Full text: Deutsches Kolonialblatt. III. Jahrgang, 1892. (3)

Es ist bis zur durchschnittlichen Höhe von 
1,50 m mit Kalksteinen und von hier ab bis 
in die Höhe von 3,50 m außerhalb mit ge- 
brannten und innerhalb mit ungebrannten Zie- 
geln aufgeführt. 
An den vier Ecken des rechteckförmigen 
Gebäudes befinden sich mit Zinnen geschmückte 
Thürme, von denen die auf der Ostseite ge- 
legenen 9 m, die auf der Westseite befindlichen 
6 m Höhe haben. 
Die Wohnräume der Mannschaften und die 
Arbeitsstellen sind im Innern des Kaserne- 
ments. Die Näume sind mit gebrannten Ziegeln 
ausgelegt. 
Am Bau waren etwa 100 Eingeborene 
beschäftigt, 3E0 Männer und 70 Weiber. 
Sämmtliche Arbeiter haben ihre Pontocks nahe 
dem Kasernement angelegt und wohnen nach 
den verschiedenen Nationalitäten in Gruppen 
zusammen. 
Für jede dieser Werft ist ein Vormann er- 
nannt, der kleinere Streitigkeiten zu schlichten 
und Klagen dem Truppenführer zu über- 
mitteln hat. 
Seit der Besetzung Windhoeks sind zwei 
Volkszählungen vorgenommen, die erste am 
21. April 1891, die zweite am 1. Januar 1892. 
Die Ergebnisse waren folgende: 
Am 21. April 1891: 
Summa Eingeborene 279. 
Am 1. Januar 1892: 
Summoa Eingeborene 456, davon 125 Männer, 
135 Frauen, 97 Jungen, 99 Mädchen; auf 
die verschiedenen Nationalitäten vertheilt sich 
die Summe wie folgt: 
Buren 2, 
Basta#ds 119, 
Hottentotten 83, 
Bergdamaras 237, 
Buschleute 8, 
Hereros 2, 
Ovambos 2. 
Betschuanen 2. 
Die Arbeiter erhalten als Bezahlung fast 
alle nur Verpflegung, die Vor= und Nach- 
mittags aus je 2 Pfund Fleisch besteht. 
Am fleißigsten und brauchbarsten bei der 
Arbeit sind die Bergdamaras; dieselben werden 
zu den schwersten Arbeiten ausgesucht. Die 
Männer müssen den Lehm treten und auf die 
Formtische befördern, die Frauen werden zum 
Steinetragen verwendet. 
Mit einer wahren Passion tragen diese 
Letzteren Steine im Gewicht von 100 bis 
150 Pfund fort. Sie setzen sich zur Auf- 
nahme der Lasten auf die Erde, vier Frauen 
heben der Sitzenden den Stein auf das Haupt, 
und diese richtet sich, ohne Zuhülfenahme der 
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Hände, auf und trägt, als ob sie gar keine 
Last fühle, den Stein an seinen Bestimmungs- 
ort. Dabei sind die Frauen stets vergnügt, 
singen und scherzen beim Tragen der Lest. 
Die Hottentotten und Bastards werden 
meistens in der Ziegelei zum Austragen der 
Ziegel nach dem Backofen und Wagen rc. und zu 
Gartenarbeiten verwendet. 
Die Hauptgartenanlagen der Truppe, 
denen für Offiziere und Mannschaften ab 
zu Gemüse entnommen wird, befinden 
auf Klein-Windhoek, wo ein Flächenraum 
3 Morgen unter Kultur genommen ist. 
Auf Groß-Windhoek sind zwei auseinander 
liegende Grundstücke in Gesammtgröße von 
2¼ Morgen bestellt. Das eine Grundstück 
war früher schon von den Hottentotten als 
Garten benutzt worden, während das anderc 
in diesem Jahre zum ersten Male bepflanzt 
worden ist. 
Die Beaufsichtigung und Bearbeitung der 
Gärten ist auf Klein-Windhoek dem Reiter 
Meiburg (Profession Landmann) und auf 
Groß-Windhoek dem Reiter Bohr (Gärtner) 
übertragen worden. Beide haben sich mit 
großem Fleiß ihrer Aufgabe hingegeben und das 
früher brachliegende Land zu Musteranlagen 
umgewandelt. Die Bebauung der Gärten auf 
Groß= und Klein-Windhoek wurde im 
Oktober v. J. begonnen. Zur Aussaat ge- 
langten: Mais, Kopfkohl, Rettig, Zwiebeln, 
Erbsen, Mohrrüben, Salat, Petersilie, Bohnen, 
rothe Rüben, Gurken, Sellerie, Hirse, Kartoffeln, 
Kürbis, Tabak, Kohlrabi, Radieschen, Melonen. 
Außerdem wurden auf Groß-Windhoek 
Johannis= und Stachelbeeren, Pfirsiche, Apri- 
kosensteine, Kastanien und europäischer Oel- 
baum ausgesät. Die Rabatten zu beiden 
Seiten des Weges wurden mit Stecklingen von 
Feigen, Bananen und Wein bepflanzt. 
aus 
und 
sich 
von 
Das südwestafrikanische Schutzgebiet und die Buren. 
Einem Bericht des Hauptmannsv. Frangois 
entnehmen wir nachstehende Mittheilungen: 
Die Besichtigung der von einzelnen Buren- 
Familien bewohnten Gegenden im Bondels- 
warts-Afrikander und Vilander Gebiet, hat 
mich zu der Ueberzeugung gebracht, daß viele 
Theile des Schutzgebietes, besonders der Osten 
desselben, nutzbar gemacht werden können, wenn 
in ähnlicher Weise wie dort vorgegangen wird. 
Diese Gegenden, die bisher nur in der Regen- 
zeit betreten werden konnten, sind jetzt durch 
1 
Schaffung von Wasserreservoirs und Herstellung 
von Brunnen bis zu Tiefen von 85 m, wie
	        
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