Full text: Deutsches Kolonialblatt. II. Jahrgang, 1891. (2)

reicht von Kiswere im Norden bis nach Sudi 
im Süden, hat 103 km Küstenlänge und hat 
vorläufig nach dem Innern zu noch leine Be- 
grenzung erfahren. 
Er ist im Allgemeinen nicht stark bevölkert, 
im nördlichen Theil mehr wic im südlichen. 
Größerec, dichter bevöllerte Niederlassungen 
sind Kiswere, Sive la Mlsungu, Dar Moschinga, 
Mbanja, Ekapapa, Mitema, Lindi (etwa 1000 
bis 1500 Einwohner), Mwentingi, Msanga 
und Schuka an der Küste, Grumamba, Mroh- 
weka, Dinwachna, Mtua, Matali, Nyanda fluß 
aufwärts von Lindi gelegen. 
Sonst wohnen die Eingeborenen in ein- 
zelnen Gehösten, welche im Allgemeinen auf 
einer im dichtesten Busch ausgehauenen Fläche 
erbaut, gegen beliebte feindliche Ueberfälle ge- 
schübt sind. Diese Gehöfte liegen gut versieckt 
in ihren grünen Buschbomas um das Gehöft 
des Oberen herum, nahe bei ihnen sind große 
Flächen gerodet und urbar gemacht zum Feldbau. 
Zwischen den Niederlassungen der einzelnen 
Stämme liegen große unbewohnte Buschwal- 
dungen, welche von beiden Theilen zur Kautschul- 
gewinnung im Naubbau aus den Gummilianen 
begangen werden. Die Eingeborenen des Lindi- 
Bgzirls (Bantu-Neger) sind mit Arabern, 
von Maskat und Hadramaut, mit Belutschen, 
Bangoni von Mombassa, Suaheli von Lamu 
und in den Küstenorten mit Indern, den eigent 
lichen Trägern des Ein= und Ausfuhrhandels, 
bunt gemischt. 
Im Nordwesten des Bezirks wohnen Muera 
und Wagindo, südlich auf dem Malonde-Plateau 
Makonde und Makua alle sind friedlich 
und gutmüthig. Ihre Hauptbeschästigung ist 
der Ackerbau, daneben gewinnen sie durch An- 
schneiden der Lianen Gummi und durch Graben 
Kopal. Ihre Erzeugnisse bringen sie, der Ein 
zelne in geringer Menge, zur Küste, um sich 
Zeug, Perlen und Eisen dagegen ein zutauschen, 
womit sic dann ohne längeren Ausenthalt nach 
ihren Ansiedelungen Furücklehren. Zur Bau- 
handlangerarbeit haben sie leine Neigung, 
würden aber, da Mann und Weib fleißig im 
Londbau sind, richtig und ruhig angeleitet, zu 
europäischer Plantagenarbeit zu gebrauchen sein. 
Im weiteren Hinterlande bis zum Nyassa. 
See wohnen Magwangara und Jao, die imn 
großen Karawanen mit Elsenbein und Tabat 
zur Küste kommen, man findet dieselben ver- 
einzelt innerhalb der vorgenannten Urbevölke 
rung in der Hauptsache an den von ihnen be- 
gangenen Karawanenpfaden angesiedelt. 
Mit den im Hinterlande südlich und süd- 
westlich von Lindi wohnenden Makonde und 
Makua, den rechtmäßigen Eingeborenen des 
Novuma-Beckens, ihren Oberen Chilambo, 
  
Drr. Schmidt l. 
  
Nanudur und Hattia, zwei bis sieben Tage- 
reisen von Lindi entsernt, steht die Station in 
freundschaftlichem Verkehr. 
In diese friedlichen, von der Gummige- 
winnung, dem Kopalgraben und vom Kornbau 
lebenden Völker hat sich Maschemba, ein 
Jav-Häuptling — mit der großen Masse seiner 
Stammesgenossen zerfallen —, eingedrängt und 
macht nun das Hinterland durch seine Näube- 
reien unsicher. Als Zuslucht entlaufener 
Sklaven ist Maschemba den Küstenbewohnern 
ein Dorn im Auge. Zu einem allgemeinen 
Vorgehen gegen ihn hat man sich aber noch 
nicht aufraffen können, da viele der besitzenden 
Küstenlente in Lindi, Sudi und Mikindani im 
Geheimen mit ihm in Verbindung stehen: 
Maschemba ist die Mittelsperson für den 
Pulverhandel aus dem portugiesischen Gebiet 
Tungi Bay und Ibo), welcher seit Inkraft- 
treten des deutsch englischen Pulverabkommens, 
dem Portugal nicht beigetreten ist, sehr an 
Bedeutung gewonnen hat. 
Gegen Maschemba wurde im Oktober 
unter dem stellvertretenden Reichslommissar 
eine Expedition gemacht, 
bei welcher der damalige Chef von Lindi 
Schmidt lI. verwundet wurde; im Dezember 
wurde unter Ches Ramsay ein zweiter Zug 
unternommen, in der Absicht, Maschemba, 
den Sitörenfried, aus diesen Ländern zu ent 
fernen. 
An der Küste ist der Neger in Gefolgschaft 
der Araber und Snaheli, soweit es die Acuser- 
lichteiten betrist, Muhammedaner. Englische 
Missionsstationen der Universilies Mission be 
finden sich auf dem Makondo-Plateau in Ma- 
sasi, Newala und Kitangali, ohne aber nennens 
werthen Einsluß auf die Eingeborenen zu 
besipen. 
Ueber das Aeußere der Eingeborenen ist 
Folgendes zu bemerlen. 
Tätowirungen kommen vor, ohne Anspruch 
besonderen Geschmack zu haben. 
Die Haare werden glatt abrasirt mit einem 
selbsigejertigten Messer — Bärte haben ältere 
Männer —, kurz gelräuselte Kinn= und Backen- 
bärte. Die Vorderzähne werden in verschie- 
dener Weise ausgefeilt. 
Die Kleidung besteht aus eingeführten blauen 
oder weißen, mit Erde gefärbten indischen 
Baumwollstossen — nur selten sieht man noch 
die Ueberkleidung aus Fellen —, bei Männern 
als schmales Lendentuch, bei den Weibern 
breiter über der Brust getragen. An der Küste 
und auf den Schambas nahe derselben sind 
bei Männern vorwiegend arabische Hemden, 
bei den Frauen bunt gefärbte, gemusterte Baum- 
wollstosse in Gebrauch. 
auf
	        
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