reicht von Kiswere im Norden bis nach Sudi
im Süden, hat 103 km Küstenlänge und hat
vorläufig nach dem Innern zu noch leine Be-
grenzung erfahren.
Er ist im Allgemeinen nicht stark bevölkert,
im nördlichen Theil mehr wic im südlichen.
Größerec, dichter bevöllerte Niederlassungen
sind Kiswere, Sive la Mlsungu, Dar Moschinga,
Mbanja, Ekapapa, Mitema, Lindi (etwa 1000
bis 1500 Einwohner), Mwentingi, Msanga
und Schuka an der Küste, Grumamba, Mroh-
weka, Dinwachna, Mtua, Matali, Nyanda fluß
aufwärts von Lindi gelegen.
Sonst wohnen die Eingeborenen in ein-
zelnen Gehösten, welche im Allgemeinen auf
einer im dichtesten Busch ausgehauenen Fläche
erbaut, gegen beliebte feindliche Ueberfälle ge-
schübt sind. Diese Gehöfte liegen gut versieckt
in ihren grünen Buschbomas um das Gehöft
des Oberen herum, nahe bei ihnen sind große
Flächen gerodet und urbar gemacht zum Feldbau.
Zwischen den Niederlassungen der einzelnen
Stämme liegen große unbewohnte Buschwal-
dungen, welche von beiden Theilen zur Kautschul-
gewinnung im Naubbau aus den Gummilianen
begangen werden. Die Eingeborenen des Lindi-
Bgzirls (Bantu-Neger) sind mit Arabern,
von Maskat und Hadramaut, mit Belutschen,
Bangoni von Mombassa, Suaheli von Lamu
und in den Küstenorten mit Indern, den eigent
lichen Trägern des Ein= und Ausfuhrhandels,
bunt gemischt.
Im Nordwesten des Bezirks wohnen Muera
und Wagindo, südlich auf dem Malonde-Plateau
Makonde und Makua alle sind friedlich
und gutmüthig. Ihre Hauptbeschästigung ist
der Ackerbau, daneben gewinnen sie durch An-
schneiden der Lianen Gummi und durch Graben
Kopal. Ihre Erzeugnisse bringen sie, der Ein
zelne in geringer Menge, zur Küste, um sich
Zeug, Perlen und Eisen dagegen ein zutauschen,
womit sic dann ohne längeren Ausenthalt nach
ihren Ansiedelungen Furücklehren. Zur Bau-
handlangerarbeit haben sie leine Neigung,
würden aber, da Mann und Weib fleißig im
Londbau sind, richtig und ruhig angeleitet, zu
europäischer Plantagenarbeit zu gebrauchen sein.
Im weiteren Hinterlande bis zum Nyassa.
See wohnen Magwangara und Jao, die imn
großen Karawanen mit Elsenbein und Tabat
zur Küste kommen, man findet dieselben ver-
einzelt innerhalb der vorgenannten Urbevölke
rung in der Hauptsache an den von ihnen be-
gangenen Karawanenpfaden angesiedelt.
Mit den im Hinterlande südlich und süd-
westlich von Lindi wohnenden Makonde und
Makua, den rechtmäßigen Eingeborenen des
Novuma-Beckens, ihren Oberen Chilambo,
Drr. Schmidt l.
Nanudur und Hattia, zwei bis sieben Tage-
reisen von Lindi entsernt, steht die Station in
freundschaftlichem Verkehr.
In diese friedlichen, von der Gummige-
winnung, dem Kopalgraben und vom Kornbau
lebenden Völker hat sich Maschemba, ein
Jav-Häuptling — mit der großen Masse seiner
Stammesgenossen zerfallen —, eingedrängt und
macht nun das Hinterland durch seine Näube-
reien unsicher. Als Zuslucht entlaufener
Sklaven ist Maschemba den Küstenbewohnern
ein Dorn im Auge. Zu einem allgemeinen
Vorgehen gegen ihn hat man sich aber noch
nicht aufraffen können, da viele der besitzenden
Küstenlente in Lindi, Sudi und Mikindani im
Geheimen mit ihm in Verbindung stehen:
Maschemba ist die Mittelsperson für den
Pulverhandel aus dem portugiesischen Gebiet
Tungi Bay und Ibo), welcher seit Inkraft-
treten des deutsch englischen Pulverabkommens,
dem Portugal nicht beigetreten ist, sehr an
Bedeutung gewonnen hat.
Gegen Maschemba wurde im Oktober
unter dem stellvertretenden Reichslommissar
eine Expedition gemacht,
bei welcher der damalige Chef von Lindi
Schmidt lI. verwundet wurde; im Dezember
wurde unter Ches Ramsay ein zweiter Zug
unternommen, in der Absicht, Maschemba,
den Sitörenfried, aus diesen Ländern zu ent
fernen.
An der Küste ist der Neger in Gefolgschaft
der Araber und Snaheli, soweit es die Acuser-
lichteiten betrist, Muhammedaner. Englische
Missionsstationen der Universilies Mission be
finden sich auf dem Makondo-Plateau in Ma-
sasi, Newala und Kitangali, ohne aber nennens
werthen Einsluß auf die Eingeborenen zu
besipen.
Ueber das Aeußere der Eingeborenen ist
Folgendes zu bemerlen.
Tätowirungen kommen vor, ohne Anspruch
besonderen Geschmack zu haben.
Die Haare werden glatt abrasirt mit einem
selbsigejertigten Messer — Bärte haben ältere
Männer —, kurz gelräuselte Kinn= und Backen-
bärte. Die Vorderzähne werden in verschie-
dener Weise ausgefeilt.
Die Kleidung besteht aus eingeführten blauen
oder weißen, mit Erde gefärbten indischen
Baumwollstossen — nur selten sieht man noch
die Ueberkleidung aus Fellen —, bei Männern
als schmales Lendentuch, bei den Weibern
breiter über der Brust getragen. An der Küste
und auf den Schambas nahe derselben sind
bei Männern vorwiegend arabische Hemden,
bei den Frauen bunt gefärbte, gemusterte Baum-
wollstosse in Gebrauch.
auf