Full text: Deutsches Kolonialblatt. I. Jahrgang, 1890. (1)

von Guinea einen lebhaften Aufschwung nimmt. 
Die Spanier scheinen daselbst eine Faktorei 
errichten zu wollen. Der Generalkommissar 
hat angeordnet, daß man ihnen in jeder Be— 
ziehung entgegenkommen solle unter der Be— 
dingung, daß sie sich den französischen Gesetzen, 
insbesondere der lokalen Gesetzgebung über die 
Landkonzessionen fügen. 
Verschiedene Landeshäuptlinge sind nach 
Libreville gekommen, um Herrn de Brazza 
einen Besuch abzustatten, und haben denselben 
von der bevorstehenden Errichtung spanischer 
Faktoreien benachrichtigt. Gleiche Nachrichten 
kommen von der Mündung des Benito-Flusses, 
wo ein spanisches Schiff die Flagge gezeigt hat. 
Herr de Brazza hat sofort wieder einen fran- 
zösischen Posten nach jenem Punkt verlegt. Der 
„Basilisk“ hat das bei der Uvinig-Spitze im 
Muni-Fluß stationirte Kanonenboot neu ver- 
Proviantirt. 
Herr de Brazza hat eine viertägige Reise 
auf dem Como-Fluß unternommen und die Lage 
dieses Theiles der Kolonie erkundet. In Nin- 
guc-Ninguc, wo Como und Bakouc zusammen- 
fließen, machen die Feindseligkeiten zwischen den 
einzelnen Dörfern die Lage immer noch schwierig; 
indessen beginnen die Pahouins das Eigenthum 
und die Person der Europäer zu respektiren, 
und wir brauchen weniger in ihre Händel uns 
einzumischen. 
Im Gebiete des oberen Como, welches 
wenig von den Dampfern der Geschäftshäuser 
besucht wird, hat Herr de Brazza die große 
Bedeutung der Uferdörfer und verhältnißmäßige 
Dichtigkeit der Bevölkerung festgestellt.“ 
In dem Versuchsgarten der Kolonie sind 
verschiedene agrikulturelle Arbeiten ausgeführt 
worden. Ein 200 m langer Graben ist angelegt 
worden, um den Abfluß des Wassers zu be- 
fördern, welches während der Regenzeit einzelne 
Theile der Plantage in Sumpf verwandelt. 
Ein Theil der im vorigen Jahre zerstörten 
Wege ist wiederhergestellt und verbreitert worden; 
dieselben werden während der kommenden Regen- 
periode mit Avokatiers (ein Baum mit großen 
birnenförmigen, eßbaren Früchten, welche als 
Mittel gegen die Dysenterie gelten), Sapo- 
tilliers (ein auf den Antillen heimischer Baum 
mit ausgezeichneten Früchten, aus welchen auch 
ein Liqueur bereitet wird), Eukalyptus, Bambus 
u. s. w. bepflanzt werden. Zwischen den beiden 
Kulturflächen hinter dem Versuchsgarten ist ein 
Terrain von zwei Hektaren urbar gemacht 
worden. Dies ist hauptsächlich zu dem Zwecke 
geschehen, um die gesundheitlichen Verhälknisse 
des Thales zu verbessern, welches durch einen 
vielfach gewundenen, mit Gebüsch bewachsenen 
sumpfigen Graben durchschnitten wird. 
  
296 — 
« « Dies 
Terrain wird ebenfalls entwässert und mit 
Eukalyptus bepflanzt werden. 
— — — — 
Crpedition des Administrators Cholet auf dem 
Sangba-Iluß. 
Das „Journal Officiel“ vom 10. d. M. 
enthält den Bericht, welchen der Administrator 
von Brazzaville, Herr Cholet, dem General- 
kommissar der französischen Kolonie „Gabon 
et Congo français“ über seine Expedition 
auf dem Sangha-Fluß erstattet hat. 
Cholet fuhr am 30. März d. J. mit 
dem Kanonenboot „Ballay“ von Bonga zur 
Ersorschung des Sangha ab. Der eigentliche 
Sangha zeigt sich überall 1200 bis 1800 m 
breit mit Ausnahme einer Strecke zwischen. 
den Nebenflüssen Missango und Djali, wo er 
nur halb so breit ist. Cholet drang bis zu 
einem Punkte vor, wo der Masa und N'Goko 
in den Sangha fließen. Es liegt daselbst das 
große Dorf Uosso, dessen Häuptling Min- 
ganga einen großen Einfluß auf das um- 
liegende Gebiet ausübt. Nachdem Cholet 
vergeblich versucht hatte, den Massa hinauf- 
zufahren, welcher etwa einen Kilometer breit, 
aber von geringer Tiefe ist, gelang es ihm, 
den höchstens 200 m breiten N'Goko noch auf 
eine längere Strecke zu befahren; aus Mangel 
an Lebensmitteln mußte er dann von weiterem 
Vordringen zu Lande absehen und sah sich 
genöthigt, umzukehren. Zur Rückreise brauchte 
er 5 Tage (je 8 Stunden) bis Uosso, 7 fernere 
Tage bis Banga und 5 Tage bis Brazzaville. 
Mit einem Fahrzeng von 90 cm Tiefgang 
kann man nach Cholets Meinung zu jeder 
Jahreszeit bis nach llosso (2°" 30/ N-Br.) 
gelangen, in der Zeit des höchsten Wasser- 
standes (August bis Dezember) aber erheblich 
weiter, weil die Länge des Sangha beträchtlich 
sein soll und der Schifffahrt durch Strom- 
schnellen keine Hindernisse bereitet werden. 
  
IV. Tikkerar. Beiprranmarn. 
Emin Pascha und die Menterei in Aequa- 
toria von A. J. Mounteney, Jephson und 
Heury M. Stanley. Leipzig, F. A. Brock- 
haus. Preis geh. 9 Mark. 
Im April 1888 traf Stanley zum ersten 
Male mit Emin Pascha am Albert-See zu- 
sammen, mußte sich indessen bald wieder von
	        
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