Full text: Deutsches Kolonialblatt. III. Jahrgang, 1892. (3)

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Als ich annehmen konnte, daß sämmtliche Pa- 
tronen sich entladen, und nachdem ich die an- 
deren vier Lehmhänser gesichert, suchte ich in 
Kammer und Vorrathsraum zu retten, was 
möglich war, indem ich das Feuer zu ersticken 
strebte. 
Obgleich alle Einwohner Jos Wasser her- 
beitrugen, gelang das Löschen nur schwer, so 
daß ich zu meinem Bedauern melden muß, daß 
obige zwei Räume und die zwei bis zum 
15. v. Mts. von Herrn Sekondlieutenant 
Schlieckmann bewohnten total ausbrannten. 
In der Kammer verbrannten drei mit 
Kattunen, Sämereien, Tabak, Flaggen 2c. ge- 
süllte Blechkoffer, 11 Karabiner, alle Patronen, 
Feldflaschen, Brotbentel und Kleinigkeiten mei- 
nes persönlichen Eigenthums; im Vorraths- 
raum alle Konserven und Getränke, zwei Lasten 
Kattune und Tabak, ein Zelt und 10 hier 
deponirte Tonnen Pulver des Kaiserlichen Kom- 
missariats; in der früheren Wohnung des Herrn 
von der Expedition des Tieutenants 
derrmann. 
Nach dem in der vorigen Nummer ver- 
öffentlichten Bericht war Lieutenant Herrmann 
auf seiner Expedition nach dem Vifktoria-Sec 
am 6. Febrnar bei dem Häuptling Masenta 
in der Landschaft Uniangwirra (Ugogo) ange- 
langt. Er berichtet über diese Landschaft Fol- 
gendes: 
daher für Europäer unbewohnbar ist. 
genau in der Mitte, 
Die Landschaft Uniangwirra ist eine kahle, 
vollständig horizontale Ebene ohne rechten 
Abfluß, die nach Regen voll Wasser steht und 
Nur 
dicht bei Makenge's 
Tembe, zieht sich ein langer Hügel quer durch, 
der zur Anlage einer Station brauchbar ist. 
An seinem Südostrand hat man weite Ueber- 
sicht über die Ebene bis jenseits des Bubn, 
vom Nordwestrand ebenso bis an das Plateau. 
Alles ist reiner Quarzsand, Wasser selbst auf 
Lieutenants Schlieckmann eine hölzerne Bett- 
stelle, fünf eben ausgekrochene Kücken, eine 
wollene Decke, ein Triumphstuhl 
Haussamatte. 
Ich begann heute die zwei dachlosen Lehm- 
borenen, welche gesterm dorfweise kondolirten, 
wieder mit Dächern zu versehen. 
Hervorheben möchte ich, daß die elementare 
Gewalt des plötzlichen Strohfeuers, der Umstand, 
daß in der Kammer Patronen und über dem 
Vorrathsraum 15 Tonnen Pulver lagerten, 
die gebotene Sicherung der vier anderen Lehm- 
häuser, von denen die Schreibstube zwei Mal 
Feuer fing, die Abwesenheit und das verspätete 
Eintreffen des Personals die wesentlichen Ur- 
sachen waren, warum der Inhalt der ausge- 
brannten Räume nicht gereltet werden konnte. 
Nur einige wenige Konserven, eine Last 
Streichhölzer, Mehl, elwas Salz, Kaffee, Lichte, 
etwas Tabak, 12 blaue Uniformen, 12 In- 
sfonteriegewehre, vier Karabiner, sechs Wei- 
Flinten, zwei Dänenflinten, ein Gefäß Petroleum 
und fünf Tonnen Pulver wurden gerettet. 
Die an den Giebelseiten der Häuser auf- 
geführten Feuermanern trugen wesentlich dazu 
bei, das Feuer zu lokalisiren. Hervorheben 
muß ich die rühmliche und vorzügliche Haltung 
des Dolmetschers Amussu Bruce und des Ge- 
freiten Kwadjovi. 
Außer einigen Brandwunden sind erhebliche 
Verletzungen weder bei dem Personal noch mir 
zu melden. 
und eine 
dem Hügel nicht tief, am Fuß desselben gceig- 
netste Stelle für abessynischen Brunnen. Der 
Higelzug ist bedeckt mit Kulturen, lichtem 
Gestrüpp und Borassuspalmen, serner mit 
vielen, oft riesigen Felsblöcken. Diese ver 
*ê* , » w e hindern eine Stationsanlage auf dem Südost- 
häuser mit thätiger Unterstützung der Einge- 
rand, oder es müßte bedeutend gesprengt 
werden, während am Nordwestrand der Platz 
sehr geeignet ist. Bis zur Tembe des Häupt 
lings sind wenige Minuten, bis zum Bubn 
Fluß 4 bis 5 Stunden, bis zum unteren Platcau 
rand 5 Stunden, bis Muhalale 8 Stunden. 
Der Platz ist herrenlos. Was Arbeiter an 
betrifft, so ist es dasselbe wie mit Mpapua; 
der Mgogo arbeitet nie freiwillig, und müssen 
eben die Soldalen verwendet und die Wagogo 
zum Heranschaffen des Materials veranlaßt 
werden. Es empfiehlt sich, die Station als 
Tembe mit 4 Bastionen anzulegen, wodurch in 
kürzester Zeil ein regensicheres Unterkommen 
geschaffen und jahrelanges kostspieliges Bauen 
vermieden wird. Die Herstellung einer solchen 
Tembe dauert 3 bis 4 Monate und kostet, 
wenn die Wagogo zum Arbeiten angehalten 
werden, nichts. Ich halte diese Lage für 
recht gesund, denn die Station liegt etwa- 
30m über dem Thal und lustig; Europäer 
können hier zu ebener Erde wohnen. Weiße 
Ameisen giebts im Sande nicht. Wasser kann 
mit Brunnen leicht in der Station gebohrt 
werden; am Fuß des Hügels Teiche. Lebens- 
mittel immer zu haben, Uniangwirra ist die 
beste Gegend Ugogos. Es wächst: Mtama, 
Bohnen, Erdnüsse, Kürbisse. Süße Kartoffeln 
können angepflanzt werden. Kleinvieh reichlich, 
Großpieh wenig. Großer Reichthum an Wild- 
gänsen, Enten und sonstigem Flugwild.
	        
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