Full text: Deutsches Kolonialblatt. III. Jahrgang, 1892. (3)

Perschiedene Mittkhrilungen. 
Bericht des slellvertretenden Raiserlichen 
Gouverneurs in Ramerun, E. R. v. Schuckmann 
vom #18. Aovember 1894 betr. die Bestrafung 
von Buẽa. 
Nach Mitte vor. Mts. nach Kamerun 
gelangten Nachrichten hatten die Bucha-Leute das 
große Dorf Momange (Lisoka) verbrannt, fünf 
Menschen dabei getödtet und noch andere 
kleinere Ortschaften verwüstet. Kanzler Leist 
fand die Gerüchte in 
Dr. Preuß hatte ihm dort serner berichtet, 
daß die Busa-Leulc offen den Frieden im 
Gebirge störten und dadurch eine Aufregung 
unter den Bergstämmen hervorgerufen hätten. 
Einige Männer von Busa waren bereits bis 
in die Nähe von Victoria nach Mokundo oder 
Boando herabgekommen, um dort Victoria Leute 
zu fangen. Die BuGa-Leute hatten sogar ge- 
droht, Victoria zu überfallen. 
Frhr. v. Gravenreuth, welcher den 
Kanzler Leist nach Victoria begleitet hatte, 
war gleichfalls der Ansicht, daß alsbald etwas 
geschehen müsse, damit der Frieden im Gebirge 
wiederhergestellt und vor Allem einem Weiter- 
umsichgreisen der Bewegung Einhalt gethan 
werde. Nach Ueberlegung beschloß ich mit 
einer starken Abtheilung hinaufzugehen, um 
durch die Entfaltung unserer gegenwärtigen 
Macht die Leute im friedlichen Palaver 
beruhigen und durch Auserlegung nicht zu 
harter Strafen warnen zu können. Die Bua- 
Bevölkerung sollte von meinen friedlichen Ab- 
sichten durch den Missionar Scholten, der 
früher längere Zeit in Buca thätig gewesen 
war, benachrichtigt werden. Herr Scholten 
versprach mir, zu dem Zweck vom Möwe-See 
nach Bucha hinaufzugehen und vor der 
Expedition dort einzutreffen. 
Da ich die Macht der krästigen Buta-Leute 
nichtmmteesihüe, bakich Frhrn. v. Gravenreuth, 
sich für alle Fälle vorzusehen. Derselbe er- 
klärte darauf, mit 150 Mann und einem 
Maximgeschütz vollkommen stark genug zu sein, 
um cventuell jeden Widerstand zu überwinden. 
S. M. Krenzer „Habicht“ brachte die 
Expedition Fhrn. v. Gravenrenth, v. Stetten, 
v. Volckamer, Dr. Richter, mich, 150 
Expeditionsleute und 10 Krujungen-Polizisten 
am 3. d. Mts nach Victoria. Für den dort 
erkrankten Unteroffizier Szcadock ließ ich den 
Gärtner Pfeil an der Expedition Theil 
nehmen. 
Im Vertrauen auf die Einwirkung des 
Missionars und unsere sriedlichen Absichten 
marschirten wir ab und langten am b6. d. Mis. 
14 
Victoria bestätigt. 
# Acchmitage 3 Uhr auf ciwa 1500 m von 
ha an. Wir hörten Jagdhörner und 
1 n Gravenrenth ließ mit der Fahne 
zum Zeichen unserer friedlichen Absicht 
schwenken. 
Nach Ueberwindung einiger umbesetzten 
Verhaue war die Kolonne auf etwa 100 m„ 
an eine doppelte Pallisaden-Reihe mit 2 Fuss 
hoch aufgeworsenen Steinen gelangt, die Führer 
voran ohne Wassen, als uns ohne Weiteres 
ein Feuerregen aus den Pallisaden entgegen- 
sprühte. Die Schwarzen vor uns stoben zur 
Seite, das Maximgeschütz sollte feuern, es 
funktionirte nicht, Dr. Richter und Lieutenant 
v. Stetten wurden dabei leicht verwundet. 
Frhr. v. Gravenreuth schickte die Ab- 
theilung Stetten durch das uns umgebende 
Rohrdickicht zum Seitenangriff ab und 
ließ vom Wege eine Salve seuern. Diese 
artete jedoch in ein solches Feuern aus, 
daß es für uns Weiße auf dem Wege sehr ge- 
fährlich war, da sich die Schwarzen seitwärts 
in das Nohrdickicht gedrückt hatten und nun, 
obgleich sie nicht fünf Schrikt sehen konnten, 
in allen Nichtungen feuerten. Nur einige meiner 
mitgenommenen Krujungen hielten mit den 
Weißen ruhiger feuernd auf dem scharf be- 
schossenen Wege stand. Als nun von der 
Seite die Abtheilung Stelten mit dem Gärt- 
ner Pfeil heftig zu feuern begann, besahl 
Frhr. v. Gravenreuth, zum Sturm vor- 
zugehen. Gravenrenth, ich, fünf Krujungen 
und noch einige Expeditionsleute stürmten los, 
der beste Krujunge siel, der Vormann derselben 
brach verwundet zusammen. Auf 20 Schritt 
vor den Pallisaden hatten wir eine kleine 
Deckung, wo wir wieder luden. Das Feuer 
von den Pallisaden war einen Augenblick ver- 
stummt. Wir sprangen über die Deckung zum 
letzten Anlauf, empsingen ein furchtbares Feuer, 
Frhr. v. Gravenreuth stürzte, in die Brust 
getroffen, 15 Schritt vor den Pallisaden nieder. 
Als ich ihn aufnahm, bekam er einen zweiten 
Schuß in den Rücken. Ich trug ihn zurück, 
10 Schritt hinter uns fand ich meinen Diener, 
einen Krujungen und einen Expeditionsmann 
an der Erde kauernd, kein anderer Schwarzer 
war vorhanden. Die Lente halsen mir 
Gravenreuth zurückbringen, der jedoch gleich 
nach den erhaltenen Schüssen den Kopf wie 
leblos hängen ließ und meines Erachtens be- 
reits kodt war. Dr. Nichter hatte kaum den 
Tod konstatirt, als die Abtheilung Stetten 
von seitwärts an den Pallisaden erschien, nach# 
dem sie dieselben oberhalb mit Sturm ge- 
nommen halte, und weiter vordrang. Nun 
slürzten die Schwarzen aus dem Rohrdickicht 
nach vorwärkts. Da kein anderer Weißer dis- 
 
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.