Full text: Die deutsche und die brandenburgisch-preußische Geschichte. Zweiter Teil: Preußisch-deutsche Geschichte bis zum Tode Friedrichs des Großen. (2)

Friedrich II. der Große. 73 
Der Siebenjährige Krieg 1756—1763. [Vorbereitungen.] § 38. 
Gegen Friedrich richteten sich nun aber die drei Großmächte Oster- 
reich, Frankreich und Rußland, obwohl doch nur Maria 
Theresia, die auf Schlesien nicht verzichten mochte, Grund zur Feind- 
schaft hatte. Aber dem leitenden Minister Österreichs, dem spätern 
Fürsten Kaunitz, gelang es, in den folgenden Friedensjahren 
einen Angriffsbund gegen Preußen zustande zu bringen, der diese 
neue gefährliche Macht vernichten, „zergliedern“ sollte. Am 
leichtesten wurde es ihm, Rußland für seine Pläne zu gewinnen. 
Hier herrschte damals Elisabeth, die sittenlose Tochter Peters 
des Großen, die, von ihrem Günstlinge Bestuschew geleitet, die alt- 
russische Verkommenheit am Hofe und in der Verwaltung wieder 
zurückgeführt hatte, und durch Spötteleien Friedrichs über ihren un- 
würdigen Lebenswandel gereizt, schon lange auf Preußen erzürnt 
war. Schwieriger schien es, Frankreich seiner hundertjährigen 
Politik, dem Kampfe gegen die Habsburger, abwendig zu machen. 
Aber auch hier hatte ein jedes sittlichen Gefühls barer Fürst den 
Thron inne: Ludwig XV. (1715—1774), ein gefügiges Werk- 
zeug seiner Geliebten, unter denen damals die Marquise von 
Pompadour den größten Einfluß besaß. An Schmeicheleien 
gegen diese ließ man es nicht fehlen, und ein andrer Umstand trat 
dazu, der ein Bündnis zwischen Frankreich und Österreich geradezu 
notwendig zu machen schien. 
England bereitete nämlich in Amerika einen Kolonial- 
krieg gegen Frankreich vor, der dann in der Tat auch völlig gleich- 
zeitig mit dem Siebenjährigen Kriege stattgefunden hat. Da sich 
dieser Seekrieg leicht auf das Festland, und zwar auf das dem eng- 
lischen Könige gehörende Hannover übertragen konnte, so schloß 
England im Januar 1756 mit Preußen den Vertrag von 
Westminster (in London), wonach Friedrich den Kurstaat vor 
etwaigen Einfällen einer fremden Macht schützen und für die Neu- 
tralität von ganz Deutschland eintreten sollte. Der Vertrag ver- 
folgte also im Grunde durchaus friedliche Absichten, erregte aber in 
Paris arge Mißstimmung und gab schließlich den Ausschlag für die 
Verbindung Frankreichs mit Österreich. 
So traten von den europäischen Mächten Rußland (erst An- 
fang 1757), Frankreich und Österreich auf die eine Seite, England 
und Preußen auf die andere. Schweden, das auf die Wieder-
	        
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