Full text: Deutsches Kolonialblatt. II. Jahrgang, 1891. (2)

Gestaltung. 
Dieselbe hat eine Größe von etwa 800 qkm. 
Charakteristisch für diese Landschaft sind die 
zahlreichen, auf einer den Meeresspiegel bis 
1700 m überhöhenden Massenerhebung aufsge- 
setzten Bergketten. Dieselben bestehen meist 
aus Gneisschiefer und grobkörnigem Granit, 
sind von geringer Breite, bis 35 km lang, bis 
300 m hoch, steilgeböscht — viel Felshänge — 
und mit Geröll bedeckt. 
Boden und Bedeckung. 
Der Boden ist meist steinig und mit dichter 
Busch Savanne bestanden, die nach Osten an 
Dichtigkeit zunimmt. Schöner Baumbestand — 
vorzugsweise Akazien — ziert das sandige 
Bett der größeren Wasseradern. 
Wasserver hällnisse. 
Fließende Gewässer sind nicht vorhanden. 
Nur einige, wie der Swachaub und Knuisib, 
führen Wasser in regenreichen Jahren für einige 
Tage, längsteus eine Woche. Die steinige 
Bodenbeschaffenheil, verbunden mit starkem Ge- 
sälle, lätt das Wasser schnell absließen und in 
den sandigen Theilen der Flußbeiten versickern. 
Ohne zu große Mühe lann man hier Wasser 
durch Graben sinden, besonders, wo Bettver 
engungen sind oder steile Felswände dicht 
an das Bett herantreten. Auch fehlt es nicht 
an ossenem Wasser, welches an Stellen, wo 
lein Sonnenzutritt ist, das Jahr über vorhält. 
Heiße Quellen befinden sich in Klein und 
Groß-Barmen, Windhoek und zwischen letzterem 
Pla und Haris. 
Wege. 
Drei Hauptverkehrsstraßen 
das Gebiet: 
1. Walfischbay — Wilhelmsseste — Barmen 
— Windhoel — Rehoboth; 
führen 
2. Walfischbay — Ganab —. Gurumanas 
Rhoboth- 
3. Otjimbingue — Haris — Rehoboth. 
Die erstgenannte Fahrstraße verdient den 
Vorzug. 
Eine Herslellung neuer Wege ist leicht zu 
bewerkstelligen. 
Klima. 
Das Klima 
Tenerissas. 
Die durch die geringe Bewöllung veran- 
laßte starle Bodenerwärmung bei Tage und 
schnelle Ausstrahlung zur Nacht ruft große 
Temperaturdifferenzen hervor. Sie betragen 
eilwa 20° C. 
ist günstig. Es ähnelt dem 
Bodens 
durch 
156 
Die Jahresertreme der Temperaturen 
werden nach meiner Schätzung an der Küste 
zwischen +— 3°% und — 35° C., im Gebirge 
zwischen — 7° und + 32° C., auf dem 
Platean zwischen + 5° und 35° C liegen. 
Die Regen fallen in die Monate Oktober 
bis März, gewöhnlich Nachmittags. Sie sind 
meist von Gewittern mit starken Elcktrizitäts- 
entladungen begleitet. Die fallende Regen- 
menge ist naturgemäß am größten in der Ge- 
birgelandschaft 
Nach den Messungen des Missionars 
mann betrug dieselbe für Rehoboth: 
188½60/87: 216,5 mm, 
887, 88: 213,2 
1888.89: 116.1 
1889/00: 217,9 (36 Regentage). 
Während der Negenzeit herrschen den Tag 
über öslliche Winde vor. In der übrigen geit 
wechseln sie, Vormittags gewöhnlich aus Süd 
west, Nachmittags aus Nordost. 
He Sid- 
Ackerbau. 
Die ungünstige Vertheilung der an und 
für sich schon sehr geringen jährlichen Regen- 
menge schließt den lohnenden Betrieb von 
Ackerbau aus. Nur in sehr bescheidenem Maße 
lann solcher in Angriss genommen werden, 
lnapp ausreichend, um den Hausbedarf zu 
decken. Die bei Gartenanlagen von den Missio 
naren gemachten Ersahrungen haben gelehrt, 
daß man erst im zweiten Jahre nach gründ 
licher Bearbeitung und Durchdüngung des 
auf Erträge rechnen kaun. Auf den 
meisten Plätzen wirten slörend auf das Gedeihen 
der Pflanzen der große Salpeter-, Salz und 
Thongehalt des Bodens. 
Geeignete Stellen sindet man nur vereinzelt 
in den Flußthälern, und hier vernichtet häufig 
genug das Ablommen des Wassers die in den 
Boden gesteckte Arbeit. 
In dem Tsaobis-Thale bei Wilhelmsseste 
ist Milte Juni laufenden Jahres durch einen 
Landwirth der Schutztruppe ein Versuchs- 
garten aulelegl worden, in welchem Dattel 
palmen, Feigenbäume, Feigenkaltus, Wein, 
Weizen, Mais, Haser, Kartosseln und dic ver 
schiedensten Gemüscarten Anpflanzung gesunden 
haben. 
Viehzucht. 
So wenig versprechend für den hiesigen 
Ansiedler der Ackerbau ist, so günstig dagegen 
gestalten sich für denselben die Resultate bei 
rationeller Viehzucht. 
Die Weideverhältnisse für Ninder, Schafe, 
Ziegen und Pferde sind derart, daß sie zur 
Ernährung einer unbegrenten Anzahl Thiere
	        
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