Full text: Deutsches Kolonialblatt. III. Jahrgang, 1892. (3)

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der am Nande der Kalahari bei Twe Revier 
gelegene, für das ganze Jahr dem Verkehr 
ossen. Viele dieser, durch Aodämmen von 
Tiejenlinien hergestellten Wasserbecken halten 
so reichlich Wasser, daß dieses außer zum 
Tränken des Viehes noch zur Berieselung von 
Gärten verwandt wird. Die Brunnen laufen 
ebenfalls reichlich und liesern mit Ausnahme 
weniger im Vilander Gebiet, deren Wasser 
solzig und bitter ist, wohlschmeckendes Wasser. 
Von den Eingeborenen ist für die Besse- 
rung der Wasserverhältnisse wenig oder so gut 
wie nichts geschehen. Selbst an der Haupt- 
verkehrsstraße. Keetmanshof— Warmbad, den 
Plätzen Dassi, Fountän und Kanus, war 
für Offenhaltung des Wassers nichts geschehen. 
Dirstend sah ich das Vieh der Eingeborenen 
die Wasserlöcher umlagern, ohne daß sich eine 
Hand gerührt hätte, denselben Wasser zu geben. 
Allerdings würde dies den ganzen Tag ge- 
dauert haben, da diese Wasserlöcher keine aus- 
reichende Tiese und Breite haben und das 
Wasser so langsam durchsickerte, daß bei der 
Wasserstelle Kanus meine Leute eine Stunde 
gebrauchten, um sechs kleine Eimer mit Wasser 
zu füllen. Ich habe die Eingeborenen ernstlich 
verwarnt und ihnen als Pflicht auferlegt, 
Wasser für den Verkehr offen zu halten, 
widrigenfalls ich den Kapitän Wilhelm 
Christian veranlassen würde, die Plätze An- 
deren zur Benutzung zu übergeben. Ich zweifle 
sehr, daß meine Warnung Erfolg haben wird. 
Die Trägheit der Eingeborenen ist so groß, 
daß selbst die bitterste Noth sie nicht aufzu- 
rütteln vermag. 
Nur der weiße Ansiedler wird die Ver- 
hältnisse in dem Nama-Lande schnell günstiger 
gestalten können. Die Besiedlung des Landes 
durch Weiße braucht darum nicht zu einer 
Verdrängung der eingeborenen Vevölkerung 
zu führen. Sie zählt auf ausgedehnten Ge- 
bieten nur einige Tausend Köpfe. Man be- 
lasse ihnen die von ihnen zur Zeit bewohnten 
Plätze, die fast überall an die Missionsstationen 
angrenzen und deren Angahl so gering ist, daß 
neun Zchntel des Landes zur Besiedelung durch 
Weiße verfügbar bleibt. Eine Vereinbarung über 
die ihnen zu zahlende Entschädigung würde sich 
in den meisten Fällen unschwer erreichen lassen. 
Und als Arbeiter im Lohne eines Weißen hat 
selbst der saulste Nama noch Werth. Bei 
pachtweiser Ueberlassung von Ländereien und 
Besteuerung der Stückzahl des Viehes würde 
das Reich schon im ersten Jahre recht bedeu- 
teude Einnahmen aufzuweisen haben. Das 
Verpachten müßte wic in der Kap-Kolonie auf 
dem Wege der Versteigerung stattfinden. Die 
Regierung setzt den Preis an. Geringste 
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— 
Größe eines Grundstückes nicht unter 3000 
Morgen. Die für diese Größe Landes er- 
zielten Preise schwanken in der Kap-Kolonie 
beim Verkauf zwischen 100 und 200 E, bei 
der Verpachtung zwischen 3 bis 15 2& für das 
Jahr. Die Ertheilung von Treklicenzen dürfte 
sich nur für die ersten Jahre empfehlen. In 
der Kap-Kolonie sind bei Treklicenz für 200 
Schase, Ziegen rc., 10 Ninder jährlich je 
2,50 Mk. zu zahlen. 
Am geeignetsten zur Besiedlung der Gebiets- 
theile südlich vom 26° S. Br. sind meines Erach- 
tens die Buren. Dieselben werden schneller als 
jeder Andere die Schwierigkeiten überwinden, 
die sich dem Ansiedler im südlichen Nama-Lande 
entgegenstellen. Ihre Kenntniß von Land und 
Leuten und ihre sonstigen Erfahrungen kommen 
ihnen sehr zu statten. Auch ist das Gebiet 
von ihrer Heimath aus bequem erreichbar. 
Ich habe in dem tetzten Jahre Hunderte 
von Gesuchen von Buren betresfs pachtweiser 
Ueberlassung von Land erhalten und mündlich 
mich Vielen gegenüber dahin geäußert, daß 
die Kaiserliche Regierung sich vorbehalte, dieser 
Frage näherzutreten. Ich halte es für sehr 
wichtig, sich bald in dieser Frage zu ent- 
scheiden, da der Andrang ein immer größerer 
wird und bereils zu einem gespannten Ver 
hälmiß zwischen dem im Lande wohnenden 
Händler und den Vuren geführt hat. Her- 
vorgerufen ist diese Spannung durch den 
Ersteren, der in dem sleißigen Buren einen 
unangenchmen Konkurrenten erblickt. Der weiße 
Händler, unterstützt von dem leicht zu ge- 
winnenden Kapitän, wendet alle Mittel an, um 
dem Buren den Aufenthalt im Lande, das Ein- 
dringen zu erschweren. 
Bei meinem Aufenthalt in Warmbad be- 
tlagte sich Wilhelm Christian bei mir über 
die Buren, dieselben achteten nicht seine Ge- 
setze. In der That werden von den Nama- 
Kapitänen ziemlich willkürlich Gesetze erlassen 
und wieder aufgehoben, gerade wie es dem 
Kapilän paßt. 
Hat ein Buer seinen zeitweiligen Aufent- 
halt hübsch eingerichtet, für Wasser und Garten 
gesorgt, dann kann er sicher sein, daß er nicht 
lange im Genuß seiner Arbeit bleibt. 
Der Buer Cillier, der mit seiner zehn 
Köpfe starken Familie pachtweise auf dem 
Platz Blaydewerwacht (Asfrikander Gebiet) 
wohnt und aus dem vollkommen verwahrlosten 
Platz, dessen Quelle knapp mehr für den Ver- 
kehr ausreichte, einen der angenehmsten Rast- 
plähe für den Reisenden geschaffen hat, soll 
Ansang nächsten Jahres deuselben verlassen, an- 
geblich, weil der Sohn des Häuptlings Wilhelm 
Christian dahin ziehen will.
	        
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