Full text: Deutsches Kolonialblatt. III. Jahrgang, 1892. (3)

danesen machten lufttrockene Ziegel, wozu der 
Boden sich ganz vorzüglich erwies. Nachdem 
etwa 45 000 Ziegel gemacht waren, wurden 
die Bastionen ganz aus Ziegeln gebaut. In- 
zwischen waren die Mauern aus gestampfter 
Erde bis zur Höhe von etwa 2 m sertig, so daß 
der weitere Bau der Mauern mit Ziegeln er- 
solgen konnte. Am 10. Juni, also nach vier- 
zehntägiger Arbeit, war die Station im Wesent- 
lichen fertig. 
Die nöthigen Balken und Bohlen, sowie 
die Mehrzahl der nöthigen Ziegel waren 
fertig hergestellt, das nöthige Material an 
Boritis (Pfählen) und Bambus in hellen 
Mengen zur Stelle. Demnach lann nach 
genauer Erwägung die Station bis Ende 
Juni, muß aber unbedingt bis 10. Juli 
fertig sein. 
Kisaki ist der Name eines etwa 10 Stunden 
breiten, rundlichen Thalkessels, der im Süden 
und Westen von den niedrigen, fast unbe- 
wohnten, meist wasserlosen Rufulu= und Rube- 
hobehohügeln, im Norden von den Vorbergen 
des Urugurugebirges, hinter denen die wahr- 
hast imposanten Gipfel des Kombako und 
Kambasi 13.000 Fuß emporragen, eingeschlossen 
wird. 
Ziemlich auf der Höhe der wie ein Kessel- 
boden rings nach der Mitte ansteigenden Thal- 
sohle, die von der windungsreichen Mgeta 
umflossen wird, liegt inmitten weiter Mtama- 
felder die Station. Maßgebend für die Wahl 
dieses Punktes war der Umstand, daß er 
mitten zwischen den Dörfern der Masiti liegt, 
denen man vorläufig unbedingt so dicht auf 
dem Pelze liegen muß, wie nur irgend möglich. 
Die Lage ist die beste, die hier aufzufinden 
war; ein wirklich guter Platz, der gleichmäßig 
den politischen, militärischen und sanitären An- 
forderungen, nicht nur in der trockenen, sondern 
auch in der Regenzeit — wie z. B. Kilossa —, 
ganz entspräche, ist meines Erachtens nicht vor- 
handen. Während der trockenen Zeit ist Kisaki 
positiv gesund, in der Regenzeit aber vielleicht 
nicht sehr. Die dann vorhandenen, sehr guten 
Lohnungen werden jedoch unzweifelhaft von 
großem Einflusse auf die Gesundheit der euro- 
päischen Besatzung sein. Ein endgültiges Ur- 
theil wird erst durch längere Erfahrung be- 
rechtigt sein. 
Das Wasser des Mgetaflusses ist gut; es 
war aber nicht angängig, die Station näher 
als etwa 150 m daran anzulegen. Die Station 
liegt nur wenige Meter über dem Flußspiegel 
und wird ein abessinischer Brunnen im Fort- 
hose voraussichtlich anzubringen sein. 
  
42 
  
Regenzeit wird der von den Wellblechdächern 
fließende Regen in unterirdischen Behältern mit 
Cementwandung gesammelt und vorzigliches 
Trinkwasser liefern. Der Boden ist sehr durch- 
lässig. 
Das eigentliche Kisaki ist von den soge- 
nannten Mafiti gul bewohnt und bebant. Sie 
heißen mit Stammesnamen Wambunga und 
haben als Stammzeichen einen querlausenden 
Schlitz im Ohrläppchen. Sie sind aus Ma- 
heuge, wo unter anderen Sulustämmen eben- 
falls Wambunga hausen, vor dem größten der 
dortigen Häuptlinge, Mahoo, hierhergeflüchtet 
und haben die eigentliche Bevölkerung, die 
Wakulu, bis auf einen geringen Rest vertrieben 
und aufgerieben. Die Wambunga sind Sulus, 
können sich mit unseren Sulus leicht verstän- 
digen, haben ganz ähnliche Kriegstänze, dieselbe 
kanonartige Singweise und sie tragen wie iene 
eine den Geschlechtstheil schützende, aufgeschraubte, 
vielfach schön geschnittene Kapsel. Ihr Charakter 
scheint auch ziemlich derselbe zu sein: vergnügt, 
leichtlebig und etwas windig, sind sie sehr anstellig. 
und kriegliebend und besitzen, wie ich mehrfach 
beobachten konnte, unzweifelhaft Unternehmungs. 
geist und einen nicht zu unterschätzenden, trotzigen 
persönlichen Muth. Sie werden einen Theil 
der Schutztruppe für die Gebiete nördlich des 
Wami und jenseits Ugogo zukünftig liefern 
können. Für die südlichen Gebiete werden sie 
aber, glaube ich, nicht zu verwenden sein, da 
sie wie die übrigen Neger aus den heimath- 
lichen Gegenden versetzt werden müssen, um 
zuverlässige Soldaten zu werden. Während 
die jüngeren hübsch genannt werden können, 
haben die Alten häßliche, störrische Gesichter. 
Die Wambunga standen hier unter den 
Sultanen Mtikatika, Magnula und Kirigo. 
Magnula hatte zur Zeit der Ankunft des ver- 
storbeuen Lientenant v. Varnbüler in Kisaki 
eine kleine Trägerkarawanc, welche mit einigen 
Soldaten zur Hauptkolonne stoßen sollte, nächt- 
licherweile in deren Lager angegriffen, wurde 
aber mit einem Verluste von 11 Mann zurücks 
gejagt. Wegen dieses Angriffs mußte Magnula 
100 Ziegen zahlen. Wenige Tage vor meiner 
Ankunft hatte ein Mbunga einen Pfeilschuß auf 
eine patrouillirende Abtheilung unter Lientenant 
Johannes abgegeben; nunmehr wurden von 
Lieutenant Johannes die Dörser Magnulas 
etwa 250 bis 300 Hütten — nieder- 
gebrannt. Magnula und die Mehrzahl seiner 
Leute, denen sich Kirigo anschloß, flüchteten 
nach Mahenge, so daß ich bei meiner Ankunft 
nur Mtikatika und die größere Hälfte sämmt- 
Die licher Wambunga vorfand; da sie, wie die 
Stelle des Flusses, an dem Wasser geholt wird, übrigen Häuptlinge sehr verängstigt waren, 
wird von der Bastion aus beherrscht. In der sah ich mich zu mehrfachen Geschenken veran-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.