Full text: Deutsches Kolonialblatt. III. Jahrgang, 1892. (3)

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einer Stelle, wo große Felsblöcke von einem ! Tage waren, da der Marsch etwas größer war 
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zum andern Ufer des Flusses einen Uebergang 
ermöglichten, auf das südliche Ufer des Sannaga 
geslüchtet. Ein Balinga, der an den Fluß ge- 
gangen war und die Leute aufforderte, ohne 
Furcht in das Lager zu kommen und Lebens- 
mittel zum Verkauf zu bringen, wurde von 
den Eingeborenen herübergelockt, gefangen und 
ist ohne jeden Grund ermordet worden. 
Am 10. März kamen wir nach einem für 
meine Leute anstrengenden Marsche in die stark 
bevölkerte und vorzüglich angebaute Landschaft 
Lukumessan; auch hier waren die Eingeborenen 
im Begriffe, die Flucht zu ergreifen, blieben 
jedoch, als ich mit dem kleinen, beweglichen und 
ganz verständigen Häuptling Inogassi, in dessen 
Dorf ich Lager bezog, ruhig gesprochen und 
ihnen gut zugeredet halte. Allmälig kamen 
auch die Weiber und Kinder zurück, und wir 
konnten ziemlich reichlich Lebensmittel einkaufen. 
Ich mußte hier einen unfreiwilligen Ruhetag 
machen, da auf dem letzten Marsche mehrere 
Leute mit ihren Lasten liegen geblieben waren 
und erst am Ruhcetage im Lager ankamen. 
Am 12. März verließen wir den Fluß und 
kamen in eine Gebirgslandschaft. Viele Luku-- 
messan-Leute begleiteten uns bis zu dem näch- 
sten Lagerplatz Jalukung (Jakun der Morgen- 
schen Karte), bei dem wir den höchsten Punkt 
der ganzen Tour erreichten. Die Eingeborenen 
standen auf den rings herum liegenden Höhen 
und Abhängen und baten schon von weitem 
um Frieden; die Herren Kessel und Weiler 
von der ersten Handelsexpedition hatten hier 
mit den sehr diebischen Leuten Streitigkeiten 
gehabt. Die Landschaft Jalukung und die 
Landschaft Jalobogo (Janobo der Morgen'schen 
Karte), die wir am 13. März durchzogen, sind 
außerordentlich stark bevölkert und vorziglich 
angebaut. Die Anpflanzungen bedecken alle 
Hügel bis zu den höchsten Spitzen hinauf. Die 
Leute machen einen sehr schlechten, habgierigen 
und hinterlistigen Eindruck. 
Am 12. März hatten wir den eigentlichen 
Urwald verlassen und am 14. verließen wir 
wieder die Gebirgslandschast und marschirten 
nun durch eine von größeren und kleineren 
Waldparzellen durchseh#tte Graslandschast, in der 
außerordentlich viele Elephantenspuren den Weg 
krenzten. Am 14. lagerten wir in Bungo, 
wo ich von den Einwohnern Lebensmittel re- 
quiriren mußte, da sie freiwillig keine bringen 
wollten. Ich gab jedoch beim Abmarsch reich- 
liche Bezahlung an den sonst ganz freundlichen, 
ungeheucr dicken Häuptling. Am 15. März 
marschirten wir durch die Landschaft Inanga 
(Nanga der Morgen'schen Karte) und lagerten 
in dem großen Dorf Warrundo. An diesem 
  
  
als gewöhnlich, mehrere Leute mit ihren Lasten, 
darunter ein Koffer des Dr. Richter, mehrere 
Geschützlasten und eine Patronenlast, zurück- 
geblieben. Ich schickte daher am 16. März früh 
eine Patrouille unter meinem besten Head- 
man Mama zurück, um nach den Leuten und 
Lasten suchen zu lassen, marschirte aber weiter, 
da die Eingeborenen durchaus nicht feindselig 
gewesen waren, und lagerte, nachdem ich das 
große Dorf Wintschoba (Mdfiba der Morgen- 
schen Karte) passirt hatte, in dem nur vier 
Stunden entfernten Jambassa bei dem Häupt- 
ling Wettina. Dieser ist der beste Freund und 
Bundesgenosse Balingas. Wir wurden vor- 
züglich ausgenommen und zum ersien Mal seit 
Mangambe so reichlich mit Lebensmitteln ver- 
sorgt, daß die Leute nicht alles ausessen 
konnten. 
Am 17. März traf ich nach einem elwa 
dreistündigen Marsche durch eine reich bevöl- 
kerte und gut angebaute Gegend in Balinga 
ein. Die Jambassa= und Valinga-Leute trugen 
sast alle unsere Lasten, und man merkte den 
Leuten die Freude über die Ankunft der Expe- 
dition an. Ich kam in Balinga zu einer un- 
günstigen Zeit an; Wuatarc-Leute waren aus 
einer Veranlassung, die ich nicht recht erfahren 
konnte, über den Mbam gekommen, hatten sich 
auf einem Hügel unmittelbar am Fluß ein be- 
sestigtes Lager gebaut, plünderten von da aus 
die Balingadörfer und hatten schon mehrere 
Balingaleute getödtet. Die ganze Bevölkerung. 
war in einer beständigen Furcht und Aufregung 
und Valinga selbst war in den Busch geflüchtet 
und bei meiner Ankunft nicht in seinem Dorf. 
Er kam erst nach mehreren Stunden, nachdem 
ich mich schon ganz häuslich bei ihm einge- 
richtet hatte. Natürlich war bei dem nun fol- 
genden Begrüßungs-Palaver, während dessen 
er einen großen, schönen Elfenbeinzahn als 
Geschenk überreichte, die Wuatare-Frage die 
Hauptsache. Da ich in Balinga eine Station 
anlegen sollte, so war es ganz klar, daß ich 
erst Ruhe im Lande schaffen und die Wuataré- 
leute zur Botmäßigkeit bringen mußte. Wäh- 
rend des mehrstündigen Palavers drückte mir 
Balinga wiederholt seine Freude über die An- 
kunst der Expedition und der Weißen aus und 
versicherte mich seiner Freundschaft. Es wurde 
tapfer Palmwein herumgereicht und getrunken, 
und als ich schließlich auf einer Spieluhr und 
einer Harmonika einige Stücke zum Besten gab, 
war die allgemeine Frende groß. Ich hatte 
ein aufmerksames und dankbares Publikum. 
Gleich am folgenden Tage (am 18. März) 
zog ich mit meinen waffenfähigen Leuten und 
etwa 300 bis 400 bewaffneten Balingalenten
	        
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