Full text: Deutsches Kolonialblatt. I. Jahrgang, 1890. (1)

Dollars pro Jahr, während die eingeborenen 
Missionare auf den Ertrag des ihnen über- 
wiesenen Landes angewiesen sind, sonst aber 
keinerlei Entschädigung für ihre Bemühungen 
erhalten. 
Die Eutwickelung der Mission auf den 
Marschall-Inseln gestaltete sich wie solgt. 
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Im November 1857 machten Dr. Pierson 
und Rev. Doanc, welche sich an Bord des 
Missionsschoners „Morning Star“ auf der 
Reise von Kusaie nach den Gilbert-Inseln be- 
sanden, einen Landungsversuch in Ebon und 
wurden freundlich ausgenommen, so daß sie 
sich auf der Rückfahrt von den Gilbert-Inseln 
entschlossen, mit ihren Familien auf Ebon zu 
bleiben, und am 5. 
Der „Morning Star“ besuchte noch eine An- 
zahl anderer Atolle der Marschall Gruppe, ins- 
besonderc Mille und Jaluit. 
Die Missionare hatten auf Ebon in den 
nächsten Jahren gute Erfolge zu verzeichnen; 
ihre Schule und ihr Gottesdienst wurden bereits 
1863 von etwa hundert Eingeborenen besucht. 
Die Häuptlinge hielten sich selbst zwar zurück, 
gestatteten aber die Betheiligung ihrer Leute. 
In der Folgezeit wurden Eingeborene der 
hawajischen Inseln, die in Honolulu als Missio- 
nare ausgebildet waren, für den Dienst in den 
Marschall-Inseln auf der Station in Ebon 
vorbereitet und mit ihrer Hilfe im November 
1864 eine Station in Namorik, im Oktober 
1865 eine solche in Jaluit, im Jahre 1870 
solche in Mille und Mejuru und im Jahre 
1874 eine Station auf Arno errichtet. 
Gleichzeitig ließen die weißen Missionarc 
in Ebon es sich angelegen sein, die Eingeborenen 
der Marschall-Inseln selbst für den Dienst der 
Mission auszubilden, so daß den in Mejurn 
und Arno stationirten Hawaiern schon je ein 
Ebonit als Hilfslehrer beigegeben werden konnte. 
Das Bestreben ging dahin, das Feld so weit 
r gig dahm, Feld missars nach wie vor veranstaltet werden. Da- 
vorzubereiten, daß die eigentliche Missions- 
thätigkeit den ausgebildeten Eingeborenen über- 
tragen und der Sitz der Mission nach der 
oben erwähnten Insel Kusaie in der Karolinen- 
Gruppe verlegt werden konnte, wo sich damals 
bereits die Schule für die Karolinen= und 
Gilbert-Inseln befand. Dies geschah im Jahre 
1879. Auch die Hawaier kehrten in ihre 
Heimath zurück, und die Stationen wurden 
ausschließlich mit Marschall-Insulanern besetzt. 
Der der Mission gehörige Dreimastschooner 
„Morning Star“, welcher in der Zwischenzeit 
durch einen solchen gleichen Namens mit Hilfs- 
maschine ersetzt worden ist, vermittelt den Ver- 
kehr mit den einzelnen Inselgruppen, die durch- 
schnittlich einmal jährlich von einem weißen 
Februar 1858 landeten. 
  
  
  
  
  
  
Missionar besucht werden. In früheren Jahren l 
den Marschall-Inseln noch 
— 
beschäftigte sich dieses Schiff auch mit Handel 
und zwar in nicht unbedentendem Maßstabe. 
Später ist diese Thätigkeit indeß von Boston 
aus untersagt worden. 
Im Oktober 1882 wurde eine Station auf 
Maloelab, im Herbst 1886 eine solche in 
Ailinglablab gegründet. Die erstere ist indessen 
ebenso wie die Station in Mejuro bald wieder 
eingegangen, so daß nur Ebon, Namorik, Mille, 
Arno, Jaluit und Ailinglablab besetzt blieben. 
In Ebon, Namorik, Jaluit und Mille gehört 
der größte Theil der Eingeborenen den dort 
bestehenden Kirchengemeinschaften an, und die 
Missionare haben einen bedeutenden Einfluß; 
in Arno ist der Anhang nur gering, ebenso in 
Ailinglablab. 
Der Unterricht besteht in erster Linie in 
dem Lehren der in der Sprache der Einge— 
borenen verfaßten Kirchenlieder, welche zwei— 
bis dreimal am Tage in den einzelnen Häusern 
abgesungen werden. An Sonntagen werden 
außerdem durch den Missionar Bibelstellen 
erläutert. Der Unterricht im Lesen, Schreiben 
und Rechnen verdient lobend hervorgehoben 
zu werden. Das Verständniß der christlichen 
Lehre indeß ist unter den Gemeindemitgliedern 
vielfach ein nur oberflächliches. Besonderer 
Werth wird darauf gelegt, daß die Gemeinde 
den Anordnungen des Missionars, welche sich 
auch auf rein weltliche Dinge erstrecken, unbe- 
dingt Gehorsam leistet. Alle zur Kenntniß der 
Missionare kommenden Sünden wurden mit 
Geldstrase belegt. Die Missionare waren ge- 
wohnt, in Gemeinschaft mit einem Ausschuß 
von Gemeindemitgliedern eine Art von Re- 
gierungsgewalt auszuüben. 
Seit Erklärung der deutschen Schutzherr- 
schaft mußte sich die Mission selbstverständlich 
auf die Predigt und den Unterricht beschränken. 
Kollekten zur Deckung der Kosten der Mission 
dürfen mit Genehmigung des Kaiserlichen Kom- 
gegen ist die Ausübung einer Strafgerichts- 
barkeit untersagt worden. 
Auf der von der Marschall-Gruppe ent- 
fernt liegenden, zum deutschen Schutzgebict ge- 
hörenden Insel Naurn (Pleasant-Jusel) sind 
Kingsmill-Eingeborene als Lehrer thätig. 
Katholische Missionen. 
Das Schutzgebiet der Marschall-Inseln ge- 
hört zum Apostolischen Vikariat Neu-Pommern, 
welches, wie oben erwähnt, auch den Bismarck- 
Archipel und die Salomons-Inseln umfaßt. 
Katholische Missionare sind jedoch bisher nach 
nicht entsandt 
worden.
	        
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