Full text: Deutsches Kolonialblatt. I. Jahrgang, 1890. (1)

—. 
Dorf Dschigbe folgt eine Strecke von 1 Kilo- 
meter Savanne, der Rest ist Laterit mit stellen- 
weise schönem Hochwald und dichtem Unterholz. 
Adangbe — von Kove 7½¼ Kilomcter ent- 
fernt — ist ein Ort mit ein paar Tausend 
Einwohnern, es ist der Knotenpunkt der aus 
allen Richtungen kommenden Karawanensteige. 
Die Wegstrecke von Adangbe nach Kprego — 
12¼4 Kilometer — kann als Savanne be- 
zeichnet werden. Die kleinen mit tiefer guter 
Erde versehenen Stellen sind fast alle mit 
Oelpalmen bestanden, andere dienen zur Kultur 
von Nutzpflanzen, auch Baumwolle, die in ein- 
zelnen Exemplaren angepflanzt wird. Sämmt- 
liche hier passirten Wasserläufe waren trocken 
und sind dieses während 6 Monate des Jahres. 
Das Wasser ist daher — weil die Anfertigung 
von Brunnen, wegen des hochlagernden Granits 
unmöglich, die Anfertigung von Cisternen aber 
den Eingeborenen noch unbekannt ist — sehr 
knapp und besonders schlecht. Es wird in 
Töpfen oder Kalabassen (Kürbisschalen) aus 
den Pfützen des Haho= und Dili-Flusses heran- 
getragen. 
Kpvego ist ein kleines freundliches Dorf 
mit sehr bescheidenen fleißigen Bewohnern. 
Die weibliche Bevölkerung zieht die selbst ge- 
baute Baumwolle in Fäden und dreht solche 
auf Spindeln. Die männliche Bevölkerung 
webt von diesem Garn schmale Zeugstreifen, 
die zusammengenäht zur Bekleidung der Neger 
dienen. In diesem Dorf wurden die ersten 
Taro-Pflanzen — Colocasia esculenta zur 
Familie Araceae gehörend — bemerkt; das 
sehr nahrhafte Rhizom wird hier nicht gegessen, 
die Pflanze dient vielmehr ihrer Blätter wegen, 
nur zur Zierde. Von Kpvego führt der Weg 
über Gaphe nach Ernsthausen (10¼ Kilo- 
meter). Auch hier trifft man Savanne mit 
einzelnen kleinen theils sehr schönen Oelpalmen= 
flächen. Die Wasserläufe sind außer Dili 
sämmtlich trocken. Dili ist etwa 4 Meter 
breit und 1½ Meter tief. Das Flußbett 
liegt voller Granitblöcke. In der Trockenzeit 
sind einzelne Becken — einem Reservoir gleich 
— mit Wasser gefüllt. Unweit Gaphe befindet 
sich ein mit herrlichen Bäumen bestandenes Stück 
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entfernt und ist auf einem 4 Meter breit ge- 
schlagenen gut unterhaltenen Weg zu erreichen. 
Die Station Ernsthausen ist in sog. Sa- 
vanne angelegt und ctwa 2 Hektar groß. Der 
Boden besteht aus verwittertem Gestein mit 
vegetabilischen Stoffen (Humus) und Quarz- 
sand gemischt, hat eine schwarzgraue Färbung 
und ist, da stellenweise Rotheisenerz zu Tage 
tritt, sehr flachgründig. 
  
Von dem geklärten Land ist ein Stück mit 
Maniok, ein anderes mit etwa 10 000 Tabaks- 
pflanzen besetzt. Die letzteren sind jedoch 
etwas zu spät gepflanzt. Von Ernsthausen 
bis zum Lagerplatz einer zu Gaphe gehörenden 
Farm beträgt die Entfernung 10¼ Kilometer. 
Savanne, Hochwald, Oelpalmen wechseln mit 
kleinen Farmen ab. Die Dörfer sind sämmt- 
lich von schönen Oelpalmenhainen umgeben. 
Das Lager wurde an dem den Sio-Fluß 
einschließenden Urwald aufgeschlagen. Große 
Jams= und Maisfelder sind hier auf jung- 
fräulichem dunkelbraunen Urwaldboden ange- 
legt, die Erträge sind großartig. Das über 
4 Stunden entfernte Dorf Gaphe baut hier 
theilweise seinen Bedarf an Proviant. Von 
diesem bis zum nächsten Lagerplatz sind es 
16¼ Kilometer. Man kommt auf einer Strecke 
von 2½ Kilometer nur durch Urwald, auf 
dessen herrlichem Boden jedes Produkt gebant 
werden kunn, und gelangt dann zum Sio- 
Fluß. Derselbe ist an der Uebergangsstelle 
20 Mocter breit mit einem 4 Meter tiefen 
sandigen Flußbett, welches 60 Centimeter mit 
Wasser gefüllt war. Sandbänke und über- 
hängende Bäume, weiter nach der Mündung 
zu große Felsblöcke und schließlich Versumpfung 
machen denselben als Wasserstraße unbrauchbar. 
Nordwestlich vom Fluß reicht der Urwald 
noch 1¼ Kilometer weiter und grenzt hier 
an eine große, in jetziger Zeit wasserarme 
Savanne; es giebt in derselben nur zwei 
Quellen, an denen sich Mensch und Thier 
erfrischen können. Der Charakter dieser Sa- 
vanne ist der bereits geschilderte, doch giebt es 
der kleinen Stellen mit tieferem besseren Boden 
nur wenige. 
Die Flora ändert sich insoweit, als hier einige 
Mangifera-Arten reichlich vertreten sind, beson- 
ders diejenige, welche die sog. Schibutter liefert. 
Die Schibutterfrucht, einer Roßkastanie sehr 
ähnlich, ist einc Lieblingsspeise der Elephanten, 
welche in der Regenzeit aus den Gebirgen 
herunterkommen und sie aufsammeln. Stellen- 
weise wird auch die Frucht von Eingeborenen 
gesammelt und zu Schibutter verarbeitet. In 
ich es Stiict dieser von Menschen wenig besuchten Ebene, 
Hochwald. Ernsthausen, die von Dr. Henrici welche Quadratmeilen einnimmt, 
angelegte Station, liegt 3 Kilometer von Gaphe Elephanten, Büffel, Pferde, Antilopen, Wild- 
sind noch 
schweine, Leoparden, Affen und das Perlhuhn 
in Menge vorhanden. Bemerkenswerth sind 
die einzeln in der Savanne liegenden großen 
Granitblöcke. Einer derselben war 6 Meter 
hoch und hatte 30 Meter im Durchmesser. 
Vom Lagerplatz bis Atawie sind 13½¼ Kilo- 
meter — 4½ Stunden Marsch. Bis zum 
jetzt trockenen Avetb-Fluß bleibt Savanne. 
Von hier ab tritt an die Stelle des bis dahin
	        
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