhalb des Wohnortes stattfindende Feilbieten auf 
fremdem Boden, beziehungsweise an Wegen gesammelter wildwachsender Beeren und 
Blumen ist, falls es sich auf den herkömmlichen Nebenerwerb von Personen der 
ärmeren Klassen, insbesondere dürftiger Frauen und Kinder, beschränkt, zur Steuer 
nicht heranzuziehen. Dasselbe gilt, wenn das Feilbieten außerhalb des Wohnortes 
aber nicht ausschließlich im Marktverkehr, jedoch in der Umgegend des Wohnortes bis 
zv 15 Kilometer Entfernung stattfindet, Res. 2. Febr. 1888 (M. 21 S. 80). 
4) Vergl. oben Bd. II S. 69.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.