Full text: Deutsches Kolonialblatt. III. Jahrgang, 1892. (3)

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Unruhen im Nilimandscharo-Gebiet. 
Ueber das bereits telegraphisch gemeldete 
unglückliche Gefecht der Expedition des Freiherrn 
v. Bülow liegen noch keine ausführlichen 
Nachrichten vor, auch über die Veranlassung 
des Vorgehens gegen Meli, den jugendlichen 
Sohn des verstorbenen Häuptlings Mandara, 
ist Näheres nicht bekannt. Nur so viel 
sicht leider sest, daß die erste Kompagnie 
der Schutztruppe unter Führung des Frei- 
herrn v. Bülow am 10. Juni bei Moschi 
zurückgeschlagen worden ist, und daß dabei 
v. Bülow, Lientenant Wolfrum und 
20 Sundanesen gefallen sind. Zwei Unter- 
offiziere und 64 Mann haben die Kiliman- 
dscharo-Station zunächst besetzt gehalten. Der 
Kompagnieführer Johannes ist mit Ersatz- 
mannschaften nach dem Innern aufgebrochen, 
wo er sich mit der Besatzung der Kiliman- 
dscharo- Station in Ihungu vereinigen soll. 
Der Oberführer der Kaiserlichen Schutztruppe, 
Freiherr v. Manteuffel, mit dem Rest der 
Verstärkung folgt nach. 
Der Verlust, den die Koiserliche Schutz- 
truppe und der Kolonialdicust durch den 
Tod der beiden heldenmüthigen Offiziere 
erlitten hat, ist schmerzlich. Albrecht 
Freiherr v. Bülow, im Jahre 1864 ge- 
boren, war seit nahezu sieben Jahren fast 
ununterbrochen in Ostafrika thätig. Früher 
dem Königin Augusta Garde-Grenadier Negi- 
ment angehörend, schied er im Jahre 1885 
aus, um zunächst bei der Deutsch-Ostafrikani- 
schen Gesellschaft einzutreten. Während des 
Aufstandes in Ostafrila im Jahre 1888 war 
er Stationschef in Mikindani und wurde ein 
Jahr später als Chef in die Wissmann- 
Truppe eingestellt. In mehreren Gesechten 
hatte er Gelegenheit, seine eiserne Energie und 
seine außergewöhnliche Tapferkeit zu bethätigen. 
In dem Gefecht bei Mlembule am 28. De- 
zember 1889 gegen Bana Heri trug er den 
gefallenen Sergeankten Ludwig auf seinen 
Schultern aus dem Handgemenge und rettete 
so die Leiche vor Schändung. Für die hierbei 
bewiesene Unerschrockenheit wurde er durch die 
Verleihung des Kronen Ordens 4. Klasse mit 
Schwertern ausgezeichnet. Als Stationschef 
von Mpnapua begleitete er Emin Pascha 
auf dessen Expedition bis zur Grenze seines 
Stationsbezirks. Unterwegs erkrankte er schwer 
und wurde von Emin bis Tabora mitgenommen. 
Nach langwieriger Krankheit kehrle er im 
März 1891 zur Küste zurück und wurde als 
Kompagnieführer in die Kaiserliche Schutztruppe 
übernommen. Zuletzt sungirte er gleichzeitig als 
Siellvertreter des Reichskommissars Dr. Peters 
im Kilimandscharo-Gebiet. 
  
Lieutenant Wilhelm Wolfrum, aus dem 
1. Bayerischen Fuß-Artilleric-Regiment hervor- 
gegangen, hat in dem blühenden Alter von 
26 Jahren den Heldentod gefunden. Unter 
Major v. Wissmann machte er im Jahre 1890 
die Unterwerfung des Südens mit und zeich- 
nete sich bei der Einnahme von Kilwa und 
Lindi aus. Nach Ucbertritt in die Kaiserliche 
Schutztruppe war er zunächst eine Zeit lang 
stellvertretender Bezirkshauptmann in Lindi und 
wurde dann als Lientenant der ersten Kom- 
pagnie auf dem Kilimandscharo zugetheilt. 
Den beiden tapseren, der Kolonialsache mit 
ganzer Seele ergebenen Männern ist ein dauern- 
des ehrenvolles Andenken gesichert. . 
Einem Berichte Dr. Stuhlmanns an Srei- 
berrn v. Soden aus Rarümo, Asindia, vom 
j0. März 1892 
entnehmen wir Folgendes: 
Der Marsch von Bukoba nach Karümo 
verlief ohne jede weitere Störung, abgesehen 
von dem widrigen Regenwetter der jetzt cin- 
getretenen nassen Jahreszeit und der starken 
Versumpfung der Wege. 
Die Station Bukoba hat sich in einer 
erstaunlichen Weise entwickelt, und zeugen ganz 
besonders die Banulichkeiten von dem Fleiße 
und der Sachkenntniß, die darauf verwendet 
wurden. Genügend vertheidigt. dürfte das 
starke Bollwerk uneinnehmbar sein. Aus dem 
freundlichen Empfang, der mir überall in den 
reich bevölkerten und kultivirten Basiva-Staaten 
zu Theil wurde, konnte man das gute Ver- 
häliniß zur Station ersehen; nur Mokotani 
selbst verhielt sich mir gegenüber merkwürdig 
ablehnend. Karagwe dürfte aber vielleicht noch 
einmal ein unruhiges Gebiet werden, beson- 
ders der westliche fast unabhängige Theil, der 
dem Chef Kakikondjo gehört. Derselbe hat 
im letzten Jahr sehr viele Gewehre aufgekauft. 
Kadjuma, der Chef von Kimoani, war 
nicht zum Kommen zu bewegen, doch waren 
seine Leute freundlich. Sein Land gehört schon 
zu Usindja, Ruomas eigentlichem Reich, doch 
scheint er sich an Ussüm anzulehnen. Kimoani, 
besonders der südliche, niedere Theil, ist schon 
weniger fruchtbar und theils mit Buschwald 
beslanden. Noch mehr ist dies der Fall in dem 
am Südwest-Golf des Nyanza gelegenen 
Buköome (Chef Nkäámi). Lehterer ist ein freund- 
licher, noch sehr junger Mensch, der cinen von 
mir im Oltober 1890 ausgestellten Schupbrief 
vorzeigte. Der nächste Chef, Manüngua von 
Utündue, war mit seinem östlichen Nachbar
	        
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