Full text: Deutsches Kolonialblatt. I. Jahrgang, 1890. (1)

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Begünstigung durch die Verhältnisse der Energie 
und Kaltblütigkeit der Forscher zu verdanken. 
In ersterer Hinsicht ist besonders des Um— 
standes zu gedenken, welcher es den Reisenden 
ermöglichte, in Lubuku bei den Baschilange — 
zwischen der Westküste und dem Tanganjika — 
neue Träger zu erhalten und mit deren Hülfe 
die Reise fortzusetzen. Zwei obere Häuptlinge 
dieses Volksstammes waren einige Jahre zuvor 
westwärts gereist und in der Fremde gestorben. 
Der allgemeine Glaube in Lubuku, daß die 
  
Geister der Verstorbenen in irgend einer Form 
zurückkehren, bewirkte im Verein mit dem Zu- 
sammentreffen verschiedener Umstände, daß man 
in Pogge und Wissmann jene Häuptlinge 
wiederzuerkennen meinte und sich bereit erklärte, 
ihnen überall hin zu folgen. In Nyangwe 
am Lualaba, der Stadt mit wenig Arabern 
und Tausenden von Sklaven, trennte sich 
Dr. Pogge von Wissmann, um nach der 
Westküste zurückzukehren. Wiss 
allein weiter. Die Energie und die geschickte 
Benutzung der Umstände, durch welche derselbe 
alle Schwierigkeiten gegenüber den eigenen 
Trägern, sowie die Angriffe feindlicher Ein- 
geborenen, wie der Mulolwa und der Waha 
(westlich und östlich des Tanganjika), zu über- 
winden wußte, sind bewunderungswürdig. 
Von Interesse ist die Beschreibung des 
Aufenthalts bei dem inzwischen verstorbenen 
Mirambo, dem „Napoleon Ost-Afrikas", 
welcher als erbitterter Feind die Araber in 
Schrecken setzte und im Norden und Westen 
von Tabora ein mächtiges Reich gründete. Bei 
Mirambo traf Wissmann mit Tippn 
Tips Sohn Zefu-bin-Mohammed zu- 
sammen und schloß sich demnächst auf dem 
Wege von Tabora, von wo er Reichard und 
Dr. Böhm in Gonda einen Besuch abgestattet 
hatte, der Karawane Tippu Tips bis 
Mpuapua an. Im November 1883 erreichte 
Wissmann Saadani, wo er von dem Kom- 
mandanten Bwana Heri, dem „feingekleideten, 
dicken, äußerst wichtig thuenden Wali“, em- 
pfangen wurde. 
Obgleich diese erste Forschungsreise Wiss- 
manns schon Anfang der achtziger Jahre 
unternommen wurde, ist die Beschreibung der- 
selben erst erfolgt, nachdem Wissmann in den 
Jahren 1883 bis 1885 das südliche Kongo- 
Becken durchforscht und 1886 bis 1887 eme 
zweite Durchquerung Afrikas von der Mün— 
dung des Kongo bis zu der des Zambesi aus- 
geführt hatte. 
Die Erfahrungen, welche Wissmann auf 
diesen Reisen gewonnen, verleihen den in dem 
vorliegenden Werk niedergelegten Urtheilen ein 
besonderes Interesse. Reiche Gegenden, die 
—Ô 
er auf seiner ersten Reise durchzog, fand 
er später von den von Nyangwe nach 
Westen vordringenden, Sklavenhandel treibenden 
Arabern verwüstet, glückliche Bölker vernichtet. 
Schon auf seiner ersten Reise sah Wissmann 
den bevorstehenden Kampf mit den Arabern 
voraus. Er schrieb damals in sein Tagebuch: 
„Bis jetzt, wo der Europäer dem Araber noch 
keine Konkurrenz gemacht hat, im Gegentheil 
dieser von Reisenden und Missionaren nur ver- 
dient, ist das Verhälmiß noch ein leidliches. 
Wird aber der Araber erst gewahr, daß der 
Europäer mit seinen überlegenen Mitteln ihm 
den Handel aus der Hand zu ringen anfängt, 
dann wird sich das Verhältniß sehr bald 
ändern." Auf seinen folgenden Reisen fand 
Wissmann eine solche Aenderung vor und 
inzwischen hat sich der Umschwung vollständig 
vollzogen. 
  
.(.— —— —— 
  
Der zweite Theil des Werkes giebt eine 
Darstellung von Pogges Anfenthalt in Lu— 
buku, Rückkehr und Tod. Der Anhang ent— 
hält „Praktische Winke zum Reisen im äqua- 
torialen Afrika“, meteorologische Beobachtungen, 
Höhenmessungen und astronomische Ortsbestim- 
mungen. 
Die Illustrationen sind nach Skizzen Wiss- 
manns von Rudolf Hellgrewe ausgeführt. 
Die beigefügten Karten von Nichard Kiepert 
geben eine gute Uebersicht der durchreisten 
Länder und des gewählten Weges. 
Mit Stanley und Emin Pascha durch 
Deutsch Ost-Afrika. Reise-Tagebuch des 
P. August Schynse. Herausgegeben von 
Karl Hespers. 116 Seiten gr. 8. 
Geh. 1,80 M. Verlag von J. P. Bachem, 
Köln. 
P. Schynse, welcher als Missionar der 
algerischen Missionsgesellschaft zwei Jahre am 
Kongo thätig war, war bereits im März 1887 
mit Stanley zusammengetroffen, als dieser, 
um Emin Hülfe zu bringen, den Kongo hinauf- 
ging. Der Zufall fügte es, daß beide sich 
Ende 1889 wiederum trafen und demnächst 
gemeinsam den Marsch durch die deutsche 
Interessensphäre nach der Küste zurücklegten. 
Schynse war inzwischen dem Provikariat 
Unyangembe zugetheilt worden, hatte aber in 
Folge des Aufstandes nach der Missionsstation 
Bukumbi am Südende des Biktoria Nyanza 
flüchten müssen. Bald darauf trafen Stanley 
und Emin Pascha in Makolo (südlich von 
Bukumbi) ein und Schynse erhielt vom Bischof 
Livinhac den Auftrag, der Expedition die 
erbetenen Kleidungsstücke u. s. w. zu überbringen. 
Bei seiner Rückkehr nach Bukumbi wurde ihm 
die Aufgabe, seinen augenleidenden Mitbruder
	        
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