Full text: Deutsches Kolonialblatt. II. Jahrgang, 1891. (2)

Erfahrungen die Qnalität des auf ihr ge= den Zugang zu einer gewaltigen, 
wonnenen Tabaks hinter derjenigen des Ta- 
baks an der Astrolabe-Bai zurücksteht. Mit 
der Aberntung der daselbst gepflanzten 343000 
Tabakstauden war Ende April begonnen 
worden; die vorjährige Ernte betrug 6500 kg. 
Ueber die Erzeugnisse der Stationen Stephans- 
ort und Constantinhasen wurde bereits früher 
berichtets). Die Leitung der neuangelegten 
Station Erima übernahm im Dezember ein 
Sumatra-Pflanzer, unter dessen Leitung bis 
Maoi -100000 Tabakpflanzen eingesetzt wurden; 
der bisher geerntete Tabak soll von außer- 
ordentlicher Schönheit sein. Auch die Ein- 
richtung der neuen Station Herbertshöh an 
der Blanche-Bai (Bismarck-Archipel) ist nach 
den bis Ende Juni d. J. reichenden Berichten 
der Stationsverwaltung in der Hauptsache 
durchgeführt. Es liegt derselben die Arbeiter- 
anwerbung im Bismarck-Archipel, welche sich 
im Jahre 1890 auf 1273 Eingeborene er- 
streckte, bb. Im April d. J. sind zum ersten 
Mal die Anwerbungen mit gulem Erfolg auf 
die Nordküste von Neu-Mecklenburg ausgedehnt 
worden. 
Die Auflösung der Kaiser Wilhelmsland- 
Plantagengesellschaft wird geplant, weil sie 
nicht den gewünschten Erfolg gehabt hat. 
Als Grund hierfür wird angegeben, daß der 
Pflanzungsdirektor es nicht verstanden habe, 
die Eingeborenen richtig zu behandeln und daß 
es hierdurch zu Unruhen und Mordthaten bei 
Gorima gekommen sei. Der Uebergang der 
bei Gorima gelegenen Station an die am 
27. Oktober d. J. mit einem Grundkapital 
von 2 400 000 gegründete Astrolabe-Kompagnie 
ist ins Auge gefaßt. Die Astrolabe-Kompagnie, 
bei welcher sich die Neu-Guinea-Kompagnie 
durch Ueberlassung von Land gegen Antheils- 
scheine betheiligt, hat sich zum Zweck geseht, 
den Tabakbau in der Astrolabe-Ebene in 
großem Umfange zu betreiben! und die Arbeiten 
unter Leitung eines erfah 
auf dem Terrain westlich von der Schering- Halb= 
insel bereits in Angriff genommen. Außerdem 
hat dieselbe zwei Expeditionen zur Unter- 
suchung des Landes bezüglich seiner Geeignet- 
heit für Tabakkultur ausgesandt. Die Expedition 
des Dr. Lauterbach wurde von April 1890 
bis Ende Jannuar 1891 zur Erforschung des 
Gogolslusses, welcher bisher auf den Karten 
nur mit seiner Mündung Bili-Bili gegenüber 
angedeutet war, unternommen. Der Reisende 
hat den Lauf dieses größten in die Astrolabe- 
Bai mündenden Flusses etwa 70 Kilometer 
aufwärts verfolgt und festgestellt, daß derselbe 
  
*) Vergl. D. Kol.-Bl. S. 360. 
  
durchweg 
mit mächtigem Urwald bestandenen Ebene bildet, 
die einen äußerst fruchtbaren, tiefgrundigen, 
lehmigen Boden besitzt und von einer über- 
wiegend freundlichen Bevölkerung bewohnt 
wird. Sodann hat der Angestellie der Kom- 
pagnie, W. v. Puttkamer, im Juli d. J. 
die das Hinterland von Friedrich- MWilheins 
hafen bildende Jomba-Ebene untersucht und 
mehrere Vorstöße an einen westlich der Schering- 
Halbinsel mündenden Fluß und den Marien: 
fluß gemacht. Seiner Schäßung nach würden 
in der Ebene und dem sie fortsetzenden Hügel- 
lande etwa 3500 Hektar für Tabakbau vor- 
züglich geeignetes Land zu sinden sein. 
Nach Deutsch-Namaland. Reisebriese von 
Dr. N. F. Ludloff, 1891. Luckhard'sche 
Sortiments-Buchhandlung in Berlin: 
Der Verfasser hat in den ersten Monalen 
dieses Jahres eine Reise durch das südwest- 
afrikanische Schutzgebiet unternommen und die 
Hauptorte, Walfischbai, Otjimbingue, Oka- 
handja, Windhoek, Rehoboth, Keetmannshoop 
und Angra Pequenna besucht. Seine Schilde- 
rungen der Landschaft, der Bewohner, des von 
den Missionaren und der Schutztruppe Geschaffenen 
sind lebhaft und interessant. Sein Urtheil 
faßt er in einem der letzten aus Angra Pe- 
quenna datirten Bricfe wie folgt zusammen: 
„Für kleinere deutsche Ansiedelungen im Schut-= 
gebietc kaun meines Erachtens gegemwärtig nur 
die Umgegend von Windhoek in Damaraland 
in Betracht kommen, soweit dort Sicherheit 
durch die Nähe der Schußtruppe gewährleistet 
wird. Es ist dort gegenwärtig viel Land un- 
bewohnt und herrenlos; die Eingeborenen 
— Hereros und Witboi-Hottentotten — werden 
auch nicht wagen, ihren Anspruch auf solches 
Gebiet handgreiflich geltend zu machen. Das 
Windhveksche Land ist verhältnißmäßig regen- 
reich und graswüchsig, bietet somit in den 
Thalungen Gelegenheit zur Rindviehhaltung, 
im Gebirge ausgedehnte gesunde Weideländereien 
für Schafe. Mehr noch wie diekleine Ansiedelung, 
die immerhin mehrjähriger bedeutender Unter- 
stützung bedarf, dürsten sich für jenes Damara= 
Gebict große V „nament- 
lich ach Wollschäfereien im Großen, eignen, 
dazu gehört aber mehr Kapital und Kraft, als 
ein privater Unternehmer anwenden und wagen 
darf.“ — Für Namaland, welches er für deutsche 
Ansiedelungen nicht geeignet hält, empfiehlt er 
die Heranziehung der Boern. Mit höchster 
Anerkennung spricht er von dem Wirken und 
den Erfolgen der rheinischen Missionare, um
	        
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