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die große Mehrzahl ist sehr arm, die wenigen
noch wirklich reichen Leute wissen selbst nicht,
was sie besitzen, wollen auch nicht mit der
Sprache heraus, wenn man sie nach ihrem
Besitzstande befragt. Der reichste Mann im
Lande ist ein gewisser April im großen Karas-
mehrere Tansend Schafe und Ziegen und über
1000 Rinder. Er kann das Vieh natürlich
Viehwächter auf den Außenposten werden nie
kontrolirt, sollen auch nach Belieben zu ihren
Gunsten davon verkaufen. Wer in der Nach-
barschaft — und diese umfaßt hier einen weiten
Umkreis — Hunger hat und nichts, ihn zu
stillen, geht zu April. Letzterer lebt wie jeder
andere Namaqua von Fleisch und Milch und
geht nur vielleicht etwas besser gekleidet wie
die Uebrigen. Kaffee, Mehl, Tabak und alle
dergleichen Genüsse haben auch die reichen
Leute nur zeitweise im Hause. Sie möägen
geung davon kaufen, aber bald ist es von der
Menge ihrer vielen Gäste verzehrt. Das ist
der Kommunismus.
Den Hauptreichthum bildeten früher die
Straußenfedern, daneben im nördlichen Theil
das Elfenbein; mit dem Ruin des Wildstandes
sind auch diese Artikel verschwunden. Daß die
Noth erfinderisch macht, trifft auch hier zu.
Die zahlreichen periodischen Flußläufe des
Landes sind meist von schmalen Waldstreifen
eingefaßt. Den Hauptbestand dieser Wald-
streisfen bildet der Dornbaum, ich glaube Acacia-
horrida, ein schöner Baum. Dieser schwitzt
ein Harz aus, welches im Handel gesucht ist.
Bis vor drei Jahren schenkte Niemand hier
diesem Produkt irgend eine Beachtung. Als
die Noth immer höher stieg, fing man an, es
einzusammeln und den Händlern anzubicten.
Ich glaube, der alte Sinelaio war der erste
Händler, welcher einen Versuch damit machte;
es glückte, und heute ist es ein gesuchter Handels-
artikel. So viel ich erfahren konnte, werden
in diesem Jahre etwa 20 Tonnen à 2000
Pfund aus Groß-Namaqualand davon ausge-
führt, und dies ist nur ein sehr geringer Theil
des im Lande vorhandenen Produktes. Die
Gewinnung dieses Harzes, von den Namaqua
Heira genannt, ist nicht ohne Schwierigkeiten
und Lebensgefahr. Dieser Gummi muß in
der trockenen Jahreszeit gesammelt werden,
denn der Regen wäscht ihn ab und entwerthet
ihn. Da haben denn die armen Sammler mit
Durst zu kämpfen, da keine Brunnen im Lande
vorhanden sind; auch werden die Schlangen
dabei oft gefährlich.
Das Pfund Gummi wird im Landc mit
3 bis 6 Pence, also gegen 50 Pfennig, an
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der Küste mit 5 bis 7 Pence, in Kapstadt mit
9 Pence, in England mit 12 Pence bezahlt.
Der Transport nach der Küste ist heute sehr
theuer, der Weg über Kapstadt verderblich;
bei besseren Verkehrseinrichtungen und direkter
Verbindung mit Europa könnte dies ein nicht
Gebirge, er soll über 100 Pferde besitzen,
zu verachtender Handelsartikel werden. Bei
den fabelhaft hohen Preisen aller Waaren im
Luande, durchschnittlich 300 pCt. von Kapstadt-
nicht alles auf einem Platze haben und die
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preisen, erhalten die armen Sammler in der
That sehr wenig dafür. Dies ermuntert nicht
sehr zum Sammeln.
Ein anderes, aber recht unbedentendes Pro-
dukt, welches ausgeführt wird, sind gegerbte
Wildfelle, in erster Linie das sehr schöne
Leopardfell, dann Schakal, Silbersuchs, Luchs,
Wildkatze. Silbersuchs, Luchs und Wildkatze
würden schöne Pelzwaaren abgeben; das
Schakalfell giebt nur Karossen, das sind große
Decken, aus 20 bis 40 Fellen sauber zu-
sammengenäht, doch werden die Karossen, ebenso
wie Schaf= und Angorakarossen, nur von
Bastards gefertigt, die Namaqua sind zu faul
dazu und ziehen es vor, die einzelnen Felle
zu verkaufen.
Im Großen und Ganzen bilden nur die
stetig sich vermindernden Heerden den Reich-
thum der Leute und liefern seit etwa 10 Jahren
den einzigen nennenswerthen Tauschartikel für
den Handel.
In Kapstadt schätzt man den Handel nach
Walfischbai auf 30 000 Pfund Sterling, den
nach Angra Pequena auf 10 000 Pfund
Sterling Kapstädter Preis.
Von den 30 000 Pfund Sterling des
Handels nach Walfischbai entfällt ein kleiner
Theil auf Groß-Namaqualand, namentlich auf
Rehoboth und Umgegend, doch wurde bis vor
Kurzem auch andererseits wieder Handel vom
Süden nach Damaraland betrieben, indem
Händler von Port Nolloth oder Angra Pequena
langsam bis Damaraland hinaufzogen, so lange
handelnd, bis Alles verkauft war. Ganz be-
sonders sind hier die größeren Pferdehändler
zu erwähnen, welche Pferde aus der Kap-
Kolonie und dem Oranje-Freistaat nach
Damaraland bringen und dort gegen Ochsen
eintauschen. Sie führen einen Wagen mit und
benutzen dies, um noch anderen Handel zu
treiben. So dürfte sich das, was von Groß-
Namagqualand nach Damaraland und ungekehrt
gehandelt wird, gegenseitig aufheben. Dagegen
muß man hervorheben, daß Angra Pequecna
durchaus nicht die einzige Thür für Groß-
Namaqualand ist. Man kann annehmen, daß
von Port Nolloth aus über den Oranje-Fluß
mindestens ebensoviel eingeführt wird, wie über
Angra Pequena, und dieser Handel ist in Kap-