Mission eine mit zwei Weißen besetzte Nieder-
lassung hat, wurden vom Kanzler Leist zu
einem Palaver vorgeladen, in welchem Grund
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und Zweck der Bestrafung von Miang und
Bonakwase nochmals klar gelegt wurden. Ihr
Häuptling Koto bekundcte seine große Freude
über die Bestrafung der Rebellen und seine
Ergebenheit gegen das Gonvernement. Ihm
sowie zwei schwarzen Missionaren in Miang
beziehungsweise Fiko wurden bei ihrer nächsten
Anmwesenheit in Kamerun größere Geschente in
Aussicht gestellt.
Die Expedition gegen die Abos war, auch
nach Auffassung der Mission, dringend noth-
wendig; wie die Missionare mittheilten, hatten
selbst verschicdene am unteren Abo ansässige,
am Kampfe nicht betheiligte Häuptlinge erklärt,
der Regierung nur noch gehorchen zu wollen,
wenn dieselbe sich mächtiger als die Nebellen
zeige und diese strasen könne. Dies ist nun-
mehr nachdrücklich geschehen. Die Rebellen
haben bedeutende Verluste gehabt und mehrere
ihrer Häuptlinge sind getödtet worden, während
auf Seiten der Expedition kein Weißer ge-
fallen ist. Im Uebrigen hatte die Expedition
von Gravenreuth 2 Todte, 8 Vermißte,
2 Schwer= und 13 Leichtverwundete.
Der stellvertretende Gouverneur, welcher
sich am 19. Oktober in Folge des falschen
Gerüchts von einer Strandung des „Soden“
selbst nach Miang begeben hatte, hebt in soinem
Bericht vom 24. Oktober hervor, daß Freiherr
v. Gravenreuth durch seinen persönlichen
Muth allgemeine Bewunderung erregt habe
und auch der Erste an den Pallisaden ge-
wesen sei.
Was die weitere Thätigleit der Er-
pedition betrifft, so liegt bisher nur die tele-
graphische Meldung vor, daß Frhr. v. Gra
venrenth auf friedlichem Vormarsch vor
Buea angegriffen und bei Emnahme der Stadt
gefallen ist. Ein Zusatz in dem Telegramme,
wonach die Expedition sich auf dem Weiter-
marsch von Idea nach Balinga am Sannaga-
fluß befinde, sowie die Verstümmelung des
Wortes Buea in Buca hatten zu der An-
nahme führen müssen, daß Gravenreuth am
Sannagafluß im südlichen Theil des Kamerun-
gebietes gefallen sei. Es ist jedoch demnächst
durch ein anderweit eingegangenes Telegramm
jestgestellt worden, daß es sich um das Bakwiri-
(Batwili) Dorf Buea (Bwea) an der Ostseite des
Kamerungebirges handelt. Dasselbe liegt etwa
950 mhoch und erstreckt sich etwa A#km im Bogen
von WSW nach NO am Nande einer ziemlich
steil ansteigenden Bergkette entlang. Buca
enthält etwa 1500 Einwohner, darunter
600 waffenfähige Männer, von denen 400 mit
517 —
Gewehren versehen sind. Es befinden sich da-
selbst Baulichkeiten der Baseler Mission, welche
dort eine Station einzurichten beabsichtigt. Seit
längerer Zeit ist in Buca der VBotaniker Dr.
Preuß stationirt, welcher mehrfach (vergl. die
letzten Heste der Mittheilungen) über jenes
Gebict berichtet hat. Er bezeichnet die Buca-
Leute als ein ranhes, selbstbewußtes und un-
abhängiges Volk, von der Kultur sehr wenig
berührt. „Sie beschäftigen sich mit Vorliebe
mit der Jagd und mit Palavern und führen ge-
legentlich Krieg mit ihren Nachbarn. Dem
Weißen gegenüber sind sie dreist und unver
schämt im Vertrauen auf ihre Ueberzahl und
bereiten ihm fortwährend Aerger, jedoch haben
sie ihn ganz gern in ihrem Dorie oder, besser
gesagt, seinen Labalk und sein Zeug. Seine
Macht haben sie eben noch nic lennen gelernt."
Trotz ihrer maßlosen Habger und Neigung
zum Stehlen war es Dr. Preuß bisher ge-
lungen, sich mit ihnen rn gut zu stellen. ——
Was die Weiterführung der Expedition
betrifft, so wird die Leilung derselben dem bis-
herigen Kompagnieführer in der Kaiserlichen
Schutztruppe für Deutsch-Ost-Afrika, Nochus
Schmidt, übertragen werden. Sekondlieutenant
v. Brauchitsch, à la Snile des Grenadier-
Regiments Graf Kleist von Nollendorf (1. West-
preußisches Nr. 6) sowie der Büchsenmacher
Nilius sind bereits vor dem Tode Graven-
reuths am 5. v. Mts. zum Ersatz für die
Expedition nach Kamerun abgegangen.
von der Expedilion des Dr. öintgraff.
Von Dr. Zintgraff ist unter dem 10. Sep-
tember aus Baliburg ein Bericht eingegangen,
wonach die Verhältnisse daselbst zufrieden-
stellende sind. Drei befreundete Stämme, die
Basrens, Bamundas und Bametas, haben
reiche Gastgeschente gesandt, und die umliegen-
den Stämme haben sich bisher ruhig ver
halten. Mit Garöga, dem Häuptling der
Balis, hal Dr. Zintgraff unter dem 26. August
einen Vertrag abgeschlossen, dessen wesentliche
Bestimmungen folgende sind: Um den Stamm
der Balis zu jener Machtl und jenem Ansehen zu
bringen, wodurch dieselben zur Führerschaft
über die Stämme im nördlichen Kamerun
gebiete befähigt werden, schließen oben ge-
nannte Personen, und zwar Garêga als
selbstständiger Häuptling für sich und
sein Volk, D#. Zuntgraff als Beauftragter
der dentschen Regierung, vorbehaltlich der
Genehmigung letzterer, nachstehenden Vertrag ab.
J.
Dem Dr. Zintgraff wird von Garga
die Ausübung aller Gewalt über die Bali-