Full text: Deutsches Kolonialblatt. II. Jahrgang, 1891. (2)

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plätze geführt und von da weiter heimlicher 
Weise verschifft zu werden. Ist der 
Sllave an seinen Bestimmungsort gelangt, 
daun erst wird er von dem Araber in Empfang 
genommen, so lange hält sich heute der be- 
sitende Araber vom Geschäfte und dessen 
Manipulation fern. Leider sind die handels 
beflissenen Waniamwezis die Hauptlieferanten 
geworden, seit es den Arabern nicht mehr ge- 
heuer erscheint, selbst im Deutschen Schutzgebicte 
Sklavenjagden zu veranstalten. Die Waniam: 
wezi-Kriege waren eigentlich nichts anderes als 
Stlavenrazzias der Eingeborenen im eigenen 
Lande; wenn durch die Besetzung des Landes 
Kriege nicht mehr möglich, dann werden die 
Sultane ihre eigenen Unterthaunen und selbst 
die eigenen Kinder verkaufen, dies ist mir aus 
zwei Fällen, über die ich hier verhandelt, 
bereits klar geworden. 
Ausführlichere diesbezügliche Meldung hosse 
ich Euer Excellenz mündlich an der Küste bald 
erstatten zu dürfen. Ich erlaube mir einstweilen 
zu bemertken, daß durch ein derzeitiges Ein 
schreiten mit Waffengewalt, wenn auch fern 
von hier, im Hinterlande der Küste, die Ve- 
setzung der Stationen im Innern sehr in 
Frage gestellt werden würde und nur mit 
großen Opfern und harten Kämupsfen erzielt 
werden könnte. Es ist daher dringendst anzu- 
empsehlen, daß von den einzelnen Expeditionen 
jeder Gewaltakt vermieden würde, bis die 
Besetzung der Plätze endgültig ersolgt, also 
gleichsam der Aufmarsch vollendet ist. Dann 
erst ist Aussicht auf Erfolg vorhanden, und 
wird durch solch systematisches Vorgehen einer 
jahrelangen Unterbrechung des Handels und 
der kulturellen Entwicklung vorgebeugt und 
eine laum zum Ziele führende lostspielige 
Buschknallerei verhütet. 
Der Stationschef 
(gez.) Sigl. 
Der Kaiserliche Gonverneur bemerlt hierzu 
Folgendes: 
Der Bericht über den 
entspricht im Allgemeinen dem, was jeder 
Eingeweihte über denselben weiß. Die 
Hauptschwierigkeit, die Sllaven zu befreien, 
besteht darin, daß diese nicht befreit sein wollen, 
da der Schwarze sich als Sllave bei seines 
Gleichen immer noch zehnmal wohler fühlt, 
denn als freier Arbeiter bei Weißen; dort 
wird wenig Arbeit verlangt und wenig gestraft, 
wenn auch dann vielleicht in barbarischer 
Stlavenhandel 
Weise: vom Enuropäer wird viel verlangt, und 
das Getreibe, Geschimpfe und Gepusse nimmt 
kein Ende. 
Auch ich bin moralisch überzeugt, daß unter 
den zur Küste kommenden Karawanen eine 
große Anzah! Träger Sklaven sind: man 
kann aber nicht mehr thun, als den. 
selben erklären, daß sie frei seien, und unter 
unserem Schutze stehend, nichts von ihrem 
früheren Herrn zu fürchten, vielmehr das Recht 
hätten, hinzugehen, wohin sie wollten — wenn sie 
von diesem Rechte nun schlechterdings keinen 
Gebrauch machen wollen, vielmehr ausdrücklich 
darauf beharren, daß sie gar keine Sklaven 
seien und leiner Befreiung bedürften, was ist 
dagegen zu machen: ihre Befreiung würde für 
sie den Ansang der Sklaverei bedeuten. Eine 
Aenderung der in dem Berichte geschilderten 
Zustände kann nicht im Handumdrehen durch 
vereinzelte Gewaltmaßregeln und durch Ent- 
sendung hierauf berechneter Erpeditionen, sondern 
nur durch allmälige Verbreitung des Christen- 
thums sowie europäischer Kuliur und Gesittung 
im Laufe der Jahrzehnte herbeigeführt werden. 
Dieser Bericht dürfte zu der Ueberzeugung 
führen, daß eine Verstärlung unserer Position 
im Tabora durch Erhöhung der dortigen 
Besatung, sowic durch zeitweise Entsendung 
einer gröseren Expeditions-Truppe gewiß 
wünschenswerth erscheint, daß aber die Aus- 
dehnung einer eigentlichen Deutschen Kolonial= 
herrschaft bis nach jenen Gegenden zur Zeit, 
wo wir eben erst an der Küste sesten Juß gefaßt, 
ein abenteuerliches Beginnen wäre, wodurch 
selbst das bisher Erreichte wieder in Frage 
gestellt werden lönnte. 
Sur Frage des Fllavenhandels in Togo. 
Einen interessanten Beitrag zu den jüngst 
im Reichstage stattgehabten Verhandlungen über 
die Sllavenfrage im Togogebiet und die sich 
hieran lnüpsenden Zeitungspolemiten liefert 
ein uns soeben zugegangener Brief des Haupt 
manns Kling, (I.d. Bismarckburg den 1. Oklober 
1891, dem wir Folgendes entnehmen: 
„Ich bin in der Zeit von Ansang Juli 
bis Ende August die Westgrenze unseres Schut 
gebietes bis Salaga entlang marschirt und 
habe, obwohl ich mein Hauptangenmerk auf 
die uns entgegenkommenden Karawanen richtete, 
nur zweimal Menschen bemerlt, die ich ihrem 
Aussehen und Betragen nach für Skllaven 
hielt. Das ersie Mal war es bei Apasu, wo 
ich auf eine ruhende, kleine, meist aus Weibern
	        
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