Berschiedene Mittheilungen.
Trauerseier für die in Afrika Gejallenen.
Im großen Saale des Alchitektenhauses
sand am Freilag den 11. d. M. eine Gedächt-
nisseier für die im Dienste der lolonialen Sache
Gefallenen statt. Zahlreich waren Verwandte
umd Frcunde der Dahingeschiedenen erschienen.
Vor Myrthen und Palmen waren die Bild-
nisse des Hauptmanns Freiherrn v. Graven-
reuth und des Kommandeurs der Schubtruppe
für Ost-Afrila, v. Zelewski, sowie der mit
ihnen gefallenen Offiziere angebracht. Mit
Tranerslor umhüllte Fahnen schmückten die
Wände. Weihevolle Musik eröffnete die
Feier. Sodann nahm Irr. Büttner, früher
Missionar in Südwest-Afrila, jetzt Lehrer
des Suaheli am Orientalischen Seminar, das
Wort. Er wies darauf hin, daß die Schwierig-
leiten, welche mit der Kolonisirung verbunden
sind, von den Versländigen nicht verkannt
worden seien. Auch die Kolonisirung erfordert,
wie so viele Unternehmungen, Opfer. Diejenigen
aber, welche sich mit ganzer Scele dieser idcalen
Ausgabe gewidmet haben und in ihrem Dienste
gesallen sind, haben nicht vergeblich gelebt; sic
bilden den Grundssein für das sich erhebende
Gebände. Es solgten Gedächtnißreden für
Hauplmann v. Gravenreuth und den Kom-
mandeur v. Zelewsli, beide von Kameraden
derselben gehalten, welche mit den Gesallenen ver-
eint in Ost Afrila gewirkt hatien. Hauplmann
Nichelmann schilderte den Lebensgang des Frei-
herrnv. Gravenreuth, insbesondere seine Thätig-
teit in Ost-Afrila seit dem Jahre 1885, wie
wir sie in kürzeren Zügen bereits an anderer
Stelle dargelegt haben. In warmen Worten
entwarf er ein Bild der Charaktereigenschaften
des Dahingeschiedenen, der unter den größten
Mühen und Entbehrungen stets die Spann-
lrast des Geistes, die wahre Liebenswürdigkeit
des Herzens im Verlehr mit den Kameraden
und mit den Eingeborenen bewahrte. Er schil.
derte die Umsicht, mit welcher Gravenreuth
während des Aufstandes die Vertheidigung von
Bagamoyo leitele, die Kühnheit, mit welcher er
im gegebenen Augenblick die Ossensivc ergriff
und mit Ersolg durchzuführen wußle.
Lieutenant Märler gab eine Uebersicht der
Ereignisse in Ost-Afrika, insbesondere während
des Ausstandes. Er verlas die Namen der gesal-
lenen Offiziere und Untcerossiziere und wendele
sich dann zu dem betlagenswerthen Unglück der
Expedition v. Zelewski. Auch Zelewsli ge-
hörte zu denen, wolche sich seit Beginn der
kolonialen Bewegung derselben anschlossen.
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Wenngleich ihm nach vollendetem Kursus der
Kriegsakademie die militärische Laufbahn auch
im Inlande die besten Aussichten eröffnete, so
trug er doch teinen Augenblick Bedenken, sich
Dr. Peters anzuschließen und nach Ost-
Afrrika hinauszugehen. Bei Anlage der Station
Usungula und später als Chef von Pangani
und Kilwa bewies er seine hervorragende Be-
gabung als praktischer Kolonisator, bei der
Besestigung von Bagamoyo seine militärische
Besähigung. Er verstand es wie kein Anderer,
sich die Liebe und Achtung aller Kameraden
zu erwerben, und man kann von ihm sagcn:
er hatte leine Feinde. Seine bedentenden Eigen-
schaften, das allgemeinc Vertrauen, welches er
besaß, ließen seine Wahl zum Kommandeur der
Schutztruppe sast als selbstverständlich erscheinen.
Ob das Unglück, welches seine Expedition
betraf, vorauszusechen war, oder ob es auf
einen Fehler des Führers zurückzuführen, ließ
der Redner uncrörtert; wenn es ein Fehler
war, welcher uns für die Zulunft als Mahnung
dienen müßte, so entsprang er einer soldatischen
Tugend, der lühnen Initialive, auf welche wir
um leinen Prcis verzichten dürsen.
Bericht des Lientenants Hulter über den Abschluß
des Dertrags zwischen Dr. Finlgraff und
Garega, Rönig der Bali, am s. August d. J.“)
Baliburg, 12. September 1891.
Am 25. August d. J. trasen I#r. Zint
graff und Lieutenant Hutter mit 300 Bali,
welche nach Mi-Jimbi hinuntergekommen waren,
einen Theil der zur Verstärlung herausgesandten
Gewehre und Munition zu holen, bei cinem
heitigen Tornado auf der Baliburg ein.
Möäglichst bald sollien die weiitragenden,
lühnen Pläue zur wirklichen Erschließung von
Kamerun Hinterland in die That ungesetßzt
beziehungsweise die Grundlage geschaffen werden
zur Förderung und schließlichen Durchführung
dieser Ausgabe. Der Plan, den Dr. Zintgrass
bereits ausgearbeilct im Kopfe nach Bali brachte,
war lein geringerer als — lurz ausgedrückt —
den Weißen zum König der Bali zu machen
der Weiße sollte intellektnell herrschen, der
Häuplling der Bali nur das zur Aus-
führung bringen, was die geistige Ueberlegen-
heit ihm dillirt.
Am zweiten Tage nach der Anlunft erschien
Garega, welcher bei unserer Annäherung an
das Dorf auf etwa eine halbe Stundc uns ent-
gegengegangen war und uns dort im Kreise seines
*) Vergl. die vor. Nummer.