Full text: Deutsches Kolonialblatt. I. Jahrgang, 1890. (1)

Anfälle von Muskelrheumatismus lassen den 
davon befallenen Körper wenig für die Tropen 
geeignet erscheinen. 
Bezüglich der Gemüthsanlage sind leicht 
reizbare und nervös erregbare Menschen wegen 
des besonders im Aufang des Tropenaufenthalts 
direkt auf Gemüth und Nervensystem erregend 
wirkenden Klimas nicht zu Thätigkeit und 
Dienst in demselben 
aber auch solche, 
bypochondrischen 
Heimweh, ein in 
bekanntes, wenn auch weniger oft zugegebenes 
Leiden, würde die letzteren, namentlich, wenn 
es sich als Genosse (wie es dies sehr oft thut) 
die zu melancholischen und 
Ideen veranlagt sind. Das 
die 
und Arbeit dauernd nachtheilig beeinflussen. 
Der beste Bundesgenosse eines gesunden Körpers 
st gerade für den Dienst in unseren Schutz- 
gebieten in Afrika ein frischer, froher Sinn, 
der die Neigung hat, auch den unangenehmsten 
Dingen eine gute Seite noch abzugewinnen und 
mit Leichtlebigkeit und fröhlichem Gottvertrauen 
auch einmal schwere Zeiten erträgt in der 
freudigen Zuversicht, daß wieder bessere kommen 
werden. 
Das beste und geeignetste Lebensalter für 
Aufenthalt und Thätigkeit zum Dienst in den 
Tropen liegt in den Grenzen zwischen 21 und 
35 Jahren. 
falls das Alter sein, in dem der Körper schon 
die Entwickelung seiner sämmtlichen äußeren 
und inneren Organe ganz und gleichmäßig 
vollendet hat. Das ist vor Allem wichtig wegen 
der Blutbeschaffenheit. Alle mit der Entwicke- 
lungsperiode verbundenen Veränderungen der- 
selben mit ihren Folgen, wie Blutarmuth, 
Bleichsucht, machen für den Tropendienst durch- 
aus untanglich. Denn der größt= nachtheilige 
Einstuß des Tropenklimas schon für einen ge- 
sunden Menschen mit normaler Blutmenge 
und Beschaffenheit liegt in der Verschlechterung 
derselben. Ein gesunder Mensch erträgt die 
lebtere geraume Zeit und erholt sich auch nach 
längerem Tropenaufenthalt durch Urlaub und 
Klimawechsel von derselben, ein Bleichsüchtiger 
und Blutarmer nicht. 
Die Körpergröße 
Nolle, allein maßgebend ist das 
hältniß zwischen Körperlänge und 
der äußeren und inneren Organe. 
Hautfarbe dürfen gleichfalls als unterschiedslos 
für die kürperliche Tauglichkeit angesehen werden. 
Ein blonder Mensch, dessen Gesichtsfarbe ein 
isches gesundes Roth zeigt, ist, bei Zutreffen 
aller übrigen, oben genannten Bedin . 
ebenso tauglic ie ei telh ndngen 
#ch, wie ein dunkelhaariger, der 
spielt keinc entscheidende 
Entwickelung 
zu empfehlen, ebensowenig 
Ost-Afrika beispielsweise recht 
zum Malaria-Fieber gesellt, sehr sest packen und D 
Frendigkeit und Lust und Liebe zu Dienst 
Die untere Grenze muß jeden- 
richtige Ver- 
Haar= und 
  
  
––-. 
blasser ist, aber dabei doch gesund und kräftig 
aussieht; man darf die Gesichtsfarbe allein 
niemals für Blutmenge und Blutbeschaffenheit 
verantwortlich machen. 
In Zusammenfassung vorstehender Aus- 
führungen dürfte somit durchschnittlich als best- 
geeignet für Dienst und Thätigkeit in den 
Truppen der deutschen Schutzgebiete erscheinen: 
Ein mittelgroßer, etwa 24 Jahre alter 
Mann, mit gesunder Gesichtsfarbe, kräftigem 
Krnochenbau, gut entwickelter und sowohl durch 
den Militärdienst, als auch durch lebung und 
Beruf gefestigter, strassfer Muskulatur und 
normalem Fettpolster, der frei von jeder Krank- 
heitsanlage, gesunde, durch keine eingreifende 
Erkrankung angegriffene, äußere und innere 
Körperorgane, vor Allem aber ein gesundes, 
kräftig arbeitendes Herz und gesunde, ausgiebig 
athmende Lungen besitzt und sich bei stets 
gutem Appetit und regelmäßiger, normaler 
Verdauung einer heiteren und ruhigen Ge- 
müthsverfassung, gepaart mit energischem Cha- 
rakter, erfreut. 
(gez.) Dr. Kohlstock, 
Stabsarzt bei dem medizinisch-chirurgischen 
Friedrich-Wilhelms-Institut. 
Die Witterungsverhältnisse in Lüdwest-Afrika. 
Zuverlässigen Privatnachrichten aus Süd- 
west-Afrika entnehmen wir die nachstehenden 
Angaben über die dortigen außergewöhnlichen 
klimatischen Verhältnisse während der ver- 
flossenen Sommermonate. 
In Damara und Namagqualand fiel seit 
Anfang Juni d. J. das Thermometer fast regel- 
mäßig nach Sonnenuntergang bis auf 7° R. 
unter Null. 
Kurz vor Sonnenaufgang wurde im Juli 
d. J. fast regelmäßig 4% bis 7° unter Null 
konstatirt. 
In Hvachangs und anderen Orten wird 
in den von dortigen Fremden bewohnten 
Häusern andauernd geheizt, und Reisende fanden, 
daß ihr Wasservorrath in den mitgeführten 
Wassersäcken bis gegen 11 Uhr Morgens noch 
gefroren blieb. . 
Allerdings scheint das diesjährige Sommer- 
klima jener Gebiete ein ganz besonders strenges 
gewesen zu sein. » 
Während durch anhaltende starke Sommer= 
regen der Grasbestand ein reichlicher ist und 
an Wasser kein Mangel besteht, sind bei den 
Eingeborenen, die in der Nähe der Flüsse an- 
gesiedelt waren, ausnehmend viel Fieberkrank- 
heiten mit tödtlichem Ausgange vorgekommen.
	        
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