— 239 —
teine Kolonialpolitik möglich ist, und vor allen Dingen der Weisheit und der Kraft unserer
glorreichen Herrscher, und insbesondere unseres jetzt regierenden Kaiserlichen Herrn. Im
Vertrauen, daß diese idealen und wirthschaftlichen Elemente, aus welchen sich die deutschen
lolonialen Bestrebungen zusammenseten, weiter mächtig wirken werden, hat sich die Kaiserliche
Regierung an Sie, meine Herren, gewendet und Ihren Rath wie Ihre Milarbeit erbeten, um
aus den noch unfertigen Verhälmissen allmählich jertige herzustellen. Nicht als Körperschaft,
welche neben der Regierung zu wirken hat, sind Sie hier versammelt — wäre dies der Fall,
so würde ein Würdigerer als ich aus Ihrer Mitte zur Leitung dieser Versammlung berusen
sein —, sondern gemeinschaftlich mit der Regierung sollen Sie an dem Ausbau unserer
Schutzgebiete thätig sein. Bei dem jugendlichen Alier unserer Kolonialpolitik bedarf die Kolonial-
Abtheilung des Rathes sachverständiger, im Leben erfahrener, in den Kolonien erprobter,
durch ihre geistigen und materiellen Interessen mit unseren Schutzgebicten eng verbundener
Männer. Unsere Aufgabe ist eine gemeinsame, wir wollen zusammen und nach dem gleichen
ziele streben.
Das deutsche Voll ist ein altes Kolonialvolt. Schon von den Karolinger Zeiten an
hat es an der Ost= und Nordmark des Neiches mit staunenden Erfolgen lolonisirt und gerade
aus seinen lolonisirenden Theilen ist an der Nordmark jencs mächtige Staatswesen entstanden,
das in unseren Tagen das neue Deutsche Reich geschaffen hat und an dessen Spitze steht. Die
reiche Seefahrt, die von den Reichsstädten Süddeutschlands und von dem Hansebund Nord-
deutschlands betrieben wurde, hat unverschuldet in Folge der Schwächung des Neichs unser
Vaterland leer ausgehen lassen, als andere Nationen die Kolonisation der neuen Welttheile in
die Hand nahmen. In fremdem Interesse nur hat sich das dentsche Volk daran betheiligen
können, indem es seine Schiffe, seine Kaufleute und seine Missionarc in reicher Zahl über das
Meer schickte. Als wiederum hier von Brandenburg aus der Grundstein zu einer neuen deutschen
Staatsordnung gelegt wurde, hat Friedrich Wilhelm, der Große Kurfürst, inmitten schwerer
Kämpfe und Sorgen seinen deutschen Landslenten den Weg der überseeischen Kolonialpolitik
gewiesen. Was dem Ahnherrn bei seinen geringen Machtmitteln zu erreichen versagt war,
seinem Enkel ist es zu erwerben beschieden gewesen. Nach echter Hohenzollernart „Immer der
Erste zu sein und sich auszuzcichnen vor Andern hat Laiser Wilhelm II. die Schutherrschaft
über nssere Kolonien übernommen und gefestigt. Unter dem Schutze seiner Gnade sind wir
zu unserer Arbeit zusammengetreten und wir wollen sie beginnen mit dem alten, ein Gelöbniß
enthaltenden Spruch: „Mit Gott für Kaiser, König und Vaterland.“
Hierauf ging der Kolonialrath nach Verathung und Feststellung der Geschäftsordnung
zur Erörterung der ersten ihm vorliegenden Fragen, belressend die Förderung der Baumwollen
lultur in den Schutzgebicten, ein.
Perspnal-Nachrichten. Wenzel hat am 16. v. M. von Genna aus
die Ausreise nach Stephansort angetreten.
Der mit der interimistischen Wahrnehmung
der Funltionen des Sekretärs bei dem Kaiser- Legationsrath v. König hat zur Ableistung
lichen Kommissariat für das Schutzgebiet der einer militärischen Uebung einen sechswöchen!
Neu-Guinea-Kompagnie betraute Gerichtsaltnar lichen Urlanb angetreten.
DPerkehzrs-Marhrichten.
Schiföbewegungen der Deutschen Ost-Afrika-Linie (ambur— Ost-Afrika).
Lette Nachrichten
Neichspostdampfer Reise Tetzte 9
von — nach bis 27. Mai 1891.
„Kaiser“ Hamburg Delagoa Bay 27. Mai ab Hamburg.
„Kanzler" do. do. 22. Mai in Lorenzomarques.
„Vundeörath“ do. do. 24. Mai in Aden
„Reichstag“ Delagoa Vay Hamburg 21. Mai in Neapi.