Full text: Deutsches Kolonialblatt. II. Jahrgang, 1891. (2)

werden; denn wenn auch die verhältnißmäßig 
weite Entsernung von der Küste manche Nach- 
theile, namentlich für die Beaussichtigung des 
Hasenverkehrs, bietet, so lann dies gegenüber 
den zu erwartenden gesundheitlichen Vorzügen 
nicht in Frage lommen. Beide herrschenden 
WMinde bestreichen den aus seiner Umgebung 
sich heraushebenden Hügel sehr krästig, der 
Südost, nachdem er eine starle Wegestrecke zu 
Lande durchlaufsen hat. Tie Reinheit und aus- 
sallende Trockenheit der Luft war deutlich be. 
merlbar. Ein regelmäßiger, an zwei Tagen 
der Woche slattfindender Markt ist eingerichtet, 
zu welchem die Eingeborenen Yams, Taros, 
Betel, Brotfrüchte, Mangos 2c. heranbringen. 
Für Gartenanlagen und Geslügelzucht sind die 
Grundlagen geschassen. 
Die Station Herbertshöhe, welche von 
dem Kompagnie-Veamten Parklinson verwaltet 
wird, ist gegen Ende 1890 mit Pflanzung von 
Baumwolle vorgegangen. Es waren 20 ha 
serlig gestellt und nach der in Samoa und 
Ralum gebräuchtichen Weise mit Kolospalmen 
besetzt. Die einer Pflanzungsanlage enlgegen- 
stehenden Hindernisse sind bei Weitem nicht so 
groß, wic in Kaiser Wilhelmsland, da die 
Baumvegetation sehr spärlich und nicht, wie 
in der Astrolabe-Bai, dichter Urwald nieder- 
zulegen ist: es sind nur Grasflächen umzu- 
hacken, die dünnen zwischenstehenden Bäume 
1I. 
lönnen mit leichter Mühe gefällt und, ohne 
daß es langer Zeit zum Trocknen bedarf, ver 
brannt werden. 
Am 17. Januar slattete Herr Rose der 
der Firma E. E. Forsayth gehörigen Station 
Ralum einen Besuch ab. Auf der Bootsfahrl 
dorthin besichtigte er die etwa in der Mille 
zwischen Herbertshöh und Nalum belegene, 
unter Leitung eines Herrn Smith stehende 
Nebenstation Ralum. Das gesammte in Kuliur 
gesezte Land beider Stalionen beläuft sich auf 
annähernd 600 Acres. 
Am Sunntag den 18. Jannar folgle Herr 
Rose in Gemeinschaft mit dem Kanzler 
Schmiele einer Einladung des Herrn Herns- 
heim (Ches der Firma Herusheim u. Co.) 
nach Matupi, um Tags darauf nach Herbertshöh 
und demnächst nach Finschhafen zurückzulehren. 
Gesundbeitsverhältnisse in Stephansort (haiser 
Wilbelmsland). 
Nach einem Bericht des Kaiserlichen Kom- 
missars Rose haben sich die gesundheitlichen 
Verhältnisse in Stephansort, dem neuen Siß der 
Centralverwaltung, bislang als bedentend besser! 
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und erspähen eine günstige Gelegenheit, 
nehmenden Einsluß 
bewährt, wie in Finschhafen. Wenngleich für 
die Unterbringung der Beamten naturgemäß 
bisher noch nicht in ausreichender Weise gesorgt 
werden lonnte, so sind doch Erlrankungen be- 
denklicher Art nicht vorgekommen. 
Sklavenhandel in den oflafrikanischen Gewässern. 
Dem englischen Parlament ist kürzlich ein 
Bericht des Admirals Fremankle übber 
die Thätigteit der englischen Schiffe be- 
hufs Unterdrückung des Sklavenhandels in den 
ostasrilanischen Gewässern vorgelegt worden. 
Der Bericht bezieht sich auf das Jahr 1890. 
Nach demselben zeigt die Anzahl der genom- 
menen Fahrzenge sowohl wic diejenige der 
befreiten Stlaven eine bedeutende Verminde- 
rung gegen das Vorjahr. In allen Zällen, 
welche zur gerichtlichen Verhandlung gelangten, 
war die Beschlagnahme an den Küsten von 
Sansibar und Pemba erfolgte; in elf Fällen 
ersolgt die Verurtheilung; eine Dhau wurde 
durch J. M. S. „Cossak“ bei Ras Gomeilla 
au der arabischen Küste zerstört. Insgesammt 
wurden 194 Sklaven befreit, von welchen 
zwei in Folge unmenschlicher Behandlung 
seitens ihrer Herren emflohen waren und sich 
in die englischen Boote gerettet hatten. Ad- 
miral Fremantle glaubt, daß der Stklaven- 
haudel zur See zur Zeit sehr beschränkt ist; 
er solgert dies aus der geringen Anzahl der 
in jüngster Zeit erfolgten Beschlagnahmen und 
aus dem hohen Preise der Sllaven auf Pemba. 
Am schwierigsten scheint die Unterdrückung des 
Sllavenhandels im südlichen Theile des Nothen 
Mceres und im Golf von Tadjoura zu sein; 
so weit bekannt, wird derselbe dort noch in 
demselben Umfange wie früher betrieben; die 
Karawanen lommen weit aus dem Innern 
zur Küste und legen oft einen drei= bis vier- 
wöchentlichen Marsch zurück; sic ziehen an der 
Nordlüste des afrritanischen Festlandes entlang 
um 
Nachts nach den Marltpläßen an der arabischen 
Küste überzusetzen: man glaubt allgemein, daß 
nicht weniger als 2000 bis 3000 Sllaven auf 
diese Weise jährlich Arabien erreichen. Mit 
Hülse des Telegraphen, von Eilboten und 
Segelschissen unterhalten die Sklavenhändler 
längs und zwischen den Küsten ein vollstän- 
diges Nachrichtensystem, durch welches die Be- 
wegungen der britischen Kreuzer sosort überall 
belannt werden. An der oslafrikanischen Küste 
dagegen ist durch den mehr und mehr zu- 
der deutschen und eng- 
lischen Verwallung dem Sklaventrausport im
	        
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