Full text: Deutsches Kolonialblatt. III. Jahrgang, 1892. (3)

Zeit gebraucht, als eine andere Sorte, die ein 
kleineres Korn und eine dunkle Hülse hat. 
Gerade der Anbau des Neis durch die 
Eingeborenen ist sehr zu befürworten trotz der 
Besorgniß vor dem Forkfall der jetzgen Reis- 
einfuhrstener. In demselben Verhältniß nämlich, 
wie der Eingeborene sich dem erhöhten Handels- 
verkehr zuwendet, wird er in der Bestellung 
seiner Pflanzungen nachlässiger, steigt der Preis 
der Lebensmittel überhaupt. 
Der Reis ist aber als namentlich auf 
Handelsreisen mitzunehmender Proviant so 
bekannt und wegen seines geringen Gewichts 
im Verhältniß zu seinem Nährwerth so leicht 
in befriedigender Menge auf die Lebensmittel- 
märkte zu bringen, daß ich darüber weiter 
nichts zu sagen brauche. Militärische und 
andere Expeditionen sind aus demselben Grunde, 
daß sie sich stets auf längere Zeit mit diesem 
Proviant im Lande selbst versehen können, 
weit unabhängiger von der Lebensmittelfrage. 
Nicht mit Unrecht nennt ihn Garega, als ich 
ihm den Vortheil des Neis bei kriegerischen Aktio- 
nen in dieser Hinsicht auseinandersetzte, „weißes 
Pulver“, welches in Verbindung mit dem 
schwarzen Alles unterwerfen wird. Die Balis 
haben von mir etwa 20 kg Saatreis erhalten, 
und wird der Aubauversuch an verschiedenen 
Stellen gemacht. 
Der Reis wird sich später sehr gut zu 
einem zu besteuernden Ausfuhrartikel erheben 
lassen, namentlich wenn in Kamerun geeignete 
Maschinen zur Enthülsung aufgestellt werden. 
Bekanntlich verbraucht die westafrikanische Küste 
eine sehr beträchtliche Quantität Reis für die 
schwarzen Arbeiter und ist so abhängig von 
dieser Zufuhr, daß durch die Verspätung dieses 
oder jenes Dampsers oft schon recht unan- 
genehme Verlegenheiten entstanden sind. Die 
Qualität ist, da für Neger bestimmt, keine 
136 
  
besonders gute; jedenfalls ist das im Lande 
gewonnene Korn hier sehr viel besser. Daher 
ist es auch nicht zu verwundern, daß nunmehr 
Europäer den Landesreis dem europischen 
vorziehen. 
Jedenfalls verdient die Reisfrage eine ganz 
besondere Berücksichtigung. Ich bemerle noch 
für besorgte Gemüther, daß der Anbau des 
Reis keine Fieber zur Folge hat, wie das 
in China sein soll; denn es ist der Bergreis, 
den ich im Auge habe, der leinen sumpsigen 
Boden verlangt, sondern überall gedeiht. Ob- 
gleich die Barombi-Station im Osten und Westen 
von zwei großen Reisfeldern begrenzt wird, 
haben wir von Fiebern aus diesem Grunde 
nichts bemerkt, vielmehr war die Gesundheit 
der Europäer immer befriedigend. 
Es erübrigt zum Schlusse, noch einige 
Worte über die Gegenden anzuführen, welche 
für die staatliche Kultivirung im Sinne vor- 
liegender Denkschrift in Betracht kommen. 
So lange wir mittelst kleiner Polizei= 
dampfer die in das Kamerun-Delta mündenden 
Flüsse jeder Zeit leicht und ohne viel zeit- 
verlust befahren können, so lange Flußläufe 
die bequemste Beförderung der kultivirten Pro- 
dulte für Kanus und Handelsdampfer ge- 
währen, so lange wird man seine nächste Auf- 
merksamkeit auf die an deren Ufern wohnenden 
Stämme zu richten haben. 
Mungo, Wuri und Sanaga dürften hier 
zunächst in Betracht kommen, und von diesen 
ist vielleicht das baumlose Gebiet des Wuri 
in seinem Unterlauf wenigstens besser geeignet 
für die Kultur von Reis, Grundnüssen, Baum- 
wolle, während Mungo und Sanaga bei 
entschieden fruchtbarem Boden für die Kaffec- 
und Kakaoplantagen in Betracht kommen 
würden. Da der Mungo seit einigen Jahren 
sich einer besonderen Aufmerksamkeit seitens der 
Bell-Leute zu erfreuen hat, die jährlich immer 
mehr Land daselbst urbar machen, so dürfte 
dieser Umstand insofern von Beachtung sein, 
als hier der in Kamerun ansässige Häuptling 
Bell uns sehr wichtige Dienste leisten kann; 
denn den Mungo kann man ohne Bedenken 
als das Gebiet der Bell-Leute bezeichnen und 
es fragt sich, ob bei irgend einem anderen der 
gedachten Flüsse ein solch umfassender Ein- 
luß cines Stammes zu bemerken ist. Ich 
brauche aber wohl nicht hervorzuheben, wie 
bedeutungsvoll für unsere Zwecke auch nur 
ein halbwegs angesehener „wichtiger“ Häuptling 
ist, der auch räumlich über ein großes Gebiet 
verfügt. 
Nächst den Flußläufen kommen die pro- 
jektirten Straßen in Betracht, und glaube ich, 
daß dieselben in dieser Hinsicht uns ebenfalls 
später, namentlich wenn der Verkehr für Lasl- 
thiere und Wagen darauf eingerichtet wird, 
von großem Nußen sein werden. Das Land, 
durch welches die Bali-Straße führen wird, 
ist fruchtbar und wohl bewässert. Das Ban- 
hang-Gebiet dürfte zwischen Bali und Kamerun 
zu dem schönsten in den Küstengegenden ge- 
hören, ebenso wic die Landschaft Mabum mit 
ihren ausgedehnten Wäldern. 
Das, was der Kongo Staat erst durch den 
Bau einer Eisenbahn erreichen kann, nämlich 
die die Zukunft Afrikas bedingenden frucht- 
baren Gebiete, das liegt für uns in so schöner, 
prächtiger Fülle um das Kamerun-Becken mit 
seinen günstigen Verschiffungspläten, daß wir 
nur die Augen aufzumachen und zuzugreifen 
haben.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.