Full text: Deutsches Kolonialblatt. I. Jahrgang, 1890. (1)

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ihm trennen, um die Nachhut seiner Expedition 
aufzusuchen, welche in Dambuga unter dem Be- 
sehl des Majors Barttelot zurückgeblieben 
war. Bis zu seiner Rückkunft, welche erst im 
Jannuar 1889 erfolgte, ließ er den Verfasser 
des vorliegenden Buches, Herrn Jephson, bei 
Emin zurück, um mit letzterem dessen Provinz 
zu durchreisen und den Truppen über die 
Zwecke der Stanleyschen Expedition näheren 
Aufschluß zu geben. Während dieses langen 
Zeitraumes befand sich Jephson mit Emin 
in der Provinz Hatt el Estiva. Seine Schilde- 
rungen beruhen auf eigener Anschauung und 
füllen hierdurch eine Lücke des Stanleyschen 
Werkes „Im dunkelsten Afrika“ aus, welches 
in Nr. 9 des „Deutschen Kolonialblattes“ be- 
sprochen worden ist. Sie geben uns ein Bild 
der schwierigen Lage, in welcher sich Emin 
während der langen Zeit befand, in welcher er 
die ihm anvertraute Provinz verwaltet hat. 
Obgleich die egyptischen Offiziere, welche seinem 
Kommando unterstanden, den Abschaum der 
egyptischen Truppen bildeten, obgleich sie fast 
durchweg zu den wegen begangener Verbrechen 
Verbannten zählten und an Treulosigkeit und 
verrätherischer Gesinnung ihres Gleichen suchten, 
ist es Emin Pascha gelungen, seine Provinz 
bis zur Ankunft der Stanleyschen Expedition 
zu halten. Von allen Hülfsmitteln abgeschnitten, 
hat er es verstanden, mit Benutzung der Hülfs- 
quellen des uncivilisirten Landes, in welchem 
er sich befand, für alle Bedürfnisse seiner Leute 
zu sorgen und selbst die Angriffe der Mahdisten 
unter Keremallah siegreich zurückzuschlagen. 
Da langte die englische Entsatz-Expedition an 
und ihr Führer forderte Emin und die Sol- 
daten auf, das Land zu verlassen, in welchem 
sie lange Jahre gelebt hatten und sich wohl 
fühlten. Dies gab den Anlaß zur Empörung. 
Die Offiziere und Soldaten konnten sich nicht 
vorstellen, daß eine Entsatz-Expedition aus 
Egypten von Westen her und nicht vielmehr 
von Norden aus zu ihnen gelangen solle; sie 
hielten daher Stanley für einen Betrüger 
und glaubten, daß er mit Emin im Bunde 
stehe, um sie zu Sklaven der Engländer zu 
machen. Emin wurde seiner Würde als Mudir 
entsetzt und mußte mit Jephson mehrere Mo- 
nate die Gefangenschaft erdulden. Nur die Un- 
einigkeit unter den Rebellen selbst und der Um- 
  
stand, daß nicht eine der gegen Emin erhobenen 
Anklagen bewiesen werden kann, retten beide 
vor einem schlimmeren Schicksal. Erst als die 
Mahdisten von Norden her herannahten und 
die nördlichen Stationen eingenommen hatten, 
wurde Emin freigelassen. Er zog sich auf die 
südlichen Stationen zurück und verband sich 
schließlich mit Stanley, um mit einem kleinen 
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Theil seiner Leute im Verein mit der Stan- 
leyschen Karawane den Marsch nach Zanzibar 
anzutreten. 
In einfacher und fesselnder Weise erzählt 
Jephson alle diese Ereignisse. Die Sympathie, 
welche er für Emin fühlt, spricht überall aus 
seiner Erzählung, und wiederholt giebt er dem 
Gedanken Ausdruck, daß Emin ein guter Gou- 
verneur, wenn auch zuweilen nicht energisch 
genug gewesen sei. Er betont, daß der Ein- 
tritt der Katastrophe nicht auf die Schuld 
Emins, sondern auf die jämmerliche Be- 
schaffenheit des ihm unterstellten Menschen- 
materials zurückzuführen sei. Erst im Schluß- 
kapitel, welches später wie die übrigen geschrieben 
ist, macht sich ein Gefühl der Bitterkeit gegen 
Emin geltend, welchem Aenderung seiner ur- 
sprünglich dankbaren Gesinnung gegen die Mit- 
glieder der Entsatz-Expedition, ja geradezu Un- 
dankbarkeit vorgeworfen wird. Diese Beur- 
theilung Emins ist offenbar auf den Einfluß 
Stanleys zurückzuführen, welcher sich als Mit- 
verfasser des Buches bezeichnet. Auch Emin 
hatte selbstverständlich erkannt, was heut für 
Jedermann offen zu Tage liegt, daß die Ex- 
pedition Stanleys keineswegs uneigennützigen 
Interessen diente, sondern vielmehr politische 
und finanzielle (Emin hatte nach Jephson 
für etwa 2¼ Millionen Mark Elfenbein auf- 
gestapelt) Ziele verfolgte. Das Mißlingen der- 
selben hatte eine starke Mißstimmung auch gegen 
Emin zur natürlichen Folge. 
Das Werk enthält im Uebrigen viele von 
sorgfältiger Beobachtung zeugende Bemerkungen 
über Land und Volk, über den Handel — 
wobei Jephson den Wunsch ausspricht, eine 
bessere Sorte von Waaren in Afrika eingeführt 
zu sehen, als die billigen und schlechten Baum- 
wollenstoffe aus Manchester —, über den Ein- 
sluß der Mission (S. 279), die Bildungsfähig- 
keit der Eingeborenen, über die Danagla, die 
Anhänger des Mahdi u. A. 
Zahlreiche Abbildungen (zwei davon von 
Mrs. Stanley gezeichnet) schmücken das Werk, 
dem außerdem eine Karte von Emins früherer 
Provinz, sowie ein Faksimile eines an Emin 
gerichteten Briefes des Mahdisten-Generals 
Omar Saleh beigegeben ist. 
Das Oktober-Heft des „Bulletin Oftciel 
de I’Etat Indépendant du Congo“ hat fol- 
genden Inhalt: 
Eine Verordnung vom 15. September d. J. 
bestimmt, daß bei der sanitären Inspektion der 
Schiffe und Fahrzeuge in Neu-Antwerpen 
(Bangala) gleichzeitig eine Untersuchung statt- 
zufinden hat, vb Verletzungen der Bestimmungen
	        
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