Full text: Deutsches Kolonialblatt. II. Jahrgang, 1891. (2)

Vorsteher der Station Bismarcksburg, daß die 
von ihm mit einheimischer Baumwolle ange 
siellten Versuche höchst befriedigende Ergebnisse 
gehabt hätten, da der Boden der Pflanze sehr 
zuzusagen scheine. Um dieselbe Zeit legte die 
Togo--Gesellschaft im Hinterlande Baumwollen- 
pflanzungen an, und wurde der damalige Werth 
der im Jannar 1890 eingetrossenen Probe- 
sendung von Sachverständigen auf 25 Pfennige 
die Kernbaumwolle und 57 Psennige die Link- 
baumwolle per ½ kg netto baar Geld ge- 
schätt. Auch die Firma H. K. Victor sandte 
zu Anfang des Jahres 1890 Baumwollen 
proben aus Togo ein, welche nach dem über- 
einstimmenden Urtheil der Hamburger Togo- 
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(Ernte C). Außerdem war noch bei einer 
anderen größeren Fläche, von welcher zwei 
Heltar im Oltober bepflanzt werden sollten, 
mit Abhauen des Busches begonnen worden. 
Eine zweite Versuchspflanzung wurde von 
Goldberg Mitte September 1890 in Lome 
auf einer Fläche von 3600 qm angelegt. Nach- 
dem die erste Saat wegen der Dürre nicht 
ausgegangen war, mußte am 26. Oktober 1890 
eine Neubepflanzung und zwar mit Upland 
Hawlin Prolisic Cotton erfolgen. Von der 
Ernte (B) wurde nur ein geringer Theil bei 
der Abwesenheit Goldbergs gepftückt, und 
Interessenten der besien amerikanischen Baum- 
wolle an Onalität nicht nachstanden. 
Im Austrage des Auswärtigen Amts traf 
der Pflauzer Goldberg, welcher früher auf 
Baumwoll-Plantagen in Samoa thätig gewesen 
war, im Juni 1890 in Togo ein, um die 
Frage der Baumwollenlultur an Ort und 
Stelle zu untersuchen und den Anbau zu 
sördern. 
In Sebbe fand derselbe zwei Grundstücke 
des Gouvernements von zusammen 30000m 
mit Baumwolle bepflanzt; ein drittes von etwa 
1000 dm wurde unter seiner Aussicht geklärt, 
umgegraben und am 8. Juli 1890 bepflanzt. 
Die Pstanzung litt anfangs unter der Trocken 
heit, erholte sich aber in der Folge und ent- 
wickelte sich zum Theil sehr gut; es zeigte sich 
aber der Nachtheil, daß die Kapseln sich nicht 
genügend öffneten und die Wolle sich nicht, 
wie erforderlich, aus denselben herausdrängte. 
Da dieser Nachtheil sich nicht bei der im 
Innern gefundenen Baumwolle zeigt, muß die 
Erfahrung lehren, ob derselbe auf zu spätes 
Pflanzen oder auf die Wahl des Platzes oder 
auf die gepflanzten Sorten (Indische Upland und 
Nanking) zurückzuführen ist. Die Ernte wurde 
im Oltober v. J. gewonnen (Ernte A); eine 
zweite Aberntung der Versuchsselder erfolgte 
in Goldbergs Abwesenheit und daher nicht 
mit der erforderlichen Sorgfalt in der Beit 
vom Dezember 1890 bis März 1991 (Ernte B). 
Im April d. J. wurden die Versuchsfelder in 
Sebbe gründlich gereinigt und die alten 
Psflanzen beschnitten. Nach dem Beschneiden 
litten die Pflanzen in Folge langanhaltender 
Trockenheit sehr; ein großer Theil der Sea 
Island Pflanzen starb ab, während die Nanling- 
und Indischen Upland Sorten sich wieder er- 
holten. Ein neues Stück Buschland von 
3300 m wurde gereinigt und Ende Mai mit 
Sea Island= und Hawkin Prolisic Cotton= 
Samen bepflanzt. Mit der Ernte von diesen 
(Grundsiücken wurde im August d. J. begonnen 
  
sanden sich in der Wolle kleine Schalenstücke, 
welche sich bei dem durch Handarbeit erfolgten 
Abpflücken der Wolle von den Körnern gelöst 
hatten, was beim Ginnen mit der Maschine 
nicht vorkommen dürfte. Ende April d. J. 
wurden die Stauden beschnitten und ersolgte 
kurz nachher der Ausbruch neuer Triebe und 
Aeste. Die Ernte (C) wurde im Juli und 
August d. J. eingeheimst. 
Dem Pflanzer Goldberg ist es gelungen, 
einheimische Häuptlinge für den Anbau der 
Baumwolle zu interessiren. Unter seiner Leitung 
wurde am 5. Oktober v. J. ein Feld von 
2500 Um, dem König Mensa gehörend, in 
Porto Seguro bepflanzt. Dieses lieferte zu 
Anfang d. J. die erste Ernte (B) und, ohne 
vorher eingestutzt worden zu sein, im Juli 
und August d. J. die zweite Ernte (C). Auser- 
dem wurde hinter Sebbe ein Terrain des 
Chief Aite von Klein Popo, 1000 qm groß, 
am 13. Oltober v. J. bepflanzt. 
Endlich hat jetzt eine europäische Gesell- 
schaft, welche sich bisher mit dem Anbau von 
Kokospalmen beschäftigte und sich „Kokosnuß= 
Plantage Lome“ neunt, 10 Hellar Land ge- 
llärt, um Anfang nächsten Jahres mit der 
Kultur der Baumwolle vorzugehen. 
Ueber die beiden ersten, von Goldberg 
gewonnenen Ernten sind Gutachten der Bremer 
Baumwollenbörse eingeholt worden. Das Gut 
achten über die Ernte A lantete: 
Nach dem vorliegenden Muster sällt die 
weisße Waare (Indische Upland) in Oualität 
sehr unregelmäßig. Das in dem Muster ver- 
tretene bessere Haar ist sehr seidig und kräftig 
und vermag mit den mittleren Klassen ameri- 
kanischer Baumwolle zu konkurriren. Da aber 
die Waarc sehr unregelmäßig fällt, so kann sie 
zu den besseren Garnsorten nicht verwendet 
werden, und aus diesem Grunde, sowie mit 
Rücksicht aus das voraussichtlich hohe Absall- 
ergebniß in der Spimeerei ist sie bei dem 
gegenmwärtigen Preisstand (Februar d. J.) nicht 
höher als mit ca. 43 Pf. per ½ kg zu bewerthen. 
Das Aussehen läßt auch zum Theil auf mangel-
	        
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