Der Weitermarsch nach Avo Koffi — 13⅛
Kilometer — führt anfangs durch ein ktleines
Stück guten Landes mit einzelnen Oelpalmen
und Proviant-Anpflanzungen, sodann beginnt
Savanne, deren öder Charakter durch kleine
Stellen Hochwald und einzelne Proviant-
Anpflanzungen etwas gemildert wird.
In Batome blieb Premierlientenant Herold,
der mich bis hier begleitet hatte, zurück, ich
wanderte von hier auf dem denkbar schlechtesten
Wege weiter. Ein Weg ist es eigentlich nicht
zu nennen, denn es ist ein 20 Centimeter
breiter, 10 bis 30 Centimeter tief ausgetretener
Steig, der mit Gras bedeckt und stellenweise
durch quer über denselben liegende Stämme
und Büsche gesperrt wird. Verschiedentlich ist
das Gras so hoch, daß man kaum die Augen
offen halten kann, ohne dieselben zu beschädigen;
vom Steig ist nichts zu sehen und es bleibt
dem Gefühl der Füße überlassen, sich ihren
eg zu suchen.
Einen halben Kilometer von Avo Koffi
entfernt liegt ein einige Quadratkilometer großer
Urwald (Fetischbusch). Der Boden ist, wenn
auch auf einzelnen Stellen flachgrundig, sehr
fruchtbar. Das Terrain wäre zur Anlage
einer Pflanzung passend, doch bereiten die
Eigenschaft des Waldes als Fetischbusch sowie
der Wassermangel Hindernisse. Das Wasser
müßte etwa sechs Monate im Jahr aus dem
Jodschie-Fluß geholt werden. Dahinter folgen
Savanne und einzelne kleine Oelpalmenwälder.
Beim Dorfe Assahun wurde Lateritboden
mit hohen Bäumen, Schlingpflanzen und Ge-
büsch angetroffen.
Die jetzt folgenden Stellen, wo Savanne
vorhanden, sind verhältnißmäßig klein, vor-
herrschend ist Laterit mit einer guten Vege-
tation.
Von Kewe Ga — 11¾ Kilometer hinter
Avo Koffi — wurde der Marsch nach Agidi
Koffi (auch Tove genannt) fortgesetzt. Es
sind dies 193/¾ Kilometer. Bis zum Dorf
Badscha und 2 Kilometer weiter zeigt sich
mehr Savanne wie Laterit. Südlich des jetzt
trockenen Balahoe-Flusses beginnt ein auf
Lateritboden stehender Oelpalmenwald, der sich
ununterbrochen bis Agidi Koffi hinzieht. Die
hier stehenden Palmen sind nur zum geringsten
Theil gepflanzt, die meisten sind von aus-
gefallenen Nüssen von selbst gewachsen. Hieraus
erklärt sich die große Unregelmäßigkeit der
Distanzen. Es wäre sehr angebracht, wenn
die Eigenthümer angehalten würden, dic allzu
dichten Palmenbestände auszudünnen und eine
rationelle Wirthschaft einzuführen.
Kleine Proviant-Pflanzungen werden auf
dem mit Oelpalmen bestandenen Land angelegt.
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Einzelne Gehöfte liegen zerstreut zwischen den
Palmen umher. Die Eingeborenen beschäftigen
sich mit etwas Oel= und Kernefabrikation.
Von Agidi Koffi bis Lome beträgt die
Entfernung 133¾ Kilometer. Der Boden bleibt
bis zur Lome-Lagune Laterit.
Das Ergebniß meiner Reise, zu einem
Gesammtbild zusammengestellt, ist folgendes:
Sollen Plantagenbau oder Handel im Togo-
Gebiet einen Aufschwung nehmen, dann müssen
so schnell wie möglich ins Innere führende
Wege gebaut werden, einer von Lome nach
Misahöhe und ein zweiter von Wo Ga oder
Klein-Popo nach Adangbe. Die Haupthandels-
straße führt von Lome über Misahöhe nach
Salaga. Der jetzige Steig ist jedoch so schlecht,
daß, wenn die Träger aus dem Agome-Distrikt
zur Küste kommen, sie von ihren Kleidern nur
noch Fetzen am Leibe tragen. Zwei Passanten
können nicht gehend aneinander vorbeikommen,
sondern Einer muß warten, bis der Andere
passirt ist.
Auf einem guten, fahrbaren Wege können
die im Innern lagernden Massen von Palm-
kernen per Ochsenwagen zur Küste geschafft
und verwerthet werden. Die Kaufleute können
dann ihre Waaren den Gummi= und Oel-
produzenten unter gegenseitigen günstigeren
Bedingungen verkaufen, da sie an Transport-
kosten sparen. Auch können die Kaufleute dann
die Gewinnung des Gummi und anderer
Produkte selbst überwachen und dadurch ein
bedeutend besseres Produkt auf den Markt
bringen.
Sollen aber Pflanzungen angelegt werden,
dann ist eine öffentliche fahrbare Straße noch
nothwendiger.
Der Transport von Produkten und Waaren
mit Trägern würde die Kultur so vertheuern,
daß kaum ein Reingewinn übrig bleiben würde.
Die Mitte des Agotime-Distrikts wäre mit
einem Wagen in zwei Tagen zu erreichen,
während Träger fünf Tage dazu gebrauchen.
Außerdem kann man mit einem von zwei
Ochsen bespannten Wagen so viel transportiren,
als mit 25 Trägern. Das für das Zugvieh
nöthige Futter ist allenthalben reichlich kostenlos
zu haben.
Eine rentable Pflanzung kann ferner nur
da angelegt werden, wo geeigneter Boden und
Wasser reichlich vorhanden sind. Beides ist
von Wo Ga nach Adangbe, im oberen Agotime-
Distrikt und an den Ufern des Sio-Flusses zu
finden.
Werden die in Vorschlag gebrachten zwei
Straßen gebaut, so finden sich die nöthigen
Verbindungswege von selbst, d. h. die Pflanzer
würden sich entweder in der Nähe der Straße