Full text: Deutsches Kolonialblatt. I. Jahrgang, 1890. (1)

Der Weitermarsch nach Avo Koffi — 13⅛ 
Kilometer — führt anfangs durch ein ktleines 
Stück guten Landes mit einzelnen Oelpalmen 
und Proviant-Anpflanzungen, sodann beginnt 
Savanne, deren öder Charakter durch kleine 
Stellen Hochwald und einzelne Proviant- 
Anpflanzungen etwas gemildert wird. 
In Batome blieb Premierlientenant Herold, 
der mich bis hier begleitet hatte, zurück, ich 
wanderte von hier auf dem denkbar schlechtesten 
Wege weiter. Ein Weg ist es eigentlich nicht 
zu nennen, denn es ist ein 20 Centimeter 
breiter, 10 bis 30 Centimeter tief ausgetretener 
Steig, der mit Gras bedeckt und stellenweise 
durch quer über denselben liegende Stämme 
und Büsche gesperrt wird. Verschiedentlich ist 
das Gras so hoch, daß man kaum die Augen 
offen halten kann, ohne dieselben zu beschädigen; 
vom Steig ist nichts zu sehen und es bleibt 
dem Gefühl der Füße überlassen, sich ihren 
eg zu suchen. 
Einen halben Kilometer von Avo Koffi 
entfernt liegt ein einige Quadratkilometer großer 
Urwald (Fetischbusch). Der Boden ist, wenn 
auch auf einzelnen Stellen flachgrundig, sehr 
fruchtbar. Das Terrain wäre zur Anlage 
einer Pflanzung passend, doch bereiten die 
Eigenschaft des Waldes als Fetischbusch sowie 
der Wassermangel Hindernisse. Das Wasser 
müßte etwa sechs Monate im Jahr aus dem 
Jodschie-Fluß geholt werden. Dahinter folgen 
Savanne und einzelne kleine Oelpalmenwälder. 
Beim Dorfe Assahun wurde Lateritboden 
mit hohen Bäumen, Schlingpflanzen und Ge- 
büsch angetroffen. 
Die jetzt folgenden Stellen, wo Savanne 
vorhanden, sind verhältnißmäßig klein, vor- 
herrschend ist Laterit mit einer guten Vege- 
tation. 
Von Kewe Ga — 11¾ Kilometer hinter 
Avo Koffi — wurde der Marsch nach Agidi 
Koffi (auch Tove genannt) fortgesetzt. Es 
sind dies 193/¾ Kilometer. Bis zum Dorf 
Badscha und 2 Kilometer weiter zeigt sich 
mehr Savanne wie Laterit. Südlich des jetzt 
trockenen Balahoe-Flusses beginnt ein auf 
Lateritboden stehender Oelpalmenwald, der sich 
ununterbrochen bis Agidi Koffi hinzieht. Die 
hier stehenden Palmen sind nur zum geringsten 
Theil gepflanzt, die meisten sind von aus- 
gefallenen Nüssen von selbst gewachsen. Hieraus 
erklärt sich die große Unregelmäßigkeit der 
Distanzen. Es wäre sehr angebracht, wenn 
die Eigenthümer angehalten würden, dic allzu 
dichten Palmenbestände auszudünnen und eine 
rationelle Wirthschaft einzuführen. 
Kleine Proviant-Pflanzungen werden auf 
dem mit Oelpalmen bestandenen Land angelegt. 
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Einzelne Gehöfte liegen zerstreut zwischen den 
Palmen umher. Die Eingeborenen beschäftigen 
sich mit etwas Oel= und Kernefabrikation. 
Von Agidi Koffi bis Lome beträgt die 
Entfernung 133¾ Kilometer. Der Boden bleibt 
bis zur Lome-Lagune Laterit. 
Das Ergebniß meiner Reise, zu einem 
Gesammtbild zusammengestellt, ist folgendes: 
Sollen Plantagenbau oder Handel im Togo- 
Gebiet einen Aufschwung nehmen, dann müssen 
so schnell wie möglich ins Innere führende 
Wege gebaut werden, einer von Lome nach 
Misahöhe und ein zweiter von Wo Ga oder 
Klein-Popo nach Adangbe. Die Haupthandels- 
straße führt von Lome über Misahöhe nach 
Salaga. Der jetzige Steig ist jedoch so schlecht, 
daß, wenn die Träger aus dem Agome-Distrikt 
zur Küste kommen, sie von ihren Kleidern nur 
noch Fetzen am Leibe tragen. Zwei Passanten 
können nicht gehend aneinander vorbeikommen, 
sondern Einer muß warten, bis der Andere 
passirt ist. 
Auf einem guten, fahrbaren Wege können 
die im Innern lagernden Massen von Palm- 
kernen per Ochsenwagen zur Küste geschafft 
und verwerthet werden. Die Kaufleute können 
dann ihre Waaren den Gummi= und Oel- 
produzenten unter gegenseitigen günstigeren 
Bedingungen verkaufen, da sie an Transport- 
kosten sparen. Auch können die Kaufleute dann 
die Gewinnung des Gummi und anderer 
Produkte selbst überwachen und dadurch ein 
bedeutend besseres Produkt auf den Markt 
bringen. 
Sollen aber Pflanzungen angelegt werden, 
dann ist eine öffentliche fahrbare Straße noch 
nothwendiger. 
Der Transport von Produkten und Waaren 
mit Trägern würde die Kultur so vertheuern, 
daß kaum ein Reingewinn übrig bleiben würde. 
Die Mitte des Agotime-Distrikts wäre mit 
einem Wagen in zwei Tagen zu erreichen, 
während Träger fünf Tage dazu gebrauchen. 
Außerdem kann man mit einem von zwei 
Ochsen bespannten Wagen so viel transportiren, 
als mit 25 Trägern. Das für das Zugvieh 
nöthige Futter ist allenthalben reichlich kostenlos 
zu haben. 
Eine rentable Pflanzung kann ferner nur 
da angelegt werden, wo geeigneter Boden und 
Wasser reichlich vorhanden sind. Beides ist 
von Wo Ga nach Adangbe, im oberen Agotime- 
Distrikt und an den Ufern des Sio-Flusses zu 
finden. 
Werden die in Vorschlag gebrachten zwei 
Straßen gebaut, so finden sich die nöthigen 
Verbindungswege von selbst, d. h. die Pflanzer 
würden sich entweder in der Nähe der Straße
	        
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