Full text: Deutsches Kolonialblatt. II. Jahrgang, 1891. (2)

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Nichtamtlicher Theil. 
  
Perspnal-Machricczten. 
Berlin, den 26. Jannar 1891. 
In Lagos ist in der ersten Hälfie des 
Monats Dezember 1890 der auf einer Urlaubs 
reise von Kamerun begrisfsene Negierungsarzt 
Dr. med. Hugo Zahl am Fieber verstorben. 
I)r. Zahl war in Rosenberg in Preußen 
am 17. März 1856 geboren; nach Ablegung 
der Reiseprüfung auf dem Gymnasium begann 
er seine medizinische Lausbahn. In Greifs- 
wald legte er als Schüler der Professoren 
Mosler und des verstorbenen Chirurgen 
Hucter den Grund zu seinem umsassenden 
medizinischen Wissen, welches er nachher da- 
durch gang besonders erweiterte, daß er nach 
Ablegung seiner wissenschaftlichen Prüfungen in 
den Dienst der holländischen Marine trat, um 
durch vier Jahre in Holländisch Indien Er- 
sahrungen über tropische Krankheitserscheinungen 
zu sammeln. 
Von seinen Reisen zurückgekehrt, bewarb er 
sich Ende 1887 um Anstellung als Arzt in 
den deutschen Kolonien, wurde Ende 
1888 nach Kamerun entsandt und dortselbst 
mit den Funllionen eines Regierungsarztes be- 
trant. 
Hier sand er unn reichlich Gelegenheit, 
seine in Indien erworbenen Erfahrungen im 
Dienste der in Kamerun lebenden Weißen zu 
verwerthen, und zwar „im Dienste“ im wahren 
Sinne des Wortes. Er scheute leine Mühe, 
ihm war leinc Handreichung, keine Art der 
Hülfelcistung zu niedrig, um sich ihr nicht siets 
bereitwillig zu unterziehen, wenn es sich darum 
Landelr, einem Ertraulien Linderung zu schaffen. 
Dieser treuen Thätigleit dankt Mancher sein 
Leben, welcher, in West-Afrila von irgend einer 
tückischen Krankheit heimgesucht, sich hülfesuchend 
an I)#r. Zahl wandte. Das VBertraucn, welches 
man in ihn setzte, war so groß, seine energische 
und gründliche Behandlung der Kranlen so 
wohlbekannt, daß von den verschiedensten Plätzen 
West. Afrilas, aus Lagos, Gabun u. a. m., die 
Leidenden kamen, um seinen Rath einzuholen. 
In manchen sast verzweisellen Fällen hat 
er dann noch Hülse und Rellung gebracht. 
Eben so erfolgreich und gesucht war seine 
Hülse bei den Eingeborenen, bei welchen, nach- 
dem die erste Schen vor dem „Zauberer“, dem 
„Medizinmann“ überwunden war, Dr. Zahl 
eine uneingeschränkte Verehrung genoß. Die 
schwierigsten Operationen hat Dr. Zahl an 
Eingeborenen, häufig unter Assistenz der Aerzte 
der BKaiserlichen Kriegsschisse „Habicht“ und 
„Hyäne“, unter staunender Verwunderung der 
leichtere Handreichungen besorgenden um- 
sitchenden Schwarzen mit Erfolg vollzogen. 
Neben seiner medizinisch-wissenschaftlichen 
Thätigkeit gab sich Dr. Zahl hauptsächlich 
meteorologischen Studien hin. Seitens des 
Auswärtigen Amtes war er beaustragt, die 
wissenschaftlichen Grundlagen für eine nähere 
Kennmiß der klimatischen Verhältnisse von 
Kamerun zu beschaffen. Mit der ihm cigenen 
Gewissenhaftigkeit hat er über zwei Jahre hin- 
durch regelmäßige meteorologische Beobachtungen 
in Kamerun angestellt. Die Resultate derselben 
sind auszugsweise in den „Mittheilungen aus 
den deutschen Schutzgebieten“, ausführlich in 
den von der Deutschen Seewarte in Hamburg 
herausgegebenen „Deutschen überseeischen Me- 
trorologischen Beobachtungen" veröffentlicht 
Worden. 
Jannar 
Denjenigen Herren, mit welchen Dr. Zahl 
in Kamerun in näherem Verkehre stand, zeigte 
er jederzgeit die nämliche Güte seines Charakters. 
Wer ihn aufsuchte, sand in ihm allezeit einen 
treuen Freund und Berather: das Gering- 
ügigste war ihm wichtig genug, um seinc ganze 
Theilnahme zu erwecken; dafür erwies er sich 
dann wieder von rührender Dankbarkeit, wenn 
man den kleinen Frenden, welche er sich in 
Kamerun schus, besonders seinen Ingderfolgen, 
Interesse entgegenbrachte, und es ist wohl keiner 
seiner Bekannten, welcher nicht eine kleine 
Trophäe des Jägers Zahl als Andenken aus 
seiner Hand erhalten hätte. Rührend war es, 
ihm Zuzuhören, wenn er in treuer Kindesliebe 
ausmalte, zu welchen hübschen kleinen Geschenken 
für seine alten in der Provinz Posen lebenden 
Eltern er die besonders hübschen Felle erlegter 
Thiere zur Urlaubszeit wollte ausarbeiten lassen. 
Diese Freude ist nun weder ihm noch seinen 
alten Ellern geworden. 
Der greifbaren Erinnerungszeichen bedurste 
es indessen nicht, um das Andenken eines 
Mannes allehcit im Herzen zu behalten, dem 
es so sehr gegeben war, den Herzen seiner 
Freunde und Bekannten durch die echte Liebens- 
würdigleit seines Charakters nahe zu treten. 
Sein Andenlen wird unter ihnen nicht er- 
löschen.
	        
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