Full text: Die deutsche und die brandenburgisch-preußische Geschichte. Zweiter Teil: Preußisch-deutsche Geschichte bis zum Tode Friedrichs des Großen. (2)

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18 Die böhmischen Luxemburger. 
ein. An diesem beteiligten sich ebensosehr die Städte, die, auf— 
einander eifersüchtig, jede für sich die vorherrschende Macht an— 
strebten, wie der ritterliche Adel des Landes, voran die Brüder 
Johann und Dietrich von Quitzow!), die eine wahrhafte 
Schreckensherrschaft aufrichteten. „Rauben und Stehlen“, sagt ein 
Zeitgenosse, „ist damals in der Mark die größte Kunst und das beste 
Handwerk gewesen“; „also daß“, sagt ein anderer, „je näher jemand 
den Marken gekommen ist, desto gefährlicher er gereiset oder ge- 
wandert hat". Zahlreiche Städte und Dörfer wurden niedergebrannt 
oder doch gezwungen, den ritterlichen Wegelagerern Abgaben zu 
zahlen. 
lübertragung der Marken auf den Burggrafen 
Friedrich VI. von Nürnberg: 1411. 1415. 1417.] Mit 
dem Tode Jobsts fiel Brandenburg 1411 an Sigismund zurück, 
der jetzt entschlossen war, das unglückliche Land endlich in geordnete 
Zustände überzuführen. Da er durch seine Tätigkeit im Reiche 
und in Ungarn verhindert war, die Regierung der Marken selbst 
in die Hand zu nehmen, bestellte er den Burggrafen Friedrich VI. 
von Nürnberg aus dem Hause der Hohenzollern zum 
erblichen, „vollmächtigen, gemeinen Verweser und 
obristen Hauptmann“ der Marken. Er übertrug ihm damit 
die ganze markgräfliche Gewalt mit Ausnahme der Kur und setzte 
nur für den Fall, daß sein Bruder, König Wenzel, das Land zurück- 
begehren sollte, eine Rückkaufsumme von 100 000 Goldgulden fest, 
die Friedrich ja mindestens darauf verwenden mußte, um in der 
Mark die Ruhe und Ordnung wiederherzustellen und die zahlreichen 
Verpfändungen wenigstens teilweise wieder einzulösen. Sigismund 
übertrug dann seinem bisherigen Statthalter am 30. April 1415 
auf dem Konstanzer Reichstage auch die Kur= und Erz- 
kämmererwürde erblich, aber immer noch mit dem Vorbehalte 
des Rückkaufrechtes, wobei die Summe von 100 000 jetzt auf 
400 000 Gulden erhöht wurde. Am 18. April 1417 folgte endlich, 
ebenfalls während des Konstanzer Konzils, die feierliche Be- 
lehnung Friedrichs VI. mit Kurbrandenburg. 
Das hohe Vertrauen, das Sigismund durch diese Belehnung 
dem Burggrafen bewies, war begründet einmal durch die Be- 
  
h Andere waren: die Putlitz, Rochow, Bredow, Wedell, Alvensleben und 
Schulenburg.
	        
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