suchen sollte, und es war wirklich erstaunlich,
was für Lügen und Ausflüchte sie vorbrachten.
Alle Mühe, sie zu überreden, war umsonst.
Sie zogen mit dem einzigen Kanoe ab und
versteckten es. Auch am folgenden Morgen
(17. Mai) wollten sic sich auf nichts einlassen,
und ich hatte bereits den Bau eines Flosses
anfangen lassen, als endlich der schwarze Fak-
torist der Woermann'schen Faktorei aus Man-
gambe ankam und mit einem seiner Leute das
Kanoc herüberbrachte. Allmählich legte sich
auch die Angst der Leute, und einige halfen
beim Uebersetzen, das am Abend ohne beson-
deren Unfall beendet war. In Mangambe
fand ich glücklicherweise 1.1 zurückgelassene Reis-
lasten unversehrt vor und konnte damit meine
Leute für die letten drei Tage verproviantiren;
andere Lebensmittel waren nicht aufzutreiben.
Die Märsche bis Edea waren außerordentlich
anstreugend. Von Mangane, wo wir den ersten
Weisen, Herrn Grable von der Woermann-
Faktorei, krafen, der uns sehr freundlich auf-
nahm, bis Eden marschirten wir bei strömen-
dem Negen fast unnnterbrochen im Wasser.
In cinigen Bächen, die sonsft vielleicht ein Paar
Zoll Wasser hatten, watete ich bis an die
Schultern im Wasser, dabei fortwährend in
Gefahr, von dem starken Strome umgerissen
zu werden.
In Edea fand ich Lieutenant v. Brauchitsch
vor, der mir die sehr unerfreuliche Mittheilung
machte, daß die Bemühungen, besseres Träger-
material anzuwerben, bis jetzt erfolglos gewesen
wären. Das war für mich einc betrübende
Nachricht, da ich am liebsten nach ein paar
Tagen wieder aufgebrochen wäre und das
auch den Leuten, die ich aus dem Innern
milgebracht habe, gesagt hatte.
Ich habe so viele Leute aus Balinga mit-
genommen, weil in Edea noch über 300 Expe-
ditionslasten der Beförderung warten. Der
Hauptgrund war aber der, möglichst vielen
Leuten aus dem Innern die Küste, das Leben
und Treiben an derselben, und die Waaren,
die sie hier für ihre Produkte einhandeln können,
zu zeigen und in ihnen den Wunsch zu erregen,
öfter an die Küste zu kommen, um einzutauschen
oder Arbeit zu nehmen. Wenn diese 120 Ein-
geborenen mit ihrem Verdienste nach Hause
kommen, so läßt sich hoffen, daß bei nächster
Gelegenheit andere Leute und mehr an die
Küste gehen wollen, und daß allmählich, wenn
die Strasze sicher bleibt, selbstständige Karawanen
ausgerüstet werden. Diese müssen unter allen
Umständen von den Regierungsorganen unter-
stützt werden. Es werden sich dann auch Leute
aus anderen volkreichen Landschaften anschließen
und es wird damit dem Handel ein Weg ins
400
Innerc geössnet sein. Wenn dieser Plau ge-
lingt und die Leute in größeren Massen an
die Küste kommen werden, wird außerdem in
Kamerun und den anderen Küstenplätzen einem
großen und sehr fühlbaren Vedürfniß, nämlich
dem nach Arbeitern, theilweise abgeholfen.
Nachdem ich in Edea am 21. Mai die
zurückgelassenen Lasten revidirt und die Leule
untergebracht hatte, fuhr ich mit Ir. Richter
und dem kranken Unteroffizier Gansow in
einem mir von Herrn Jürs, dem Woermann-
schen Agenten in Edea, freundlichst zur Ver-
sügung gestellten Boote nach Bona Nganga
(Tokotown), von wo uns Herr Scholz, der
Leiter des Woermann'schen Sannaga-Geschäfts,
mit seinem Petroleummotor die Liebenswürdig-
keit hatte, selbst nach Kamerun zu bringen.
Wir kamen hier nach einer ziemlich unange-
nehmen Nachtfahrt am 23. Mai um 8 Uhr an.
Von der Expedition des Lientenants
« Berrmann.
Aus Muanza berichtet Lieutenant Herr-
mann unter dem 1. Mai d. J. Folgendes:
Die Expedition ist am 30. April hier an-
gekommen. Der 24tägige Marsch ging glatt
und ohne jede Störung von statten. Die Be-
völkerung war äußerst freundlich, ohne Scheu,
und brachte siets Essen in Fülle. Ich mar-
schirte die Nonte über Nindo — Urima, des
besseren Weges halber, trotzdem auch auf diesem
infolge der Regenzeit alles unter Wasser stand.
Herr Rindermann blieb noch in Tabora,
um Ortsbeslimmungen zu machen; er folgt mit
Baron Fischer, der behufs Routenaufnahme
einen anderen Weg, vielleicht ria Msalala,
geht. Die hiesige Station wurde heute durch
den Kompagnieführer Langheld an Feldwebel
Hartmann ibergeben. Die Station Bukoba
werde ich von Dr. Stuhlmann übernehmen,
da Langheld nicht mehr dahin zurückkehrt.
Ich gedenke in drei Tagen dorthin abzufahren.
Auf der hiesigen, in vorzüglichem Zustande be-
findlichen Station verblieb Feldwebel Hart-
mann mit 14 Sudanesen und 13 neu ange-
worbenen Suaheli. Ich selbst ziehe mit Unter-
ofsizier Hurz, 21 Sudanesen und 37 neu
angeworbenen Suahelis nach Bukoba. Hier
sind eigentliche Dolmetscher nicht nöthig, da
viele Wassekuma gut Sunaheli reden, für Bukoba
engagire ich zwei in allen Sprachen bis zum
Sndau hin bewanderte Lente.
Der in Katoto am Speke-Golf eingctroffene
Dr. Baumann ist nach Norden abmarschirt.
Hier sowohl wie bei Bukoba und in Uganda