Full text: Deutsches Kolonialblatt. I. Jahrgang, 1890. (1)

Predigern besetzt. Die Mission verfügt über 
sog. „Teachers“, welche aus Samoa und 
Tonga stammen und in der Zahl von etwa 
25 auf verschiedenen kleineren Stationen auf 
der York-Insel, an der Blanche-Bai, auf der 
Krater-Halbinsel, sowie auf der Nordküste von 
Neu-Pommern und Neu-Mecklenburg zer- 
streut sind. 
Im Jahre 1887 waren 38 Gemeinden 
mit 584 Mitgliedern und über 4000 Besuchern 
des Gottesdienstes vorhanden. Die Gemeinden 
befinden sich überwiegend im Bereiche der ge- 
nannten Stationen, erst wenige auf der Küste 
von Neu-Mecklenburg. Im Ganzen sind etwa 
90 melanesische Gehilfen beschäftigt. 
Auf Neu-Lauenburg ist eine Gehilfenschule 
eingerichtet. Die Gemeinden zeichnen sich durch 
Freigebigkeit für die Mission aus. 
Aus den Salomons -Inseln ist die von 
der englischen Hochkirche ausgehende Mela- 
nesische Mission unter der Leitung des ver- 
dienten Bischofs Selwyn thätig. Sie besitzt 
u. A. auf der zum deutschen Schutzgebiete ge- 
hörigen Insel Msabel Stationen. Als solche 
sind zu erwähnen: Vulavu bei Cockatoo Harbour 
auf dem Südwesten der Insel und nicht weit 
davon Tenga. Der Häuptling von Vulavu, 
Namens Soga, ist ein warmer Freund der 
Mission geworden, nachdem er in einer Krank- 
heit glücklich vom Bischof behandelt worden 
war. Der dortige Lehrer Hugo Gorooaka 
wird als besonders tüchtig bezeichnet. Eine 
fernere Station war bei dem Häuptling Sibi 
zu Boko errichtet worden; eine vierte, Thau- 
gama, ist in jüngster Zeit wieder besetzt worden. 
Die Mission hat wiederholt unter den 
Kriegszügen gelitten, welche die Eingeborenen 
jener Inseln gegen einander zu unternehmen 
pflegen und bei welchen sie zur Nachtzeit mit 
ihren Canoes landen, um die Dörfer zu über- 
fallen. 
Es steht zu hoffen, daß der gelegentliche 
Besuch deutscher Kriegsschiffe diesem Unwesen 
steuern wird. 
Katholische Missionen. 
Für Neu-Guinea, mit Ausschluß des 
holländischen Gebietes, ist das Apostolische 
Vikariat Neu-Guinea errichtet, das deutsche 
und englische Neu-Guinea, sowie die an der 
Südküste gelegenen Inseln umpassend. Aposto- 
lischer Vikar ist Navarre, Erzbischof von 
Cirra i. P. i., von der Kongregation vom 
Heiligen Herzen Jesu von Issodun (Société 
du Sacré Cocur de Jésus), welcher die 
Missionare des Vitariats überwiesen sind. 
Katholische Missionare wirken indessen im 
deutschen Theil von Neu-Guinea noch nicht. 
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zur Aufgabe gestellt. 
  
Der Bismarck-Archipel gehört, ebenso 
wie auch die Salomons-Inseln, zum 
Apostolischen Vikariat Neu-Pommern (Neu- 
Britannien). Apostolischer Vikar ist Coupat, 
Bischof von Lero, ebenfalls von der Issoduner 
Mission, welche auch diese Gebicte missionirt. 
Im Bismarch Archpel besitzt diese Mission eine 
Station zu Lawollo auf Neu-Pommern. Die 
Niederlassung besteht seit 1882 und ist ein 
Ueberrest der verunglückten Expedition des 
Marquis de Rais. Das Personal der Station 
bestand nach früheren Nachrichten aus einem 
französischen, zwei deutschen und einem hol- 
ländischen Missionar. Kürzlich haben sich vier 
weitere Missionare, Kliem, Bley, Kasser 
und Winkler, dorthin begeben. 
V. 
6. Das Schutzgebiet der Marschall-Inseln. 
Evangelische Mission. 
Im Schutzgebiet der Marschall-Inseln sind 
Missionare des Board of the Hawaian Erau- 
gelical Asscciation thätig. Diese Missions- 
Gesellschaft ist eine Zweiggesellschaft des 
American Board of Commissioners lor 
Foreign Mission in Boston. Sie hat ihren 
Sitz in Honolulu auf Hawaii und hat sich die 
Missionirung der Inseln des Stillen Oceans 
Zur Leitung des Missions- 
wesens sendet die Mutteranstalt von Boston 
amerikanische Missionare nach Honolulu, durch 
welche alle wichtigen Posten besetzt werden. 
Diejenigen von ihnen, welche in Honolulu ver- 
bleiben, bilden das Präsidium des Board ol 
tae Hawaian Evangelical Association, 
welchem sämmtliche Missionsstationen, Kirchen 
und Schulen unterstellt sind. Unter den 
Schulen ist hier insbesondere diejenige auf 
Strongs Island (Kusaie) in der Karolinen- 
Gruppe zu erwähnen. Es werden daselost 
Eingeborene der Marschall-, Gilbert= und 
Karolinen-Inseln zu Missionaren herangebildet. 
Der Lehrkursus ist ein dreijähriger. Nach 
Beendigung desselben haben sich die Schüler 
einer Prüfung zu unterziehen, von deren Aus- 
fall es abhängt, ob der Kandidat ordinirt und 
zur Vollziehung kirchlicher Handlungen bevoll- 
mächtigt oder nur als Lehrer entsendet wird. 
Die erlangte Ausbildung beschränkt sich in der 
Regel auf die Kenntniß des Lesens, Schreibens 
und Rechnens und auf Interpretation von Ab- 
schnitten der Heiligen Schrift. Die Missionare 
zerfallen in drei Klassen, amerikanische, ha- 
waiische und Eingeborene der Marschalle, 
Gilbert= und Karolinen-Inseln. Die ameri- 
kanischen Missionare beziehen Gehälter bis zu 
1000 Dollars, die hawaiischen etwa 150
	        
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