Full text: Deutsches Kolonialblatt. III. Jahrgang, 1892. (3)

— 288 
Es ist einer der wichtigsten Gerbstoffe und 
soll dem Leder einen eigenthümlichen weichen 
Glanz geben, der durch andere Gerbstoffe nicht 
hervorgebracht wird. Nach Eichenrinde ist es 
der bedeutendste Gerbstoff. Nahezu gleichbe- 
deutend ist Sumach (Rhus coriaria), welches 
in Südenropa massenhaft produzirt wird. 
Ferner wird es als Braunfärbemittel und 
zur Festigung und Dichtung von Leinwand 
(Canvas), dann auch in Seidenwerken gebraucht. 
In den letzten Jahren betrug der Export 
von Singapore zwischen 672 183 Piluls 
(410 032 Doppelcentner) und 769 784 Pikuls 
(469 668 Doppelcentner). In den meisten 
Ländern hat der Bedarf zugenommen, nur in 
Oesterreich fiel der Werth der Einfuhr von 
59 152 Doll. auf 1050 Doll.; vermuthlich 
in Folge stärkeren Gebrauchs von Sumach. 
Der Preis des Gambirs ist, wohl 
in Folge verminderten Gebrauches in der 
Seidenmannfaktur, gefallen. 
Gambir wird serner in geringerem Maß- 
stabe als Arzuei unter den Namen l'ale 
catechu zum Adstringiren gebraucht. Von den 
Eingeborenen wird es zum Kanen gebraucht 
und schließlich ist es als ein Präservativ von 
Holz im Wasser empfohlen worden. 
Die Malaien machen vier Arten Gambir. 
Gambir papan (Brett-), bulat (runder), paka 
(Nagel-) und dudur (Wirfel-Gambir). Die 
Chinesen machen außer diesen Arten auch noch 
„bale Gambir“ (Ballen-Gambir). 
Von Würfel-Gambir werden zwei Sorten 
unterschieden, es besieht aus kleinen Würfeln 
von 1 Kubikzoll. Nr. 1 hat einen Durchschnitts- 
werth von Doll. 9 per Pikul, Nr. 2 von 
Doll. 7. 
Bale Gambir ist der gewöhnliche Handels- 
artikel, besteht aus Blöcken von 18 Zoll Länge 
und 8 Zoll Dicke und wird in Ballen verpackt. 
Es enthält übermäßig viel Wasser. ' 
Frisch urbar gemachter Boden ist der ge- 
eignetste für Anpflanzung von Gambir. Sandiger 
Boden ist besser als lehmiger; die Lage soll 
nicht höher als bis zu 400 oder 500 Fuß 
über dem Meeresspiegel sein. Um die Pflan- 
zung herum sollte ein Gürtel von Wald er- 
halten werden, hauptsächlich wegen der Noth- 
wendigkeit, Brennholz in unmittelbarer Nähe 
derselben zu haben, aber auch zum Schutze 
der Pflanzung vor Unkraut und anderen 
störenden Elementen. 
Der Same ist sehr klein und leicht und 
mußmöglichst bald, womöglich binnen 24 Stunden 
nach der Reife ausgesät, jedenfalls aber bis 
dahin sehr trocken aufbewahrt werden. Es 
empfiehlt sich, Saatbeele anzulegen. 
werden soll. 
  
In Bangka soll die Pflanze nur von 
Ablegern gezogen werden. 
Die Pflanzen werden ausgepflanzt, wenn 
sie etva 9 Monate alt und 1 Fuß hoch sind. 
Insekten werden selten auf Gambir ge- 
funden. Hauptsächlich die Larve einer Motte 
(Attacus Atlas) ist darauf beobachtet worden. 
Es empfiehlt sich, die erste Ernte erst zu 
schneiden, wenn die Pflanze 1⅛ Jahre alt ist, 
und danach etwa alle vier Monate, aber 
jedesmal nur eine mäßige Menge Blätter, 
damit die Pflanze genügende Kraft zur Weiter- 
entwickelung behält. Eine Pflanzung kann je 
nach der verwendeten Sorgfalt 13 bis 20, ja 
sogar 25 bis 30 Jahre dauern. Nach dem 
achten Jahre ist sie am schönsten. Die Chinesen 
und Malaien arbeiten die Pflanze durch starkes 
Schneiden in 6 bis 8 Jahren ab und glauben 
sich dabei besser zu stehen. Der Verfasser 
meint, das möge bei dem schnellen Wachsthum 
der Pflanze sich häufig rechtfertigen. 
Die Blätter und kleinen Zweige werden 
in großen Körben zur Fabrik gebracht und in 
einen großen eisernen (besser Kupfer-) Kessel 
mit kochendem Wasser geworsen, welcher in den 
Fußboden eingebaut ist, einige Stunden 
lang gekocht und mit einer großen Holzgabel 
umgerührt. Wenn sie ganz gelb geworden sind, 
werden sie herausgenommen, in einen großen 
Trog geschüttet und mit kaltem Wasser be- 
gossen und gewaschen. Dieses Wasser, sowie 
das einer zweiten Waschung wird in den Kessel 
zurückgegossen. Der Rest des Wassers wird 
in einen anderen Kessel gegossen, in welchem 
die nächste Ladung frischer Blätter gekocht 
Nach Entfernung der Blätter 
kocht der Sast noch einige Stunden, bis er 
tiefbraun wird; während dessen wird in einer 
durchlöcherten Kokosnußschale der Rest der 
Blätter aufgesischt. Demnächst wird der Saft 
in kleine Gesäse geschöpft und abgekühlt, und 
wenn er kühl geworden ist, wird er mit kurzen 
Stöcken und der Hand gerührt, bis er sich 
syrupartig verdichtet oder „sezt“ und hellbraun 
wird. Zuletzt wird der Saft mit einem Messer 
aus dem Gefäße herausgeschnitten, getrocknet, 
gepreßt und in Würsel zerschnitten. Das 
Trocknen geschieht theils in der Sonne, theils 
über Feuer. Es dauert etwa einen halben 
Monat, bis es genügend getrocknet ist, und 
daun wird es in seine definitive Form gebracht 
und zum Export entsandt. 
In Vangka wird eine etwas verschiedene 
Methode der Zubereitung angewendet. 
Der Verfasser glaubt, daß bei rationeller 
europäischer Wirthschaft ein ganz erheblicher 
Gewinn aus der Kultur des Gambir gezogen
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.