betrachteten,
Thür in der Mattenwand steigend in einen
zweiten, etwas größeren; linls grenzt ihn ab
die Wand emes Hauses, vor dem sich ein
lleiner Vorplatz besindet mit einem Lehnstuhl
aus Bambus und davor ein halbmondförmiges
Pflaster, dessen Material wohl 20 in die Erde
eingelegte Elephantenzähne sind! Durch eine
zweite Thür ging's in einen weiteren Hof. In
dessen Mitte steht ein größeres Haus,
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dann wieder durch so eine lleine
und scitlich
davon besindet sich an der Mattenwand des
Hofes ein Vorplatz gleich dem im anderen Hos,
aber ohne Elfenbeinpflaster. Hierher schleppten
die Weiber 3 kleine Schemel, deren je 3 Füße
aus Holz geschnitzte Götzenfratzen vorstellten,
und gleich darauf als unumgänglich noth-
wendiges Erforderniß zu jedem Palaver zwei
mächtige Kalebassen voll warmen Palmweins
— eine ganze NReihe dieser Ungethüme stand
noch drohend im Hintergrund in langer Linie
aufmarschirt. bereit als Verstärlung nöthigenfalls
ins Tresffen einzugreisen — sowie einen Sack
voll Kolanüsse.
Wir selzten uns; gegenüber tanerten sich
Fonté, Titna, 2 bis 3 Männer vom Rathe,
— alte Leute mit scharf geschnittenen, intelli-
genten Gesichter — und unser als Dolmetscher
dienender Koch auf den Boden, ein paar Weiber
mit ihren unvermeidlichen Pfeisen fanden sich
gleichsalls ein und ein paar junge Prinzen
lollerten sich allmälig auch herau. Bald darauf
lam auch der König: im Lande verarbeitetes
Messing in getriebener Arbeit, zu breiten Ningen
gesormt, schmückte seine Arme, an einem gleich-
falls mit Messinglnöpfen dichtbeseblen klurzen
Niemen, der von der rechten Schulter unter
der linken Achsel durchlief (die Art, wie fast
alle Bali ihre Messer zu tragen pflegen], hing
sein breites Messer in reich verzierter Scheide
aus Leopardenfell. In der Hand trug er
einen Karabiner, in dessen Kolben zahlreiche
Messingnägel eingeschlagen waren: der ganze
Körper war mit Nothholz reichlich eingerieben:
so setzte er sich zu uns, ohne anfangs die
geringste Notiz von uns zu nehmen. Nach ein
paar Minuten reichte er auf einmal jedem die
Hand mit dem freundlichsten „amabori“ von
der Welt, und der Palmwein begann sofort
in einer alten Theetasse, die Dr. Zintgraff
seinerzen ihm geschenlt, von Font lredenzt,
die Runde zu machen: manchmal reichte der
König selbst die Tasse oder gab ein Stück
Kolanuß, die er vorher höchsteigenhändig getheilt,
einem von uns, was ein Zeichen besonderer
Freundlichkeit ist. Alles, was im Kreise mit
herum saß — es hatten sich mittlerweile noch
vier weitere Männer vom Nathe eingesunden,
half wacker an der Vertilgung der Palmwein=
massen, die unermüdlich herbeigeschleppt wurden
— Garega scheint grundsätzlich immer sein
Trinkgesäß auf einen Zug zu leeren!
Titanje und Nbo, die beiden ältesten
Söhne des Königs, waren nicht anwesend;
Garega hatte Tags vorher ertlärt, er mache
die Palaver —- und doch war das, was der
Weiße wollte, von hoher Bedentung auch für
den zukünftigen Thronfolger.
Im Anfang drehte sich das Gespräch um
gleichgültige Gegenstände — Comme chez nous
—, es wurde durch doppelten Dolmetscher ge-
führt in der Weise, daß z. B. Dr. Zintgraff
in englischer Sprache unserm Dolmetscher etwas
sagte, dieser sagte es in der Wai-Sprache Fontc
und dieser endlich in der Bali-Sprache dem
König:; in gleicher Weise ging es zurück; will
der König sich nur mit seinen Vertrauten oder
seinem Rathe besprechen, bedient er sich einer
cigenen Geheimsprache, wie die alten Aegypter-
priester ihrer Geheimschrift. Bald aber kam es
zum eigentlichen Palaver; dem König ward
der zu Papier gebrachte Vertrag vorgelesen und
ertlärt: Dr. Zintgraff, und wenn dieser nicht
oder nicht mehr hier ist — Lieutenant Hutter,
dann der nächste Weiße u. s. w. ist in Bali Herr
über Leben und Tod, hat alle Strafgewalt,
entscheidet über Kricg und Frieden, über allen
zu entrichtenden Tribut unterworsener Stämme,
vor ihn kommen alle Palaver mit anderen
Stämmen — dies sind die Hauptpunkte des so
bedeutungsvollen, weitreichenden Vertrages. —
Der König zeichnete sodann mit ungefüger Hand
sein Handzeichen: 3 Kreuzc, wobei er hartnäckig
die beiden Seiten des großen Bogens bemalen
wollte! Als Zeuge setzte ich meinen Namenszug
darunter. — Der Vertrag war abgeschlossen;
und dieser Moment bezeichnet den Veginn der
Zeit, wo Kamerun unn erst mit Recht behaupten
darf, das Hinlerland wirklich zu besitzen, und
dieses Hinterland besteht nicht in den paar
elenden Dörsern am Mungo; das ist das Wald-
land und noch mehr das Grasland mit seinen
menschenreichen Stämmen, dic in richtig gelei-
teten Bahnen hinnnlerfluthen müssen an die Küste
und erschlossen und erschließend, nützend und
selbst Nutzen ziehend, im steten Verkehr mit
den Weißen, unserer Kolonie ihren Werth, ihre
Bedentung geben werden. — Glatt, ohne Ein-
spruch des Königs oder des Rathes ging der
Vertragsabschluß vor sich: Garega hatte schon
längst alles reiflich erwogen und schenlt dem
Weißen Verlrauen, hatte er doch schon früher
einmal zu Dr. Zintgraff gesagt: „Wir sind
zwar zwei Bäuche aber nur ein Herz.“ Hier-
auf stand er auf und seuerte sein Gewehr vor
uns ab, was nur der Untergebene zur Ehrung
seines Gebieters lhul.