Full text: Deutsches Kolonialblatt. III. Jahrgang, 1892. (3)

Ferner, daß ebendieselben und zwar unter 
Häuptling Nalioto aus Kidatu in Usagara 
eingefallen, bis Mbamba vorgedrungen waren 
und aus dem von ihnen zerstörten Mgoda 
allein etwa 80 Menschen geraubt hatten. Darauf 
wurde die Landschaft Kidunda bedroht, welche 
mehrere Gesandtschaften, um Hülfe bittend, an 
mich sandte. In Folge des Eintreffens der Ver- 
stärkung wurden bedeutende Neubauten der 
Regenzeit wegen nothwendig, so daß ich erst 
am 26. Februar mit Lieutenant Brünning, 
zwei Unterossizieren, 70 Mann und 250 Wa- 
sagara abmarschiren konnte. Dr. Nagel, ein 
Unteroffizier, ein Lazarethgehülfe und 32 Mann 
blieben zurück. Meine Absicht war, Kidatu, 
einen Komplex von Dörsern, wenige Stunden 
jenseits des Ruaha, zu bestrafen und dann 
Lientenant Brünning mit 50 Mann vorläufig 
in Kidunda zur Bernhigung dieser Ortschaft 
zu belassen. 
Am 29. erreichten wir nach fortwährendem 
Regen und überaus heftigen Gewittern, den 
letzten Tag quer über die Vorlagerungen der 
Kidunda-Berge marschirend, Kidunda. Wäh- 
rend ich hier die Verhandlungen mit den dor- 
tigen Häuptlingen, die uns überaus reiche Ge- 
schenke an Lebensmitteln und Ziegen brachlen, 
betrieb, rekognoszirte Lieutenant Brünning den 
zwei Stunden entfernien Ruaha und konstatirte, 
daß der sonst dort zu durchwatende Fluß in 
Folge des unerwarteten Regens zu einem stellen- 
weise kilometerbreiten, reißenden Strome ange- 
schwollen war, der bei gänzlichem Mangel an 
Booten ganz unpassirbar sei. 
Inzwischen hatte ich im Schauri betresss 
des Einfalls der Mafiti Folgendes festgestellt: 
Die in Mgunda seßhafte Waniamwesi- 
kolonie unter dem Häuptling Mgunda hatte 
die in der Nähe von Kidatu angesiedelten 
Waniamwesi unter Kapasa veranlaßt, die Masiti 
zu dem Einfalle zu bewegen. 6 
Die Mafiti waren dem Nufe gefolgt, hatten, 
wie ihre Marschspuren deutlich zeigten, — 
querfeldein marschirend — Mgunda passirt, 
nachdem sie dort geruht und von da aus den 
Einfall gegen Mgoda und theilweise Mbamba 
ausgeführt. Ihr sofort darauf unternommener 
Rückmarsch führte wieder über Mgunda, dessen 
Leute zum großen Theile die Mafiti nach ihrer 
Heimath Mahenge begleiteten, um mit Kapasa 
vereint die geraubten Sklaven aus erster Hand 
billigst anzukausen. 
Um mich selbst von dem Stande des Ruaha- 
zu überzeugen, marschirte ich sofort dahin. 
Dort erschienen an einer schmalen Stelle am 
jenseitigen Ufer eine Menge Mafiti und schein- 
bar Waniamwesi des Kapasa, welche uns über 
den Fluß hinweg verhöhnten. Eine Salve 
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aus einem Dutzend Gewehren mit dem 500 m 
Visir ließ vier Leute todt liegen, die übrigen 
in größter Hast verschwinden. Da der ange- 
schwollene Fluß, in Anbetracht dessen, daß die 
Hauptregenzeit bevorsteht, einen sicheren Schutz 
für die Widunda bildet, so entschloß ich mich, 
Mgunda zu bestrafen und die Besetzung Ki- 
dundas nicht auszuführen. Die Mannschaften 
waren unter den Umständen in Kilossa und 
Miombo besser zu verwenden, mußten auch 
während der Regenzeit möglichst unter Dach 
und Fach untergebracht werden. 
Quer über die Rufutu-Berge und über 
urwaldartiges Gelände, zum großen Theile nur 
auf Elephantenpfaden und in fortwährendem 
Regen marschirend, erreichten wir Mgunda, wo 
der Häuptling Mgunda gefangen genommen 
wurde. Die meisten Dörfer waren unbewohnt, 
da die Männer zum größten Theile bei den 
Mafiti, wie erwähnt, geschäftshalber verweilten. 
Ich ging noch zwei Stunden über Mgunda 
hinaus nach einem Dorfe, welches von Wan- 
Ü dongwe, einem Sulustamme, der unter unseren 
Sunlus stark vertreten ist, bewohnt wird. Diese 
verbargen sich, und erst von hier aus ist es 
mir gelungen, Verhandlungen mit ihnen anzu- 
knüpsen, dahingehend, daß sie ihre friedliche 
Gesinnung durch Tribut an die Station be- 
kunden sollen. 
Ich wünschte Mgunda öffentlich in Kondoa 
wegen seiner Verbrechen hinzurichten; da der- 
selbe sich absolut weigerte zu marschiren, war 
ich gezwungen, dies durch Erschießen in Mgunda 
selbst in Gegenwart der uns begleitenden Wa- 
sagara geschehen zu lassen. Die Wasagara 
drückten lebhaft ihre Genngthuung über die 
Bestrafung Mgundas aus. 
Darauf marschirte ich über die Bergketten, 
welche nördlich von Mgunda in fast ostwest- 
licher Nichtung lausen, nach Mgoda und Mbamba 
und erreichte am 10. März nach fortwährendem 
Regen den Mjombo-Fluß, der von einem zu 
durchwatenden Bache zu einem vier Faden tiefen 
reisenden Strome angeschwollen war. Der 
Uebergang wurde durch eine Nothbrücke bewerk- 
stelligt; ein Esel ertrank. An demselben Tage 
wurde die ebenfalls über Manunstiefe ange- 
schwollene Mukondogwa überschritten und Ki- 
lossa erreicht, wo während meiner Abwesenheit 
die Hauptchefs der Umgegend in Befolgung 
meines ihnen vor meinem Abmarsche gegebenen 
Befsehls 158 Träger nach Daressalam abge- 
schickt hatten. 
Vierzehn Tage nach meiner Ankunft in 
Kilossa kamen die Leute von Mgunda unter 
Führung von dessen Bruder zum Schauri, in 
welchem Ngalas zum Chef daselbst eingesetzt 
wurde, 10 Ziegen an das zerstörte Mgoda,
	        
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