Full text: Deutsches Kolonialblatt. II. Jahrgang, 1891. (2)

Mission eine mit zwei Weißen besetzte Nieder- 
lassung hat, wurden vom Kanzler Leist zu 
einem Palaver vorgeladen, in welchem Grund 
1 
und Zweck der Bestrafung von Miang und 
Bonakwase nochmals klar gelegt wurden. Ihr 
Häuptling Koto bekundcte seine große Freude 
über die Bestrafung der Rebellen und seine 
Ergebenheit gegen das Gonvernement. Ihm 
sowie zwei schwarzen Missionaren in Miang 
beziehungsweise Fiko wurden bei ihrer nächsten 
Anmwesenheit in Kamerun größere Geschente in 
Aussicht gestellt. 
Die Expedition gegen die Abos war, auch 
nach Auffassung der Mission, dringend noth- 
wendig; wie die Missionare mittheilten, hatten 
selbst verschicdene am unteren Abo ansässige, 
am Kampfe nicht betheiligte Häuptlinge erklärt, 
der Regierung nur noch gehorchen zu wollen, 
wenn dieselbe sich mächtiger als die Nebellen 
zeige und diese strasen könne. Dies ist nun- 
mehr nachdrücklich geschehen. Die Rebellen 
haben bedeutende Verluste gehabt und mehrere 
ihrer Häuptlinge sind getödtet worden, während 
auf Seiten der Expedition kein Weißer ge- 
fallen ist. Im Uebrigen hatte die Expedition 
von Gravenreuth 2 Todte, 8 Vermißte, 
2 Schwer= und 13 Leichtverwundete. 
Der stellvertretende Gouverneur, welcher 
sich am 19. Oktober in Folge des falschen 
Gerüchts von einer Strandung des „Soden“ 
selbst nach Miang begeben hatte, hebt in soinem 
Bericht vom 24. Oktober hervor, daß Freiherr 
v. Gravenreuth durch seinen persönlichen 
Muth allgemeine Bewunderung erregt habe 
und auch der Erste an den Pallisaden ge- 
wesen sei. 
Was die weitere Thätigleit der Er- 
pedition betrifft, so liegt bisher nur die tele- 
graphische Meldung vor, daß Frhr. v. Gra 
venrenth auf friedlichem Vormarsch vor 
Buea angegriffen und bei Emnahme der Stadt 
gefallen ist. Ein Zusatz in dem Telegramme, 
wonach die Expedition sich auf dem Weiter- 
marsch von Idea nach Balinga am Sannaga- 
fluß befinde, sowie die Verstümmelung des 
Wortes Buea in Buca hatten zu der An- 
nahme führen müssen, daß Gravenreuth am 
Sannagafluß im südlichen Theil des Kamerun- 
gebietes gefallen sei. Es ist jedoch demnächst 
durch ein anderweit eingegangenes Telegramm 
jestgestellt worden, daß es sich um das Bakwiri- 
(Batwili) Dorf Buea (Bwea) an der Ostseite des 
Kamerungebirges handelt. Dasselbe liegt etwa 
950 mhoch und erstreckt sich etwa A#km im Bogen 
von WSW nach NO am Nande einer ziemlich 
steil ansteigenden Bergkette entlang. Buca 
enthält etwa 1500 Einwohner, darunter 
600 waffenfähige Männer, von denen 400 mit 
  
517 — 
Gewehren versehen sind. Es befinden sich da- 
selbst Baulichkeiten der Baseler Mission, welche 
dort eine Station einzurichten beabsichtigt. Seit 
längerer Zeit ist in Buca der VBotaniker Dr. 
Preuß stationirt, welcher mehrfach (vergl. die 
letzten Heste der Mittheilungen) über jenes 
Gebict berichtet hat. Er bezeichnet die Buca- 
Leute als ein ranhes, selbstbewußtes und un- 
abhängiges Volk, von der Kultur sehr wenig 
berührt. „Sie beschäftigen sich mit Vorliebe 
mit der Jagd und mit Palavern und führen ge- 
legentlich Krieg mit ihren Nachbarn. Dem 
Weißen gegenüber sind sie dreist und unver 
schämt im Vertrauen auf ihre Ueberzahl und 
bereiten ihm fortwährend Aerger, jedoch haben 
sie ihn ganz gern in ihrem Dorie oder, besser 
gesagt, seinen Labalk und sein Zeug. Seine 
Macht haben sie eben noch nic lennen gelernt." 
Trotz ihrer maßlosen Habger und Neigung 
zum Stehlen war es Dr. Preuß bisher ge- 
lungen, sich mit ihnen rn gut zu stellen. —— 
Was die Weiterführung der Expedition 
betrifft, so wird die Leilung derselben dem bis- 
herigen Kompagnieführer in der Kaiserlichen 
Schutztruppe für Deutsch-Ost-Afrika, Nochus 
Schmidt, übertragen werden. Sekondlieutenant 
v. Brauchitsch, à la Snile des Grenadier- 
Regiments Graf Kleist von Nollendorf (1. West- 
preußisches Nr. 6) sowie der Büchsenmacher 
Nilius sind bereits vor dem Tode Graven- 
reuths am 5. v. Mts. zum Ersatz für die 
Expedition nach Kamerun abgegangen. 
von der Expedilion des Dr. öintgraff. 
Von Dr. Zintgraff ist unter dem 10. Sep- 
tember aus Baliburg ein Bericht eingegangen, 
wonach die Verhältnisse daselbst zufrieden- 
stellende sind. Drei befreundete Stämme, die 
Basrens, Bamundas und Bametas, haben 
reiche Gastgeschente gesandt, und die umliegen- 
den Stämme haben sich bisher ruhig ver 
halten. Mit Garöga, dem Häuptling der 
Balis, hal Dr. Zintgraff unter dem 26. August 
einen Vertrag abgeschlossen, dessen wesentliche 
Bestimmungen folgende sind: Um den Stamm 
der Balis zu jener Machtl und jenem Ansehen zu 
bringen, wodurch dieselben zur Führerschaft 
über die Stämme im nördlichen Kamerun 
gebiete befähigt werden, schließen oben ge- 
nannte Personen, und zwar Garêga als 
selbstständiger Häuptling für sich und 
sein Volk, D#. Zuntgraff als Beauftragter 
der dentschen Regierung, vorbehaltlich der 
Genehmigung letzterer, nachstehenden Vertrag ab. 
J. 
Dem Dr. Zintgraff wird von Garga 
die Ausübung aller Gewalt über die Bali-
	        
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