Full text: Deutsches Kolonialblatt. III. Jahrgang, 1892. (3)

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Erleichterungen zurückgeführt wird, welche bei 
direkter Verschiffung von Deutschland nach Tanga, 
Bagamoyo und Daressalam auf den deutschen 
Dampfern bestehen. 
Die Ausfuhr von Sansibar nach JIbo, 
Mozambique, dem Zambesi, den Komoren und 
anderen französischen und portugiesischen Ko- 
lonien im Süden wird auf drei Lack") Rupien 
monatlich geschätzt. 
Der Bericht geht sodann auf die verschie- 
denen Ausfuhrprodukte näher ein und bezeichnet 
es als einen großen Nachtheil, daß Sansibar 
und Pemba, wie die Verhällnisse gegenwärtig 
liegen, auf ein einziges Produkt, die Nelke, 
angewiesen seien. 
Die Nachfrage nach derselben nimmt ab, 
der Markt ist wechselnd und lannenhaft; die 
Preise sind innerhalb weniger Jahre von 7 bis 
10 Dollar pro Frasila auf 2¼ bis 231/ 
Dollar heruntergegangen; die Plantagen er- 
fordern zahlreiche Arbeiter; sie können durch 
einen Wirbelsturm gänzlich zerstört werden 
und bei der großen Ausdehnung der Kultur 
dieser einen Pflanze auf ein und demselben 
Boden liegt die Gefahr des Auftretens einer 
neuen Krankheit oder eines Schädlings vor. 
Die Schuld an dieser Sachlage wird der 
arabischen Herrschaft zugeschrieben, welche an 
dem einmal für gewinnbringend erkannten 
Stlaven= und Elsenbeinhandel, sowie an der 
Nelkenkultur festhielt, ohne in richtiger Erkennt- 
niß der Veränderlichkeit der Verhältnisse recht- 
zeitig auf Ersatz bedacht zu sein. 
Mr. Portal macht daher Vorschläge für 
die Einführung neuer Kulturen und theilt mit, 
daß eine englische Firma bereits eine Maschine 
(libre-extracting will) für die Entfaserung 
der Kokosnuß, Aloe und Ananas aufgestellt 
habe. 
Was die übrigen Ausfuhrprodukte betrifft, 
so steht Elfenbein in erster Linie. Es sind 
davon in der Zeit vom 1. Januar bis 10. Ok- 
tober v. J. annähernd 950 000 englische Pfund 
im Werthe von über 57½½ Lack Rupien über 
Sansibar ausgeführt worden. Das meiste da- 
von gelangt durch die deulsche Interessensphäre. 
Gummi Elastikum wurde während des 
gleichen Zeitraumes etwa für 4½ Lack Rupien 
aus Sansibar verschifft. Dasselbe kommt meist 
aus der deutschen und portugiesischen In- 
teressensphäre. 
An Häuten wurden für elwa 2½ Lack 
Rupien verschistt. 
Kopal, hauptsächlich im südlichen Theil der 
deutschen Inleressensphäre gefunden, wurde im 
Werthe von 2640000 Rupien, zum größten 
Theil nach London exportirt. 
*) Ein Lack = 100 000 Rupien. 
  
Der Handel mit Schildpatt wird von 
Hambmg beherrscht; es wurde in dem ge- 
dachten Zeitraum für beinahe zwei Lack Ru- 
pien verschifft. 
Ueber Gambir. 
Nummer 2 des „Agricultural Bulletin ol 
the Malay Peninsula, publizirt vom Gardens 
u. Forest Department Straits Settlements, 
Februar 1892, enthält einen von H. N. Ridley, 
dem Direktor des landwirthschaftlichen Departe- 
ments und des botanischen Gartens zu Singa- 
pore verfaßten Aufsatz über die Gambirpflanze, 
einen der wichtigsten Gerbstosse, welcher 
möglicherweise auch in unseren Schutzgebieten, 
namentlich denjenigen mit andauernd feuchtem 
Klima anbaufähig sein möchte. Wir entnehmen 
dem Aussatz Folgendes: 
Der größte Theil des auf den Markt 
kommenden Gambir wird von Singapore ex- 
portirt. Der Werth dieser Ausfuhr betrug 
im Durchschnitt der letzten fünf Jahre 
Doll. 4 682 333. Hiervon gingen 1889 nach 
England (den Britischen Inseln) für etwa 
& 460 000 und nach Amerika für etwa 
&180 000. Der Bau des Gewächses ist 
bisher ausschließlich in den Händen der Chi- 
nesen und Malaien gewesen. 
Der Preis des Produktes ist in den letzten 
Jahren gefallen, aber wahrscheinlich nur in 
Folge schlechterer Zubereitung, da es, mit un- 
genügenden Einrichtungen hergestellt, zu viel 
Wasser enthält. 
Die Gambirpflanze (Uncaria Gambir, 
Roxb.) ist ein Klettergewächs, welches sich mit 
Hülse von rückgebogenen Haken an Bäumen 
und Büschen zu beträchtlicher Höhe emporrankt. 
Der Stamm ist einen bis drei Zoll dick. 
Die Blüthen werden durch kleine Bienen, 
welche malaiisch Kelulut genannt werden 
(Trigonia Sp.), befruchtet. 
Gambir scheint erst seit 1750 in der Wissen- 
schaft bekannt zu sein, die Malaien brauchten 
den Saft der Blätter aber schon vorher zum 
Ersatz von Catechn, insbesondere als Genuß- 
mittel zum Kauen. 
Im Jahre 1819 wurde der Bau von 
Gambir in Singapore eingeführt, konnte sich 
aber in Folge der Konkurrenz der benachbarten 
Inseln nicht recht halten. Seit 1834 ist die 
Nachfrage und der Export enorm gewachsen, 
und zwar von 2322 cwts. in jenem Jahre 
auf 7697,04 Pikul im Jahre 1890 (1 cwt. 
— 112 engl. Pfund, 1 Pikul = 133⅛ engl. 
Pfund.
	        
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