Abends erreichen. Den ganzen Vormittag des
28. Januar reguete es, so daß wir erst um
12 Uhr Mittags absuhren. Nach fünfstündiger
Fahrt warfen wir bei Budjadju (Buddu), einer
kleinen englischen Station, Anker, und gingen
an Land. Der Chef der Station, ein Suda-
nesen-Offizier, meldele uns, daß in Uganda der
Krieg zwischen Protestanten, Katholiken und
Mohamedanern ausgebrochen sei. Muanga sei
aus seiner Residenz Mengo geflohen, der Wasser-
weg nach Uganda werde von ihm bewacht,
und jedem englischen Boot die Weiterreise
von Budjadju nach Mengo verweigert. Ich
beschloß daher, den nächsten Tag, den 29. Ja-
nuar, hier zu bleiben, um mir über die
Nachrichten Gewißheit zu verschassen. Auf
der Station Budjadju besinden sich etwa
150 bezw. 200 Sndanesen, ehemalige Leute
von Herrn Dr. Emin Pascha, welche mir
miktheilten, daß Herr Dr. Emin Pascha nach
dem Tanganjika gegangen sei.
Gegen Abend verbreitete sich in der Station
die Kunde, daß die katholische Partei Bude
jadiu angreifen werde. Um politischen Ver-
wickelungen aus dem Wege zu gehen, begab
ich mich am Morgen des 30. Jannar mit
unseren eigenen Booten nach der algerischen
Missionsstation Bugoma (auf der Insel Sesse),
um nach den dortigen Priestern zu sehen.
Das englische Segelboot mit Mr. Vagge
schloß sich mir an, da die ganze Besaßung
in Budjadju die Station verlassen hatte und
desertirt war. Um 10¼ Uhr Vormittags er-
reichte ich Sesse. Das Segelboot blieb der
Sicherheit wegen auf Sec. Bis auf ungefähr
100 m an die Insel herangekommen, drohten
mir etwa 300 bis 400 Waganda der katho-
lischen Partei, welche den Strand der Jusel
besetzt hatten, falls ich zu landen versuche, auf
mich zu schießen; sie hielten mich für einen
Engländer. Als sie jedoch die deutsche Flagge
und mich erkannten, warfen sie die Gewehre
sort und riesen „die Wadentschi lommen“.
Alles sprang ins Wasser, um mich aus Land
zu tragen. Mit Ngoma und Kriegsgesang
wurde ich nach der nahe liegenden Mission
geleitet, wo mich Pôre Hautecour und zwei
andere Priester begrüßten. Die Nachrichten
von dem Bürgerkriege in Uganda bestätigten
sich leider; es wurde erzählt, daß Bischof
Hirth und acht andere Priester in ihrem Hause
in Kampalla (Uganda) verbrannt seien, eine
Nachricht, die sich später als unrichtig heraus-
stellte.
Da für die Priester vorläuftg hier nichts
zu befürchten war, reiste ich Nachmittags 3 Uhr
von Bugoma ab, um weiter nach Uganda zu
ziehen, und mein Möglichstes für die noch!
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lebenden Europäer zu thun. Abends 9 Uhr
erreichte ich Jasmirinde (nördlich von Bugoma
auf der Insel Sesse) wo ich von vielen Wasesse
begrüßt wurde; Lebensmittel brachte man mir
in reichlicher Menge. — Das englische Segel-
boot traf zwei Stunden später ein. — Nachts
ersuhr ich von den Wasesse, daß man gegen
Morgen das Segelboot zerschlagen, den Eng-
länder aber tödten wolle. Ich wagte es daher,
Nachts an Bord des weit auf See liegenden
englischen Boots zu fahren, um Mr. Vagge
Lebensmittel zu bringen und ihn mit seinem
Boot nach Bukoba zurückzusenden. Das Boot
ging sofort ab und erreichte auch glücklich
Bukoba. Am frühen Morgen ertönte das
Kriegsgeschrei der Wasesse, welche in ctwa
50 Bvoten nahlen, um das Boot zu stürmen,
welches indessen längst aus dem Bereich der
Gefahr war.
Um 6 Uhr Morgens des 31. Jannar
fuhr ich weiter und erreichte um 12 Uhr
Mittag die Insel Luramba. Um 2 Uhr
Nachmittags traf der mir von Pöre Haute-
cour als todt gemeldete Bischof Hirth mit
einigen Priestern hier ein, versolgt von vielen
Booten der englischen Partei, die die Priester
auf der Jusel tödten wollten. Mit den
Priestern traf auch König Muanga hier ein,
welcher mich um Schutz bat. Es gelang mir,
die Boote der protestantischen Partei zurück-
zuhalten und Bischof Hirth mit sechs Priestern,
sowie Muanga zurück nach Bugoma zu
bringen, wo wir am andern Tage, den 1. Fe-
bruar, Mittags eintrasen. Sosort wurden
Briese an die noch fehlenden Missionare ge-
sandt, um sie zur schnellen Rückkehr nach
Bugoma zu veranlassen, damit sie alle zu-
sammen im Schute der deutschen Flagge ab-
reisen könnten. Die Priester trafen bis auf
sechs, Nachmittags 1¼· Uhr hier ein und
wurden, da ihr Leben in Gefahr stand, von
meinen Soldaten bewacht. Nachdem ich die
Priester mit Lebensmitteln nothdürftig versorgt
(sie hatten 18 Stunden nichts gegessen), wurde
noch am Abend in der siebenten Stunde ab-
gesahren und nach zweistündiger Fahrt Bud-
jadju erreicht, wo gerastet wurde. Nachts
verband ich etwa 30 schwerverwundete Leute
Muangas, welche bei dem blutigen Kampse
in Mengo davon gekommen waren. Muanga
ist in Mengo mehrere Male geschlagen worden
und hat seine besten Leute verloren.
Ich siellte in Budjadjiu Posten aus und
ließ die Priester bewachen, bis der Morgen
anbrach. Den ganzen Tag des 2. Februar
bis Nachmittags 3 Uhr wurden Boote reparirt
und um 1 Uhr weiter bis Kasiru gefahren.
Die Station Budjadju wurde von den katho-