Full text: Deutsches Kolonialblatt. II. Jahrgang, 1891. (2)

verlassen hatte, am 14. Mai von Sansibar 
nach Quelimane eingeschifft, um von hier aus 
laut Vertrag mit der Schottischen Seehandels- 
gesellschaft den Zambesi und Schire hinauf zum 
Südende des Sees gebracht zu werden. Als- 
dann wollte sie über den Nyassa-See zu dessen 
Nordspitze fahren, um ihre Thätigkeit in der 
deutschen Interessensphäre nördlich der Nkonde- 
Ebene in der Nichtung auf den Tanganzjika- 
See zu beginnen. 
Von der Evangelischen Missionsgesellschaft 
für Ost-Afrika wurde Aufang April das Hospital 
von Sansibar nach Dar-es-Salaam verlegt. 
Die Schwestern des Krankenhauses entfalten 
nicht nur in diesem, wohin sich zahlreiche Ein- 
geborenc hülfesuchend wenden, ihre segensreiche 
Thätigleit, sondern besuchen auch zahlreiche 
Kranle in der Stadt. Die Station Dar-es 
Salaam ist seit dem 7. April dem Pastor 
Worms unterstellt, dem der Missionar Höner 
zur Seite sieht, während der Missionar Greiner 
nach vierjähriger Thätigleit zu mehrmonatlichem 
Urlaub mit seiner Gattin in die Heimath zu- 
rückgelehrt ist. In Tanga ist der Missionar 
Krämer nebst Frau und der Missionar Mein- 
hard thätig. Die Missionare Wohlrab und 
Johanssen hatten in der ersten Hälfte April 
von Tanga aus eine Relognoszirungsreise nach 
Mlolo im nördlichen Usambara unternommen. 
Am 15. Mai sind sie mit dem Gärtner Bruder 
Holst wieder dorthin aufgebrochen und haben 
daselbst eine neue Niederlassung, die sie Hohen- 
friedeberg nannten, gegründet. Der Häuptling 
Si Kiniassi von Mlolo hatte sieben Tagereisen 
weit seinen Sohn mit 100 Mann an die Küste 
geschickt, um die Missionare hinaufzugeleiten. 
Nach einer Mittheilung des Organs für 
innere und äußere Mission hat auch die Neuen- 
dettelsauer Missionsanfslalt, welche bisher nur 
auf Kaiser Wilhelms-Land thätig war, durch 
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Edwardes, sowie der eingeborene Lehrer 
Wilfrid Madidu und Heury Nasibu mit 
ihren Frauen zur Begründung einer neuen 
Station von Magila nach Korogwe entsandt 
werden. Während in Mkumbi, nachdem bei- 
nahe vier Monate gepredigt worden, sich nur 
etwa sieben Eingeborene zum Taufunterricht 
meldeten, wurde halbwegs zwischen Umba und 
Mlembule von durchweg heidnischen Einge- 
borenen auf Anregung des dortigen Lehrers 
ohne jede Beihülse der Missionare ein Schul- 
haus gebaut. Die Schule wurde am 2. April 
in Anwesenheit des Bischofs eröffnet und wird 
von 18 Kindern aus der Umgegend besucht; 
während der Ernte mußte aber eine Unter- 
brechung des Unterrichts eintreten, weil die 
Eingeborenen zu dieser Zeit die Hülfe ihrer 
Kinder nicht entbehren wollen. In Mkuzi ist 
der Bau einer Kirche so weit gediehen, daß 
bereits Schiff und Altarplatz überdacht waren. 
An Stelle des nach dem Festlande verlegten 
Krankenhauses der Evangelischen Missionsge- 
sellschaft beabsichtigt die Mission ein neues 
Hospital in Sansibar für etwa 12 Eingeborene 
und 3 oder 1 Europäcr zu bauen. Von 
Interesse ist, daß für den Briefverkehr mit der 
Station Magila die deutsche Post nach Tanga 
empfohlen wird, welche es ermögliche, Briese 
von London über Berlin bereits in drei Wochen 
und wenigstens 10 Tage früher als mit der 
englischen Post über Sansibar zu erhalten. 
Die Londoner Missionsgesellschaft meldet, 
daß zum ersten Male im Gebicte des Tau- 
ganjika-Sees die Tause eines Eingeborenen 
Namens Kalulu, welcher als kleiner Sklave 
losgelauft und in Urambo erzogen worden 
die Missionare Niedermayer und Säuberlich 
eine Station in Mtono Namens 
gründet. 
Von den drei in Ost-Afrika wirkenden engli 
schen Missionsgesellschaften hat die Universi- 
täten-Mission nach dem Verichte ihres Bischofs 
Smythies in Sansibar gute Fortschritte ge 
macht und ist namentlich die Zahl der Oster- 
kommunilanten sehr gewachsen. Der Missionar 
Key ist von Mbweni Ende März zur Haupt- 
station Magila, die unter dem Nev. H. W. 
Woodward sieht, gereist und dann auf ein 
Jahr nach Europa gegangen: die Missionare 
Lewis, Crouch, Miß Turner und Miß 
Fonntaine sind am 25. 
Reise von sast drei Monaten von Sansibar 
in Liloma eingetroffen. Sobald das Wetter 
günstig, sollten die Missionare Lister und 
Ilutha ge- 
Februar nach einer 
brochen, 
war, erfolgt ist. Der Akt sand in Anwesenheit 
von etwa 200 Eingeborenen unter großen 
Feierlichkeiten in der Kapelle des (englischen) 
Dorfes Niamtolo statt. 
Auf der Jahresversammlung der Kirchen- 
Risioneyeseuschnt hob Sir Euan Smith 
das Entgegenlommen und die Unterstützung der 
demschen Behörden rühmend hervor. Jort- 
schritte hat die Mission auf deutschem Gebiete 
in Mpwapwa, Kisotwe und Mamboia zu ver- 
zeichnen. 
Unter dem Vitlar des Viktoria-Nyanza, 
Msagr. Hirth, von der katholischen Mission der 
weißen Bäter wirken 17 Patres und Brüder und 
zwei in Malta ausgebildete schwarze Aerzte. Das 
Vilariat unterhält vier Waisenhäuser mit 250 
Kindern und ein Seminar für Negerjünglinge; 
ihm unterstehen die Stationen Buganda, Bu- 
lumbi, Nyeyczi und Sesse. Die neunte Missions- 
cxpediltion der weißen Väter von Algier war 
am 26. August 1890 von Bagamoyo aufge- 
am 8. Oktober in Mpwapwa einge-
	        
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