Full text: Deutsches Kolonialblatt. III. Jahrgang, 1892. (3)

Station Edea am Sannaga. 
Ueber die Fortschritte der Stationsanlage 
von Edea berichtet Premierlieut. v. Volckamer 
unter dem 7. Jannar d. J. wie folgt: 
Es wurde durch nachträgliches Abholzen 
der Nordostecke ein ausgerodeter Platz geschaffen 
von 380“ Breile und 296“ Tiese und diese 
Fläche durch 3 m breite Wege mit Graben 
zu beiden Seiten für rascheren Verkehr gang- 
bar gemacht. 
Eine Fläche von 116/ Breite und 1248 
Tiese ist hauptsächlich mit Koko, Zuckerrohr 
und verschiedenen Bohnensorten bepflanzt, wie 
dies durch die Zeichnung näher ersichtlich ge 
macht sein soll. 
Die fünf Unterkunftsschuppen, Pulver-sowie 
Vorrathshütte sind sämmtlich aus einheimischem 
Material hergestellt; nur sind letztere und 
ein Schuppen mit unwerzinklem Wellblech, 
gedeckt. 
Für die als Besatzung der Station zurück- 
bleibenden Mannschaften sollen mit Rücksicht 
auf die Regenzeit zwei Schuppen sorgsamer und 
dichter gebaut werden. 
Das Stationshaus von 107 Länge, 87 Breite 
hat fünf kleine Räume; dasselbe ist aus unge- 
hobelten Brettern gezimmert und für Ver- 
setzung oder Transport zerlegbar. 
Die nunmehr gefaßte und durch 
geschützte Gravenrenthquelle liesert sehr 
und reines Trinkwasser; das Wasser 
Sannaga ist nur zum Waschen brauchbar. 
In Augriff sind genommen zwei Wege 
gegen Westen, der eine längs des Ufers in 
Verlängerung des Weges nach der Mission, 
Zaun 
llares 
des 
der zweite auf der Höhe vom Stationshause 
nach dem Busche: ferner ein Landungsplatz 
mit Landungsbrücke für die Regenzeit, ein 
Landesloß und regulirte Uferböschung für die 
Trockenzeit. 
stellung eines ortsüblichen Canves von 
Länge beschäftigt. 
Mil Befestigungsanlagen wurde ebensalls 
begonnen, zunächst gegen den Sannaga hin 
unter Benuszung und im Anschluß an einen 
vorhandenen Felsblockhügel. Dieselben bestehen 
11 Togolente sind mit Her- 
157 
egenwärtig aus einer Felsblockmaner von 1lm 
geg 9 
20 cm Höhe mit glacisartigem Abfall und da- 
hinter befindlichem Schützengraben für Anschlag 
im Stehen. 
nisse, eine bestimmte Fläche vor diesen Ver- 
psählung mit Drahthindernissen erhalten. 
Das beigegebene Croquis zeigt alle bis zum 
Jannar 1892 ferkiggestellten Anlagen. 
Der nach Oslen gegen die Faktorei führende 
Weg erhielt zur Plauirung bei der Quelle 
238 
Das Glacis wird Drahthinder 
einen bis zu 1m hohen Damm und wurde in 
die Höhe bis zu 1m Tiefe eingeschnitten. 
Der ganze Weg ist zu beiden Seiten mit 
Bananuen bepflanzt. 
Die ersti beim Abholzen der Nordostecke 
entdeckte Quelle wurde mit Sand eingeschüttet, 
gefaßt und durch einen 2 m hohen Zaun ge- 
schützt. Zum Angedenken an meinen bei Buca 
gefallenen Expeditionsführer habe ich dieselbe 
„Gravenreuth"-Quelle beuannt. 
Die sämmtlichen eingetragenen Distanzen 
beziehen sich auf das Stationshaus „St.“ 
Auf den mit „abgeholzt“ bezeichneten Stellen 
blieben die Oelpalmen, Vananen und besonders 
schöne Exemplare von Laubholzbäumen stehen. 
Die Leute aus Dahome und Togo zeigen 
sehr guten Willen, sind gehorsam und haben 
zu keinerlei Ausschreitungen Neigung, auch 
zeichnen sie sich gegenüber den Accra durch 
große Bedürfsnißlosigkeit aus. 
Dagegen sind viele von ihnen schwächlich 
und scheinen durch ihr hartes Vorleben den 
Keim zu Krankheiten in sich ausgenommen zu 
haben. 
Ich habe 10 Mann für den Waffendienst 
ausgewählt; dieselben versehen den Wachtdienst 
auf der Station. 
Oestlich der Woermannjaktorei befinden sich 
zwei Ansiedelungen zu Handelszwecken, die eine 
Kamerunleuten, die andere Vakokos gehörig. 
Eine halbe Stunde von hier entfernt wohnen 
Edcaleule in einem großen, sehr reinlich ge- 
hallenen Dorse von 50 bis 60 Hütten unter 
ihrem Häuptlinge M'bome, der sich fast aus- 
schließlich mit Elsenbeinhandel beschästigt und 
diesem seinen großen Reichthum verdankt. Ein 
lleineres Dorf liegt 30 Minnten westlich von 
hier und südlich der Mission. Die Beziehungen 
zu den Ansiedlern einerseits, zu den Ein- 
gebornen andererseits haben sich seit 3 Wochen 
wesentlich geändert. 
Ansänglich überliefen mich die Kameruner 
mit Klagen gegen die Edealente. Als ich darauf 
drang, stets die Beklagten mit zum Palaver zu 
bringen, als sich herausstellte, daß die Forde- 
rungen übertrieben oder unrichtig waren und 
ich deshalb die Zahlungen entsprechend redu- 
zirte, kamen die Kamernnleute seltener. Da- 
gegen nahm die anfängliche Schen der Ein- 
geborenen im gleichen Maße ab. Dieselben 
besuchen jetzt im Verlauf des ganzen Tages 
die Station und bringen Koko, Planten, Pfeffer 
und Anderes zum Verkauf. Manche kommen 
auch einzeln oder in Gruppen, lediglich um sich 
das Stationshaus anzusehen, welches ihnen 
deshalb besonders merkwürdig erscheint, weil 
hier der Weiße nicht auf der Erde, sondern
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.