Full text: Deutsches Kolonialblatt. II. Jahrgang, 1891. (2)

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teine Kolonialpolitik möglich ist, und vor allen Dingen der Weisheit und der Kraft unserer 
glorreichen Herrscher, und insbesondere unseres jetzt regierenden Kaiserlichen Herrn. Im 
Vertrauen, daß diese idealen und wirthschaftlichen Elemente, aus welchen sich die deutschen 
lolonialen Bestrebungen zusammenseten, weiter mächtig wirken werden, hat sich die Kaiserliche 
Regierung an Sie, meine Herren, gewendet und Ihren Rath wie Ihre Milarbeit erbeten, um 
aus den noch unfertigen Verhälmissen allmählich jertige herzustellen. Nicht als Körperschaft, 
welche neben der Regierung zu wirken hat, sind Sie hier versammelt — wäre dies der Fall, 
so würde ein Würdigerer als ich aus Ihrer Mitte zur Leitung dieser Versammlung berusen 
sein —, sondern gemeinschaftlich mit der Regierung sollen Sie an dem Ausbau unserer 
Schutzgebiete thätig sein. Bei dem jugendlichen Alier unserer Kolonialpolitik bedarf die Kolonial- 
Abtheilung des Rathes sachverständiger, im Leben erfahrener, in den Kolonien erprobter, 
durch ihre geistigen und materiellen Interessen mit unseren Schutzgebicten eng verbundener 
Männer. Unsere Aufgabe ist eine gemeinsame, wir wollen zusammen und nach dem gleichen 
ziele streben. 
Das deutsche Voll ist ein altes Kolonialvolt. Schon von den Karolinger Zeiten an 
hat es an der Ost= und Nordmark des Neiches mit staunenden Erfolgen lolonisirt und gerade 
aus seinen lolonisirenden Theilen ist an der Nordmark jencs mächtige Staatswesen entstanden, 
das in unseren Tagen das neue Deutsche Reich geschaffen hat und an dessen Spitze steht. Die 
reiche Seefahrt, die von den Reichsstädten Süddeutschlands und von dem Hansebund Nord- 
deutschlands betrieben wurde, hat unverschuldet in Folge der Schwächung des Neichs unser 
Vaterland leer ausgehen lassen, als andere Nationen die Kolonisation der neuen Welttheile in 
die Hand nahmen. In fremdem Interesse nur hat sich das dentsche Volk daran betheiligen 
können, indem es seine Schiffe, seine Kaufleute und seine Missionarc in reicher Zahl über das 
Meer schickte. Als wiederum hier von Brandenburg aus der Grundstein zu einer neuen deutschen 
Staatsordnung gelegt wurde, hat Friedrich Wilhelm, der Große Kurfürst, inmitten schwerer 
Kämpfe und Sorgen seinen deutschen Landslenten den Weg der überseeischen Kolonialpolitik 
gewiesen. Was dem Ahnherrn bei seinen geringen Machtmitteln zu erreichen versagt war, 
seinem Enkel ist es zu erwerben beschieden gewesen. Nach echter Hohenzollernart „Immer der 
Erste zu sein und sich auszuzcichnen vor Andern hat Laiser Wilhelm II. die Schutherrschaft 
über nssere Kolonien übernommen und gefestigt. Unter dem Schutze seiner Gnade sind wir 
zu unserer Arbeit zusammengetreten und wir wollen sie beginnen mit dem alten, ein Gelöbniß 
enthaltenden Spruch: „Mit Gott für Kaiser, König und Vaterland.“ 
Hierauf ging der Kolonialrath nach Verathung und Feststellung der Geschäftsordnung 
zur Erörterung der ersten ihm vorliegenden Fragen, belressend die Förderung der Baumwollen 
lultur in den Schutzgebicten, ein. 
  
  
Perspnal-Nachrichten. Wenzel hat am 16. v. M. von Genna aus 
die Ausreise nach Stephansort angetreten. 
Der mit der interimistischen Wahrnehmung 
der Funltionen des Sekretärs bei dem Kaiser- Legationsrath v. König hat zur Ableistung 
lichen Kommissariat für das Schutzgebiet der einer militärischen Uebung einen sechswöchen! 
Neu-Guinea-Kompagnie betraute Gerichtsaltnar lichen Urlanb angetreten. 
  
DPerkehzrs-Marhrichten. 
Schiföbewegungen der Deutschen Ost-Afrika-Linie (ambur— Ost-Afrika). 
  
  
  
Lette Nachrichten 
Neichspostdampfer Reise Tetzte 9 
von — nach bis 27. Mai 1891. 
„Kaiser“ Hamburg Delagoa Bay 27. Mai ab Hamburg. 
„Kanzler" do. do. 22. Mai in Lorenzomarques. 
„Vundeörath“ do. do. 24. Mai in Aden 
„Reichstag“ Delagoa Vay Hamburg 21. Mai in Neapi.
	        
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