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Es ist einer der wichtigsten Gerbstoffe und
soll dem Leder einen eigenthümlichen weichen
Glanz geben, der durch andere Gerbstoffe nicht
hervorgebracht wird. Nach Eichenrinde ist es
der bedeutendste Gerbstoff. Nahezu gleichbe-
deutend ist Sumach (Rhus coriaria), welches
in Südenropa massenhaft produzirt wird.
Ferner wird es als Braunfärbemittel und
zur Festigung und Dichtung von Leinwand
(Canvas), dann auch in Seidenwerken gebraucht.
In den letzten Jahren betrug der Export
von Singapore zwischen 672 183 Piluls
(410 032 Doppelcentner) und 769 784 Pikuls
(469 668 Doppelcentner). In den meisten
Ländern hat der Bedarf zugenommen, nur in
Oesterreich fiel der Werth der Einfuhr von
59 152 Doll. auf 1050 Doll.; vermuthlich
in Folge stärkeren Gebrauchs von Sumach.
Der Preis des Gambirs ist, wohl
in Folge verminderten Gebrauches in der
Seidenmannfaktur, gefallen.
Gambir wird serner in geringerem Maß-
stabe als Arzuei unter den Namen l'ale
catechu zum Adstringiren gebraucht. Von den
Eingeborenen wird es zum Kanen gebraucht
und schließlich ist es als ein Präservativ von
Holz im Wasser empfohlen worden.
Die Malaien machen vier Arten Gambir.
Gambir papan (Brett-), bulat (runder), paka
(Nagel-) und dudur (Wirfel-Gambir). Die
Chinesen machen außer diesen Arten auch noch
„bale Gambir“ (Ballen-Gambir).
Von Würfel-Gambir werden zwei Sorten
unterschieden, es besieht aus kleinen Würfeln
von 1 Kubikzoll. Nr. 1 hat einen Durchschnitts-
werth von Doll. 9 per Pikul, Nr. 2 von
Doll. 7.
Bale Gambir ist der gewöhnliche Handels-
artikel, besteht aus Blöcken von 18 Zoll Länge
und 8 Zoll Dicke und wird in Ballen verpackt.
Es enthält übermäßig viel Wasser. '
Frisch urbar gemachter Boden ist der ge-
eignetste für Anpflanzung von Gambir. Sandiger
Boden ist besser als lehmiger; die Lage soll
nicht höher als bis zu 400 oder 500 Fuß
über dem Meeresspiegel sein. Um die Pflan-
zung herum sollte ein Gürtel von Wald er-
halten werden, hauptsächlich wegen der Noth-
wendigkeit, Brennholz in unmittelbarer Nähe
derselben zu haben, aber auch zum Schutze
der Pflanzung vor Unkraut und anderen
störenden Elementen.
Der Same ist sehr klein und leicht und
mußmöglichst bald, womöglich binnen 24 Stunden
nach der Reife ausgesät, jedenfalls aber bis
dahin sehr trocken aufbewahrt werden. Es
empfiehlt sich, Saatbeele anzulegen.
werden soll.
In Bangka soll die Pflanze nur von
Ablegern gezogen werden.
Die Pflanzen werden ausgepflanzt, wenn
sie etva 9 Monate alt und 1 Fuß hoch sind.
Insekten werden selten auf Gambir ge-
funden. Hauptsächlich die Larve einer Motte
(Attacus Atlas) ist darauf beobachtet worden.
Es empfiehlt sich, die erste Ernte erst zu
schneiden, wenn die Pflanze 1⅛ Jahre alt ist,
und danach etwa alle vier Monate, aber
jedesmal nur eine mäßige Menge Blätter,
damit die Pflanze genügende Kraft zur Weiter-
entwickelung behält. Eine Pflanzung kann je
nach der verwendeten Sorgfalt 13 bis 20, ja
sogar 25 bis 30 Jahre dauern. Nach dem
achten Jahre ist sie am schönsten. Die Chinesen
und Malaien arbeiten die Pflanze durch starkes
Schneiden in 6 bis 8 Jahren ab und glauben
sich dabei besser zu stehen. Der Verfasser
meint, das möge bei dem schnellen Wachsthum
der Pflanze sich häufig rechtfertigen.
Die Blätter und kleinen Zweige werden
in großen Körben zur Fabrik gebracht und in
einen großen eisernen (besser Kupfer-) Kessel
mit kochendem Wasser geworsen, welcher in den
Fußboden eingebaut ist, einige Stunden
lang gekocht und mit einer großen Holzgabel
umgerührt. Wenn sie ganz gelb geworden sind,
werden sie herausgenommen, in einen großen
Trog geschüttet und mit kaltem Wasser be-
gossen und gewaschen. Dieses Wasser, sowie
das einer zweiten Waschung wird in den Kessel
zurückgegossen. Der Rest des Wassers wird
in einen anderen Kessel gegossen, in welchem
die nächste Ladung frischer Blätter gekocht
Nach Entfernung der Blätter
kocht der Sast noch einige Stunden, bis er
tiefbraun wird; während dessen wird in einer
durchlöcherten Kokosnußschale der Rest der
Blätter aufgesischt. Demnächst wird der Saft
in kleine Gesäse geschöpft und abgekühlt, und
wenn er kühl geworden ist, wird er mit kurzen
Stöcken und der Hand gerührt, bis er sich
syrupartig verdichtet oder „sezt“ und hellbraun
wird. Zuletzt wird der Saft mit einem Messer
aus dem Gefäße herausgeschnitten, getrocknet,
gepreßt und in Würsel zerschnitten. Das
Trocknen geschieht theils in der Sonne, theils
über Feuer. Es dauert etwa einen halben
Monat, bis es genügend getrocknet ist, und
daun wird es in seine definitive Form gebracht
und zum Export entsandt.
In Vangka wird eine etwas verschiedene
Methode der Zubereitung angewendet.
Der Verfasser glaubt, daß bei rationeller
europäischer Wirthschaft ein ganz erheblicher
Gewinn aus der Kultur des Gambir gezogen