Zeit gebraucht, als eine andere Sorte, die ein
kleineres Korn und eine dunkle Hülse hat.
Gerade der Anbau des Neis durch die
Eingeborenen ist sehr zu befürworten trotz der
Besorgniß vor dem Forkfall der jetzgen Reis-
einfuhrstener. In demselben Verhältniß nämlich,
wie der Eingeborene sich dem erhöhten Handels-
verkehr zuwendet, wird er in der Bestellung
seiner Pflanzungen nachlässiger, steigt der Preis
der Lebensmittel überhaupt.
Der Reis ist aber als namentlich auf
Handelsreisen mitzunehmender Proviant so
bekannt und wegen seines geringen Gewichts
im Verhältniß zu seinem Nährwerth so leicht
in befriedigender Menge auf die Lebensmittel-
märkte zu bringen, daß ich darüber weiter
nichts zu sagen brauche. Militärische und
andere Expeditionen sind aus demselben Grunde,
daß sie sich stets auf längere Zeit mit diesem
Proviant im Lande selbst versehen können,
weit unabhängiger von der Lebensmittelfrage.
Nicht mit Unrecht nennt ihn Garega, als ich
ihm den Vortheil des Neis bei kriegerischen Aktio-
nen in dieser Hinsicht auseinandersetzte, „weißes
Pulver“, welches in Verbindung mit dem
schwarzen Alles unterwerfen wird. Die Balis
haben von mir etwa 20 kg Saatreis erhalten,
und wird der Aubauversuch an verschiedenen
Stellen gemacht.
Der Reis wird sich später sehr gut zu
einem zu besteuernden Ausfuhrartikel erheben
lassen, namentlich wenn in Kamerun geeignete
Maschinen zur Enthülsung aufgestellt werden.
Bekanntlich verbraucht die westafrikanische Küste
eine sehr beträchtliche Quantität Reis für die
schwarzen Arbeiter und ist so abhängig von
dieser Zufuhr, daß durch die Verspätung dieses
oder jenes Dampsers oft schon recht unan-
genehme Verlegenheiten entstanden sind. Die
Qualität ist, da für Neger bestimmt, keine
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besonders gute; jedenfalls ist das im Lande
gewonnene Korn hier sehr viel besser. Daher
ist es auch nicht zu verwundern, daß nunmehr
Europäer den Landesreis dem europischen
vorziehen.
Jedenfalls verdient die Reisfrage eine ganz
besondere Berücksichtigung. Ich bemerle noch
für besorgte Gemüther, daß der Anbau des
Reis keine Fieber zur Folge hat, wie das
in China sein soll; denn es ist der Bergreis,
den ich im Auge habe, der leinen sumpsigen
Boden verlangt, sondern überall gedeiht. Ob-
gleich die Barombi-Station im Osten und Westen
von zwei großen Reisfeldern begrenzt wird,
haben wir von Fiebern aus diesem Grunde
nichts bemerkt, vielmehr war die Gesundheit
der Europäer immer befriedigend.
Es erübrigt zum Schlusse, noch einige
Worte über die Gegenden anzuführen, welche
für die staatliche Kultivirung im Sinne vor-
liegender Denkschrift in Betracht kommen.
So lange wir mittelst kleiner Polizei=
dampfer die in das Kamerun-Delta mündenden
Flüsse jeder Zeit leicht und ohne viel zeit-
verlust befahren können, so lange Flußläufe
die bequemste Beförderung der kultivirten Pro-
dulte für Kanus und Handelsdampfer ge-
währen, so lange wird man seine nächste Auf-
merksamkeit auf die an deren Ufern wohnenden
Stämme zu richten haben.
Mungo, Wuri und Sanaga dürften hier
zunächst in Betracht kommen, und von diesen
ist vielleicht das baumlose Gebiet des Wuri
in seinem Unterlauf wenigstens besser geeignet
für die Kultur von Reis, Grundnüssen, Baum-
wolle, während Mungo und Sanaga bei
entschieden fruchtbarem Boden für die Kaffec-
und Kakaoplantagen in Betracht kommen
würden. Da der Mungo seit einigen Jahren
sich einer besonderen Aufmerksamkeit seitens der
Bell-Leute zu erfreuen hat, die jährlich immer
mehr Land daselbst urbar machen, so dürfte
dieser Umstand insofern von Beachtung sein,
als hier der in Kamerun ansässige Häuptling
Bell uns sehr wichtige Dienste leisten kann;
denn den Mungo kann man ohne Bedenken
als das Gebiet der Bell-Leute bezeichnen und
es fragt sich, ob bei irgend einem anderen der
gedachten Flüsse ein solch umfassender Ein-
luß cines Stammes zu bemerken ist. Ich
brauche aber wohl nicht hervorzuheben, wie
bedeutungsvoll für unsere Zwecke auch nur
ein halbwegs angesehener „wichtiger“ Häuptling
ist, der auch räumlich über ein großes Gebiet
verfügt.
Nächst den Flußläufen kommen die pro-
jektirten Straßen in Betracht, und glaube ich,
daß dieselben in dieser Hinsicht uns ebenfalls
später, namentlich wenn der Verkehr für Lasl-
thiere und Wagen darauf eingerichtet wird,
von großem Nußen sein werden. Das Land,
durch welches die Bali-Straße führen wird,
ist fruchtbar und wohl bewässert. Das Ban-
hang-Gebiet dürfte zwischen Bali und Kamerun
zu dem schönsten in den Küstengegenden ge-
hören, ebenso wic die Landschaft Mabum mit
ihren ausgedehnten Wäldern.
Das, was der Kongo Staat erst durch den
Bau einer Eisenbahn erreichen kann, nämlich
die die Zukunft Afrikas bedingenden frucht-
baren Gebiete, das liegt für uns in so schöner,
prächtiger Fülle um das Kamerun-Becken mit
seinen günstigen Verschiffungspläten, daß wir
nur die Augen aufzumachen und zuzugreifen
haben.