Full text: Deutsches Kolonialblatt. III. Jahrgang, 1892. (3)

lischen Waganda niedergebrannt. In Kasirn 
angekommen, wurde das Stokessche Segel- 
boot, welches von Muanza vom Südende 
des Sees kam und mit 44 Lasten Stoffen, 
Post und einigen Gewehren nach Uganda 
wollte, und hier vor Anker lag, von den 
katholischen Waganda geplündert. Die Boots- 
besatzung, bestehend aus 11 Mann, sloh über 
Land nach Bukoba, da man sie tödten wollte. 
Gegen Abend brachte man Stroh, um das 
Boot, welches verlassen am Strande lag, zu 
verbrennen. Muanga war ebenfalls hier 
eingetroffen und wohnte etwa eine Stunde 
vom Strande entfernt in einer Boma. Nachts 
um 12 Uhr begab ich mich mit einem meiner 
Soldaten auf den Weg, um Muanga zu be- 
suchen, und um Schonung des Bootes zu 
bitien. Um 1 Uhr Nachts traf ich bei 
Muanga ein. Er empfing mich freundlichst, 
und das Schauri begann. 
Nach langem Hin= und Herreden gab 
Muanga endlich meinen dringenden Bitten, 
das Boot zu schonen, nach. Ehe er mir aber 
dasselbe gab, bat er um Blutsfreundschaft, 
in die ich auch einwilligte. Das Boot war 
gerettet. Nachdem wir uns freundschaftlichst 
verabschiedet, begab ich mich an den Strand, 
um sosort abzufahren. Das Stroh in dem 
Boot war leider schon angebrannt, ein Segel 
angesengt, doch gelang es mir, das Feuer zu 
löschen, das Boot hatte nicht gelitten. Es 
gelang mir mit Hülse meiner Soldaten, recht 
schnell abzusegeln, denn ich sürchtete, Muanga 
würde seine Gedanken ändern. 
Um 4 Uhr Morgens am 3. Februar 
fuhr ich ab und erreichte gegen Abend den 
Ort Dumu (Buddu). Hier erwartete ich die 
französischen Priester, welche um 6 Uhr Abends 
eintrafen. Nachts marschirten sie bis zur 
Kagera und waren in Sicherheit. 
Den 4. Februar Morgens segelte ich 
weiler und gelangte Mittags 12 Uhr nach 
Sango, wo ich bis Abends 6 Uhr rastcie. 
Muanga war in dieser Zeit nach Dumn 
(Buddu) marschirt und hat sich dort vorläufig 
niedergelassen. 
Abends 6 Uhr brach ich von Sango auf 
und erreichte nach vierzehnstündiger Fahrt am 
5. Februar Morgens 8 Uhr Buloba. Unter- 
wegs halte ich mit dem Segelboot ein surchtbares 
Unwelter zu bestehen, so daß die Segel in 
Fetzen gingen. Bei der Nektung des Stokes- 
schen Bootes stand ohne Zweisel das Leben 
meiner Soldaten und das meinige auf dem 
Spiele. Indessen glaubte ich das Wagniß 
unternehmen zu sollen für die Ehre der deul- 
schen Flagge und für das Ansehen unserer 
Truppe und bin mir bewußt, streng neutral 
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gehandelt zu haben, wie meine Instruktion 
lautete. 
gez. Kühne, 
Vizefeldwebel in der Kaiserlichen Schutztruppe.“ 
Engländer und Franzosen, deren Leben 
Kühne auf seinem gefahrvollen Zuge beschützt 
und gerettet hat, stellen unserem wackeren Lands- 
mann und seinem Chef Langheld ein gleich 
anerkennendes und ehrendes Zeugniß aus. So 
schreibt Herr Auguste Bresson, Prokureur 
der Algerischen Missionen in Zanzibar, in 
einem Briefe an den deutschen Konsul daselbst: 
„Ich bin glücklich, Ihnen mittheilen zu 
können, daß Monseigneur Hirth und mehrere 
Missionare am Leben geblieben sind. Ohne 
den deutschen Sergeanten Kühne hätten sie 
es wohl verloren. Er hat es ihnen ermöglicht, 
in seinem Boot von Sesse nach Buddu zu 
entktommen. Monseigneur Hirth hat sich bis 
nach Vukoba begeben und daselbst seitens des 
Stationschefs, Lientenant Langheld, den 
besten und theilnehmendsten Empfang gesunden."“ 
Ein Schreiben des Bischofs Hirth an den 
Kaiserlichen Gonverneur aus Bukoba vom 
10. Febrnar d. J. enthält folgende Aeusierun- 
gen seines Dankes: 
„Ich bin endlich hier auf der deutschen 
Station angelangt und von lebhaftem Danl- 
gefühl beseelt für die gute Aufnahme und die 
Sicherheit, die ich bei Licutenant Langheld 
gesunden habe. 
Auf der Flucht aus Uganda war ich so 
glücklich, auf der Insel Sesse den Feldwebel 
Kühne zu finden, der sich des Königs Mnanga 
und meiner Missionare auf das Zuvorkommendfle 
angenommen hat.“ 
Endlich schreibt der englische Missionar 
Bagge an Lientenant Langheld unter dem 
7. Februar d. J.: 
„Bevor ich die Station verlasse, versehlc ich 
nicht, Ihnen meinen aufrichtigsten Dank für 
die vielen Freundlichkeiten abzustatlen, die Sie 
mir besonders in dieser Zeit erwiesen haben, 
als die Unruhen in Uganda mich nöthigten, 
hierher zurückzukehren. Ganz besonders bitte 
ich Herrn Kühne meinen tiefgefühlten Danl 
auszusprechen, denn ich schulde ihm nicht weniger 
als mein und meiner Leute Leben und die 
Netlung meines Bootes und seiner Ladung. 
Herr Kühne, der wußte, daß es für mich 
unmöglich sein würde, in dem von Feinden 
wimmelnden Sesse zu landen, ging mit eigener 
Lebensgesahr an Land, um Erkundigungen ein- 
zuziehen. Als er sand, daß die Sachen äußerst 
schlimm standen, und daß ich, wenn ich meine 
Reise sortgesetzt hätte, unsehlbar in Muanga's 
Hände sallen würde, von dem keine Gnade zu
	        
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