Full text: Deutsches Kolonialblatt. III. Jahrgang, 1892. (3)

der Boma siehend und Herrn Assistenzarzt 
Dr. Richter damit beschäftigt, das Band ein- 
zuziehen, das Geschütz funktionirte nicht. Unter 
fortwährendem gegnerischen Feuer, welches 
unsererseits nur von Herrn Gorwerneur 
v. Schuckmann und vom Hauptmann v. Graven- 
reuth erwidert wurde, versuchten wir den 
Fehler zu entdecken; bei dieser Gelegenheit 
wurde ich durch einen Prellschuß auf den Magen 
und Herr Dr. Richter durch mehrere Streif- 
schüsse im Gesicht für einige Augenblicke kampf- 
unfähig. 
Das Versagen des Maximgeschützes hatte 
auf unsere Schwarzen, welche dasselbe bei 
Miang haben hochschätzen lernen, eine äußerst 
deprimirende Wirkung; trotzdem der Busch 
links und rechts voll von unseren Leuten lag, 
mußten Dr. Richter und ich mit einem 
Schwarzen das Geschütz aus dem Feuer tragen. 
Indessen gingen der Herr Hauptmann 
v. Gravenreuth, der Herr Gouverneur 
v. Schuckmann, gefolgt von nur zwei 
Schwarzen, gegen die Boma vor. 
Da ich noch am Maxingeschütz beschäftigt 
war, dirigirte ich meine Kompagnie durch Winke 
links in den Busch, um gegen die rechte Flanke 
der Boma vorzugehen. 
Das Maximgeschütz funktionirte auch weiter 
nicht, auch wäre es durch das Vorgehen der 
oben genannten Herren maskirt gewesen. Ich 
begab mich nun zu meiner Kompagnie, um 
mit derselben den rechten Flügel der Boma zu 
umgehen. Diese hatte Gärtner Pfeil, 
welcher in raschester Weise meine Intention 
erfaßte, mühsam auf die Beine gebracht; in 
etwa zwei Minuten gelangten wir durch einen 
sumpfigen Grund etwa 200 m seitwärts der 
rechten Flanke der Boma. 
Meine Leute eröffneten nun ein regelloses 
Feuer auf den hinter der Boma siehenden 
Gegner. Nachdem es mir und dem Gärtuer 
Pfeil mühsam gelungen war, das Feuer zu 
stopfen, schlossen wir an die Boma an. Hier 
traf eben die Kompagnie Volckamer ein, 
welche unverzüglich durch die Boma durchstieß 
und dem Gegner in der Richtung auf das 
Missionshaus folgte. Ich sammelte meine 
Kompagnie, welche sich fast vollständig ver- 
schossen hatte, und rückte bis zu einem Stütz= 
punkte halbwegs nach dem Missionshause nach; 
hier ließ ich Halt machen und ging für meine 
Person zur Boma zurück. 
Hier erhielt ich durch Herrn Gouverneur 
v. Schuckmann, welcher mit einem Zug Da- 
homey-Leute die Boma besetzt hielt, die Nach- 
richt vom Tode unseres Führers. Auf Befehl 
des Herrn Gowwerneurs übernahm ich die 
Oberleitung. Ich ließ nun durch oben ge- 
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nannten Zug und die Träger Todte, Ver- 
wundete und das Gepäck unter Schutz meiner 
Kompagnie nach dem Missionshause verbringen; 
der Verlust der Kompagnie im Gefecht war 
1 Mann todt, 7 Mann verwundet. Das 
gesammte Expeditionskorps wurde für die 
Nacht in den Näumen der Mission unter- 
gebracht; das Kantonnement wurde durch ent- 
sprechende Wachen gesichert, die in nächster 
Nähe befindlichen Häuser wurden bereits am 
ersten Abend niedergebrannt. Die Nacht ver- 
giug ohne besondere Bennruhigung. Den nächsten 
Morgen sammelte ich beide Kompagnien, um 
unter Leitung des Herrn Dr. Preuß die 
Niederbrennung des Ortes zu beginnen. 
Herr Gouverneur v. Schuckmann mit 
25 Manmn hielt die Mission besetzt. Auf An- 
rathen des Herrn Dr. Preuß marschirten wir 
die Stadtfence entlang an die äußerste West- 
ecke von Buca und begannen von hier aus 
die Ortschaft anzuzünden. Hierbei wurden auch 
beide Königsplätze zerstört; Widerstand fanden 
wir keinen, nur dann und wann fielen ver- 
einzelte Schüsse, welche ich, um unseren sehr 
auf die Neige gehenden Patronenvorrath zu 
sparen, selten erwidern ließ. Bei Zerstörung 
des letzten Komplexes wurde mir durch einen 
Gewehrschuß aus nächster Nähe der Oberarm- 
knochen zerschmettert. 
Nun übernahm Herr Premierlieutenant 
v. Volckamer die Oberleitung, und machte ich 
den Rest der Expedition als Verwundeter mit.“ 
Anlage 2. 
Bericht des 
Premierlientenants v. Volckamer 
über die 
Bucsa-Expedition 
am 18. November 1891. 
Der Expeditionsführer Hauptmann Freiherr 
v. Gravenreuth bestimmte für den 5. No- 
vember meine Kompagnie zum Tragen der 
Lasten und Bildung der Arrieregarde. Nach 
dem ersten Halte erhielt ich die Erlaubniß, die 
ferneren Halte für meine Kompagnie aus 
eigener Initiative anzuordnen, um der Fort- 
schaffung der Gesammtheit der Lasten mehr 
Sicherheit zu bieten. 
Die Kompagnic war beim Abrücken aus 
Buana stark: 1 weißer Unteroffizier, 3 Head- 
leute, 1 Signalist (Headmann), 1 Kompagnie- 
dolmetsch und 79 Mann. 
Zur Marschordnung befahl ich: 2. Zug 
nimmt Lasten auf und giebt seine Gewehre an 
die Leute des 1. Zuges ab; die Mannschaften 
des ersten Zuges treten so in die Marschreihe 
ein, daß auf einen Lastträger ein Gewehr- 
tragender folgt.
	        
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