Full text: Deutsches Kolonialblatt. III. Jahrgang, 1892. (3)

deshalb erforderlich sein, vorläufig einen Poslen 
von 40 bis 50 Mann in Kidunda seloͤst zu 
haben. Der Bau einer ganz kleinen Station 
nach Muster etwa von Kilossa würde noch 
weniger als diese Station kosten. Hierdurch 
würde aber Usagara, Chutu und vielleicht 
Südwest-Usaramo, das ist die Karawanenstraße 
und der wohl reichste Distrikt des Hinterlandes, 
gegen Mafiti und Mahenge unbedingt sicher 
gestellt werden. 
Kidunda heißt ein ungefähr 1500 m hohes 
breites Gebirgsland, das unvermittelt aus der 
Ebene emporsteigt. Das Gebirge ist scheinbar 
eine Fortsetzung der Rufutu-Berge und läuft 
wie diese Nordost— Südwest. Die Widunda be- 
wohnen der Sicherheit halber das Gebirge, 
haben aber den zunächst gelegenen Streifen der 
Ebene, welche hier große Aehnlichkeit mit Kondoa 
hat, stark mit Reis und Negerhirse (Mtama) 
bebaut. Nur ein Europäer ist vor Zeiten in 
jener Gegend gewesen; die Einwohner machen 
einen fröhlichen, natürlichen Eindruck, die aus- 
gedehnten Felder beweisen Fleiß, die große 
Zahl vorhandener Ziegen Wohlhabenheit. 
Durch dieses Gebiet bricht der Ruaha von 
West nach Ost, die Grenze zwischen Widunda 
und Mahenge bildend, deren Gebiet jenseits 
dasselbe äußere Bild darzubieten scheint. Kidatu, 
die nächste Mafiti-Niederlassung, ist nur drei 
Stunden vom Ruaha entfernt; Nalioto und 
Kapasa sowie Mahoo etwa 10 bis 12 Stun- 
den. Das von ihnen bewohnte Gebiet soll 
Kondoa ähnlich sein. Sie haben da noch keine 
Temben, sondern bewohnen offene Dörfer. 
Oestlich von Kidunda, jenseits des Ruembe 
und eines mäßigen von Nord nach Süd lau- 
senden Gebirgsstocks und halbwegs bis Kisaki 
liegt Mgunda, ein Komplex von Dörfern, die 
von Waniamwesi seit Langem bewohnt werden, 
in einer weiten Niederung, die in die Rufutu- 
Berge einschneidet. Diese sind jetzt durch Hin- 
richtung ihres Häuptlings bestraft und seitdem 
zu Kreuze gekrochen. Zwischen Mgunda und 
Kidunda liegt eine schmale Ebene mit urwald- 
artiger Vegetation, in denen augenscheinlich 
zahlreich Elephanten und Biüffel streifen. 
Fast genau nördlich von Mgunda, eine 
Tagereise entfernt, liegt Mgoda — mehrere 
Dörfer mit bedeutendem Feldbau. In Mbamba 
sind mehrere Dörfer, von denen das größte 
75 Hütten zählt. 
Mgunda, Mgoda, Mbamba sind von großer 
Wichtigkeit für die Straße, welche von Dares- 
salam über Kisali nach Kondoa führt, und die 
vor ca. 24 Jahren die Karawanenstraße war. 
Sie bietet gegenüber der Straße Bagamoyo— 
Kondoa große Vortheile: Zahlreich vorhandene 
Dörfer, reiche Gegenden, fortlaufend ebenes 
  
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Gelände ohne jede Erhebung und ohne Flüsse, 
die in der Regenzeit ein Hinderniß sein könnten, 
wie beispielshalber auf der Route Bagamoyo 
der Kingani, Lugerengere, Gerengere und Mkata. 
Ein Posten in Kidunda im Verein mit dem 
in Kisaki würde die Verwendung dieser Straße 
gestatten; die Ableitung der Karawanen vom 
Innern könnte von Kilossa und Mpapua aus 
erfolgen. 
Westlich ist Usagara durch die Wahehe zwar 
kaum gefährdet; denn ein offensives Vorgehen 
der Wahehe, namentlich bei Vorhandensein der 
Station Kilossa, dürfte überhaupt ausgeschlossen 
sein. Die Wahehe müssen aber von jedem 
Verkehre östlich ihres Gebietes abgesperrt wer- 
den, denn dies ist der einzige Weg, einen nach- 
haltigen, ihnen höchst lästigen Druck auf sie 
auszuüben. Dadurch, daß das in Usagara 
noch befindliche Marore unberechtigterweise in 
Händen der Wahehehäuptlinge Kiparamoto und 
Farhenga bis Mangatua hin ist, ist es diesen 
leicht, Verkehr mit Mjombo, wo viele Wahehe- 
freunde wohnen, und mit den Wangwana und 
Arabern zu unterhalten. Eine Station von 
50 Mann unter einem Offizier in Marore 
würde diese Absperrung leicht durchführen 
können, was von Kilossa oder Mjombe aus 
nicht möglich ist. Den Wahehe würde die 
Möglichkeit entzogen werden, sich mit Stoffen, 
Draht, Eisen und ihren sonstigen von der Küste 
zu beziehenden Bedürfnißartikeln zu versehen. 
Da sie selber lediglich Viehzucht und verhält- 
nismäßig wenig Feldbau betreiben, sind sie auch 
bis zu einem gewissen Grade gezwungen, sich 
anderweitig mit Cerealien zu versehen, welche 
sie bisher und bis jetzt aus Mjombo zu be- 
ziehen pflegten. Ferner wird ihnen durch eine 
Station in Marore das Absatzgebiet für ihren 
Honig, ihr Elfenbein, ihre Ochsen und Sklaven 
entzogen werden. In Marore erhalten sie auch 
zum großen Theil das nöthige Salz, welches 
bei Marore in Gestalt von Steinsalz vorkommt. 
Ein solcher Druck würde doch wohl einen heil- 
samen Einfluß auf sie ausüben. 
  
Expedition des Lieutenants Prince gegen die 
WMabenge und Ugunda. 
Der Chef der Station Kilossa bei Kondoa 
in Usagara, Lientenant Prince, hat aus An- 
laß eines Einfalles der Mahenge-Mafiti eine 
Strafexpedition unternommen. Der vom 
28. März datirte Bericht lantet wie folgt: 
Ich hatte schon gemeldet, daß Mahenge- 
Mafiti unter dem Häuptling Mahoo in Mru- 
guru eingefallen waren, sieben Dörfer bei Mlali 
. zerstört und viele Menschen geraubt hatten.
	        
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