Full text: Deutsches Kolonialblatt. III. Jahrgang, 1892. (3)

Wege über Waya und Ho zum Herzen des Ewe- 
volkes ihre bestgeschulten Kräste dem mörderi- 
schen Klima erlagen, Sie mußten nothgezwungen 
nacheinem Heimstreben, welches Kranken Erholung 
gewähren und einen Bruchtheil der Mitglieder 
vor dem perniciösen Fieber zu sichern fähig war. 
Dieses Ziel haben die Bremer wohl erreicht! 
Das Plateau von Amedsowe ist durch seine 
hohe Lage an sich schon gesund; die Gesund- 
heitsverhältnisse werden zudem dadurch ver- 
bessert, daß dieses Hochplateau von Hochwald 
bestauden und umgeben ist, durch welchen na- 
mentlich die von Süden kommende Luft gleich- 
sam filtrirt wird, und außerdem ein naher, 
kühler Gebirgsquell das reinste und beste Trink- 
wasser liefert. Wenn so die Missionare ge- 
schickt benußten, was die allgütige Natur ihnen 
freigebig gewährte, haben sie außerdem ihre 
Erfahrung mit Klugheit praktisch verwerthet, 
indem sie in den Grenzen ihrer leider be- 
schränkten Mittel alle Hülfsmittel der Technik 
heranzogen, um das gleichzeitig gesundeste, aber 
auch stolzeste Bauwerk des Togogebietes hier 
aufzuführen, welches deshalb ein Muster für 
alle neu zu errichtenden Massivbauten in den 
Tropen zu nennen ist, weil man mit Glück 
alle Nachtheile vermied, welche sich bei früheren 
Bauten herausgestellt hatten. Herr M. Seeger 
hat in diesem Bau der Mission und sich ein 
bleibendes Deukmal gesetzt. 
Da der ganze Bau grundsätlich mit thun- 
lichst ausschließlicher Benutzung einheimischen 
Materials durch eingeborene Handwerker und 
Arbeiter von einem Missionar ausgeführt wurde, 
liefert dieser Umstand den glänzendsten Beweis 
dafür, daß die evangelischen Missionare die 
Eingeborenen mit großem Erfolg zur Arbeit 
gewöhnten und sich einen tüchtigen Stamm 
erprobter Handwerker erzogen. 
An der Einrichtung des Baues ist hervor- 
zuheben, daß unter den Parterrewohnungen ein 
Unterzug sich befindet, welcher die Luft unter 
allen Fußböden streichen läßt, so daß diese — 
sonst gefürchteten — Räume genau so gesund 
sind, wie das erste Stockwerk. 
Als Bauholz kam Odumholz zur Verwen- 
dung, während das Dach mit Schindeln aus 
Aframholz gedeckt wurde. Beide Holzarten 
finden sich im nahen Hochwalde. 
Am Fuße des Stationshügels führt ein 
guter Promenademveg mit Ruhepläßen rings 
um den Hicgel. « 
JudenGärteugcdclhenfastallecuro- 
päischen Gemüse, Rosen und Nelken blühen 
dort das ganze Jahr; Johannis= und Stachel- 
beeren pflanzte man mit Erfolg an. Die 
Kaffeeplantagen der Mission, eines eingewan- 
derten Westindiers und einiger Eingeborenen 
  
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versprechen gute Erträge. Die auf der Südseite 
des Stationshauses angepflanzten Kokospalmen 
gehen gut an. 
Alles ist noch im Werden, aber vielver- 
sprechend. Es steht zu erwarten, daß nunmehr 
für die norddeutschen Missionare die Zeit der 
schweren Noth und Opfer an zahlreichen 
Menschenleben vorüber ist und ein neuer Ab- 
schnitt erfolg= und segensreicher Arbeit beginnt, 
welche sich stützt auf die bisher mit ausdauern- 
der Zähigkeit und selbstverleugnender Geduld 
in hartem Ringen gewonnene Bafis. 
Das Nundpanorama, welches man vom 
Stationshause aus genießt, ist überraschend 
groshartig, da man, wie vom Brocken, nicht 
allein das ganze Gebirge weithin überschaut, 
sondern auch meilenweit die Ebene übersieht, 
mithin einen Ueberblick über das ganze west- 
liche Togogebiet gewinnt. 
Die beste Aussicht bietet die Höhe des 
Geyi, ½ Stunde westlich des Stationshauses. 
Da sieht man nach Norden hinein in die 
weite, wellige Ebene des Danyeflusses, welche 
von Kpandn aus in östlicher und nordöstlicher 
Richtung sich über Fodome weit hinauf bis 
Aposso erstreckt. Die Gebirgsmassen im Norden 
dieser Ebene bilden das Quellgebiet des Danye 
und seiner Zuslüsse und sind nur zwei Tage- 
reisen von Amedsowe entfernt; auch der Si 
fließt in den Danye. 
Deutlich erkennt man die charakteristischen 
Konturen-des massigen Nkonyagebirges, welches 
im Westen seinen Fuß in dem Wolta badet; 
rechis reihen sich die blauen Berge des eisen- 
reichen Sandrokofi an, zum Theil verdeckt durch 
den Bogliberg, über welchen hinweg man wieder 
die Danyeebene sieht und im sernen Nordosten 
die Apossoberge zu schauen wähnt. 
Im Westen ist der Blick begrenzt durch 
die langgezogenen Linien eines Higellandes, 
welches den Wolta zur Küste begleitet, und 
durch welches er sich schlangengleich hindurch- 
windet; die silberhell glänzende Oberfläche seines 
NRiesenleibes wird da an zwei Stellen sichtbar, 
wo die Higelzüge und steilen Flußufer dieselbe 
nicht verdecken. Die Anfoiebene ist weithin 
sichtbar, der Ort Tafi nimmt sich wie ein 
großer Punkt aus. 
Gegen Osten liegt die langgestreckte Wand 
des Agugebirges, wie ein ungeheurer Koloß 
plötzlich aus der Ebene heraustretend, in nicht 
allzuweiter Ferne vor dem Auge; Station 
Misahöhe ist nicht sichtbar, doch kann man die 
südlich davon gelegenen kahlen Bergeshöhen 
von Hanygbe sehen. « 
BoInGeyiansnmßcinstChr-Horn- 
berger das Land geschaut haben, um die noch
	        
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