lischen Waganda niedergebrannt. In Kasirn
angekommen, wurde das Stokessche Segel-
boot, welches von Muanza vom Südende
des Sees kam und mit 44 Lasten Stoffen,
Post und einigen Gewehren nach Uganda
wollte, und hier vor Anker lag, von den
katholischen Waganda geplündert. Die Boots-
besatzung, bestehend aus 11 Mann, sloh über
Land nach Bukoba, da man sie tödten wollte.
Gegen Abend brachte man Stroh, um das
Boot, welches verlassen am Strande lag, zu
verbrennen. Muanga war ebenfalls hier
eingetroffen und wohnte etwa eine Stunde
vom Strande entfernt in einer Boma. Nachts
um 12 Uhr begab ich mich mit einem meiner
Soldaten auf den Weg, um Muanga zu be-
suchen, und um Schonung des Bootes zu
bitien. Um 1 Uhr Nachts traf ich bei
Muanga ein. Er empfing mich freundlichst,
und das Schauri begann.
Nach langem Hin= und Herreden gab
Muanga endlich meinen dringenden Bitten,
das Boot zu schonen, nach. Ehe er mir aber
dasselbe gab, bat er um Blutsfreundschaft,
in die ich auch einwilligte. Das Boot war
gerettet. Nachdem wir uns freundschaftlichst
verabschiedet, begab ich mich an den Strand,
um sosort abzufahren. Das Stroh in dem
Boot war leider schon angebrannt, ein Segel
angesengt, doch gelang es mir, das Feuer zu
löschen, das Boot hatte nicht gelitten. Es
gelang mir mit Hülse meiner Soldaten, recht
schnell abzusegeln, denn ich sürchtete, Muanga
würde seine Gedanken ändern.
Um 4 Uhr Morgens am 3. Februar
fuhr ich ab und erreichte gegen Abend den
Ort Dumu (Buddu). Hier erwartete ich die
französischen Priester, welche um 6 Uhr Abends
eintrafen. Nachts marschirten sie bis zur
Kagera und waren in Sicherheit.
Den 4. Februar Morgens segelte ich
weiler und gelangte Mittags 12 Uhr nach
Sango, wo ich bis Abends 6 Uhr rastcie.
Muanga war in dieser Zeit nach Dumn
(Buddu) marschirt und hat sich dort vorläufig
niedergelassen.
Abends 6 Uhr brach ich von Sango auf
und erreichte nach vierzehnstündiger Fahrt am
5. Februar Morgens 8 Uhr Buloba. Unter-
wegs halte ich mit dem Segelboot ein surchtbares
Unwelter zu bestehen, so daß die Segel in
Fetzen gingen. Bei der Nektung des Stokes-
schen Bootes stand ohne Zweisel das Leben
meiner Soldaten und das meinige auf dem
Spiele. Indessen glaubte ich das Wagniß
unternehmen zu sollen für die Ehre der deul-
schen Flagge und für das Ansehen unserer
Truppe und bin mir bewußt, streng neutral
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gehandelt zu haben, wie meine Instruktion
lautete.
gez. Kühne,
Vizefeldwebel in der Kaiserlichen Schutztruppe.“
Engländer und Franzosen, deren Leben
Kühne auf seinem gefahrvollen Zuge beschützt
und gerettet hat, stellen unserem wackeren Lands-
mann und seinem Chef Langheld ein gleich
anerkennendes und ehrendes Zeugniß aus. So
schreibt Herr Auguste Bresson, Prokureur
der Algerischen Missionen in Zanzibar, in
einem Briefe an den deutschen Konsul daselbst:
„Ich bin glücklich, Ihnen mittheilen zu
können, daß Monseigneur Hirth und mehrere
Missionare am Leben geblieben sind. Ohne
den deutschen Sergeanten Kühne hätten sie
es wohl verloren. Er hat es ihnen ermöglicht,
in seinem Boot von Sesse nach Buddu zu
entktommen. Monseigneur Hirth hat sich bis
nach Vukoba begeben und daselbst seitens des
Stationschefs, Lientenant Langheld, den
besten und theilnehmendsten Empfang gesunden."“
Ein Schreiben des Bischofs Hirth an den
Kaiserlichen Gonverneur aus Bukoba vom
10. Febrnar d. J. enthält folgende Aeusierun-
gen seines Dankes:
„Ich bin endlich hier auf der deutschen
Station angelangt und von lebhaftem Danl-
gefühl beseelt für die gute Aufnahme und die
Sicherheit, die ich bei Licutenant Langheld
gesunden habe.
Auf der Flucht aus Uganda war ich so
glücklich, auf der Insel Sesse den Feldwebel
Kühne zu finden, der sich des Königs Mnanga
und meiner Missionare auf das Zuvorkommendfle
angenommen hat.“
Endlich schreibt der englische Missionar
Bagge an Lientenant Langheld unter dem
7. Februar d. J.:
„Bevor ich die Station verlasse, versehlc ich
nicht, Ihnen meinen aufrichtigsten Dank für
die vielen Freundlichkeiten abzustatlen, die Sie
mir besonders in dieser Zeit erwiesen haben,
als die Unruhen in Uganda mich nöthigten,
hierher zurückzukehren. Ganz besonders bitte
ich Herrn Kühne meinen tiefgefühlten Danl
auszusprechen, denn ich schulde ihm nicht weniger
als mein und meiner Leute Leben und die
Netlung meines Bootes und seiner Ladung.
Herr Kühne, der wußte, daß es für mich
unmöglich sein würde, in dem von Feinden
wimmelnden Sesse zu landen, ging mit eigener
Lebensgesahr an Land, um Erkundigungen ein-
zuziehen. Als er sand, daß die Sachen äußerst
schlimm standen, und daß ich, wenn ich meine
Reise sortgesetzt hätte, unsehlbar in Muanga's
Hände sallen würde, von dem keine Gnade zu