Full text: Deutsches Kolonialblatt. I. Jahrgang, 1890. (1)

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ihre Verbindungen allerdings nur auf eine in 
unregelmäßigen Fristen stattfindende Segel— 
schifffahrt von und nach Sydney, San Fran- 
cisco, Honolulu u. s. w. angewiesen ist. Die 
Beförderung der Post wird so lange, bis eine 
regelmäßige Dampfschifffahrt sich darbietet, eine 
nur unvollkommene bleiben. 
Von dem schwarzen Erdtheil lassen Sie 
uns zunächst die Westküste ins Auge fassen. 
Die deutschen Ansiedelungen in Kamerun 
waren für ihren Verkehr mit der Heimath bis 
zum Anfang der 80er Jahre ausschließlich 
angewiesen auf die Benutzung der britischen 
Dampferlinien der Steam-Ship-Company und 
der British and African Steam-Navigation- 
Company, somit auf den Umweg über Liverpool. 
Eine Aenderung trat erst ein, als im Jahre 
1882 von der Rhederei Woermann in Ham- 
burg eine regelmäßige Dampfschiffsverbindung 
zwischen Hamburg und mehreren Plätzen der 
Die Reichs-Post- 
Westküste eingerichtet wurde. 
verwaltung traf bald nach Eröffnung der neuen 
Linie mit dem Unternehmer eine Verabredung, 
auf Grund deren ihm unter Verleihung des 
Rechts, die Postflagge zu führen, die Brief- 
beförderung zwischen Deutschland 
Anlegeplätzen der Westküste Afrikas gegen Ver- 
gütung der im Weltpostverein vorgesehenen 
Seetransitgebühren übertragen wurde. Aller- 
dings mußten die Sendungen in den afri- 
kanischen Anlaufhäfen, da eine Landespost- 
anstalt dort nicht bestand, von den Ansiedlern 
an Bord der Schiffe eingeliefert und eben- 
daselbst auch abgeholt werden. 
Wie Ihnen erinnerlich sein wird, 
der zweiten Dampfervorlage von 
eine afrikanische Linie mit einem Jahresbetrage 
von Einer Million Mark vorgesehen, welche 
von Deutschland ausgehend, über Dakar, 
war in 
Angra-Pequena und Kapstadt bis zur Dela- 
goabai reichen sollte. Sie ist aber im Reichs- 
tage mit 166 gegen 157 Stimmen, also mit 
nur 9 Stimmen Majorität abgelehnt worden. 
Es liegt die Frage nahe, wie die deutschen 
Macht= und Besitzverhältnisse an den afri- 
kanischen Küsten sich wohl bis heute gestaltet 
haben würden, wenn seit 4 Jahren regelmäßige 
deutsche Postdampfer, wie sie nach Ostasien 
und nach Australien gehen, die Hauptplätze der 
afrikanischen Küsten berührt hätten. 
Gegemwärtig verkehren auf der Woermann- 
linie monatlich zwei Dampfer; der eine, mit 
Abfahrt von Hamburg am 15. jeden Monats, 
vermittelt den Verkehr mit den Plätzen des 
deutschen Togogebiets: der andere Dampfer 
verläßt Hamburg am letzten Tage jedes 
Monats und gelangt über Madeira und über 
einige Plätze der afrikanischen Westküste inner- 
und den 
1884 auch 
140 
  
  
—. 
halb 30 Tagen nach Kamerun, indem er nach 
Bedarf auch bei Victoria anlegt. Daneben 
werden deutscherseits auch die beiden englischen 
Linien und die französischen Postdampfer, 
welche von Marseille, beziehungsweise von 
Bordeaux ausgehen, benutzt, so daß sowohl für 
Kamerun wie für Togo monatlich drei Beför- 
derungsgelegenheiten mit Fahrtdauer von 24 
bis 30 Tagen bestehen. 
In welchem Umfange der Postverkehr sich 
auf den Woermannschen Linien gesteigert hat, 
darüber können wenige Zahlen ein anschauliches 
Bild geben. Für die Beförderung der Post 
hat die Woermannsche Unternehmung, nach den 
Weltpostvereinssätzen von 15 Franken pro Kilo- 
gramm Briefe und Postkarten und von 1 Franken 
pro Kilogramm Drucksachen und Waarenproben, 
aus der Reichs-Postkasse erhalten: 
Im Anfangsjahr 1882 71 Mark, 
Im Jahre 1883 323 = 
— 1885 2019 
- 1887 4740 
— — 1889 6200 = 
also in 5 Jahren eine Steigerung von 71 Mark 
auf 6200 Mark. 
Nachdem das Schutzverhältniß der Gebiete 
von Kamerun und Togo gesetzlich geregelt war, 
ging die Postverwaltung alsbald daran, auch 
die postalischen Verhältnisse daselbst in eine 
festere Gestalt zu bringen. Zuerst wurde in 
Kamerun im Februar 1887 eine Kaiserliche 
Postagentur eingerichtet, deren Verwaltung an- 
fänglich einem Bediensteten des Gonverneurs, 
später aber bei Anwachsen des Verkehrs einem 
Berufspostbeamten übertragen wurde. Nach 
Einverleibung des Gebiets an der Ambas- 
Bai ward in Viktoria ebenfalls eine Post- 
agentur ins Leben gerufen, welche ihren Betrieb 
im September 1888 eröffnete. Der dieser 
Agentur zugetheilte Bezirk erstreckt sich von 
Rio del Rey bis Bimbia. 
Im Togogebiete sind Postagenturen 
eingerichtet worden 1. in Klein-Popo seit 
1. März 1888 und 2. in Lome seit 1. März 
1890, also zur Zeit unser jüngstes Kind im 
Auslande. Da die Landung bei Klein-Popo 
wegen hoher See häufig nicht thunlich ist, so 
werden die Postsachen in der Regel in dem 
englischen Quitta gelandet und mittels Boten- 
post zu den Postagenturen in Lome und Klein- 
Popo befördert. 
Für das südwestafrikanische Gebiet 
ist am 1. Juli 1888 eine Kaiserliche Post- 
agentur in Otjimbingue in Wirksamkeit 
getreten, deren Verwaltung der Polizeimeister 
v. Goldammer führt. Derselbe hat indessen 
in Folge der bekannten Vorgänge in jenen Ge- 
bieten bereits am 1. Dezember 1888 Otjim-
	        
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