Full text: Deutsches Kolonialblatt. III. Jahrgang, 1892. (3)

Comites beschloß, den Dampfer nicht mehr 
nach dem Viktoriasee, sondern unter Benutung 
der Wasserstraßen des Sambesi, Shire und 
Nyassa zunächst nach dem Nordende des Nyassa 
und von dort auf dem Landwege nach dem 
Tanganyika zu schaffen. 
Mit Rücksicht auf den großen Umfang des 
Dampfertrausports und den Mangel an ge- 
nügenden Fahrzeugen auf dem Sambesi und 
Nyassa wurde zugleich beschlossen, zum Traus- 
port per Wasser vier eiserne zerlegbare Schlepp- 
boote und einen kleinen Schleppdampser zu 
bauen, mit welchem zunächst die Dampferlasten 
den Sambesi und Shire hinauf und nach 
Transport um die Shirefällc herum den oberen 
Shire hinauf und über den Nyassa nach dessen 
Nordende geschafft werden sollten. An letzterem 
sollte alsdann eine Station zur Stütze für 
den weiteren Transport und für die deutschen 
Missionen daselbst errichtet und dieser der 
Dampfer mit den Schleppbooten zugetheilt 
werden, um damit von dort aus zugleich den 
Nyassa zu überwachen und dem Sklavenhandel 
entgegenzutreten. 
Um mit dem Major v. Wissmann wegen 
Ausführung dieser Beschlüsse die nothwendigen 
Vereinbarungen zu tressen, und zwar sowohl 
für den Fall, daß sein Gesundheitszustand ihm 
die perfönliche Leitung des Unternehmens auf 
dieser neuen Grundlage gestatten sollte und er 
dazu bereit sein würde, als auch für den Fall, 
daß seine Gesundheit ihm eine Rückkehr nach 
Ostafrika in absehbarer Zeit nicht gestatten 
sollte, wurde Bergrath Dr. Busse beauftragt, 
sich persönlich zum Major v. Wissmann nach 
Aegypten zu begeben. Mitte Jannuar 1892 
reiste derselbe ab, wurde aber auf der Reise 
von plötzlicher schwerer Krankheit befallen, die 
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des Auftrags bewilligt hatte. Major v. Wiss- 
mann nahm die Bedingungen der Kommission 
zunächst durch seinen nach Europa gesendeten 
Adjutanten Dr. Bumiller und dann durch 
eigene Erklärungen an und ließ durch I#r. Bu- 
miller sowohl das erforderliche Personal in 
Deutschland neu annehmen, als auch die von 
ihm für erforderlich crachteten Neubeschaffungen 
bewirken. Alles dieses erfolgte im Wesentlichen 
im Laufe des Monats April, so daß sowohl 
das neue Personal, als auch der größte Theil 
der Neubeschaffungen zusammen mit dem in- 
zwischen fertig gestellten kleinen Schleppdampfer 
„Pfeil“ und den vier Schleppbooten nach Ost- 
afrika abgehen konnte, während ein kleinerer Theil 
von Gegenständen im Monat Mai zur Nach- 
sendung gelangte. 
Major v. Wissmann verließ mit den von 
ihm in Aegypten angeworbenen Sudanesen 
Mitte Mai Aegypten und traf Anfang Juni 
in Sansibar ein. Von dort begab er sich mit 
einem Theil seiner Truppe alsbald weiter nach 
der Khindemündung, einem südlichen Arm des 
Sambesi, während die in Saadani lagernden 
Dampfertheile und die gesammte frühere Aus- 
rüstung mit den Neubeschaffungen zusammen 
auf dem von der Kommission gecharterten 
Küstendampfer „Peters“ ihm etwas später über 
Mosambik folgten, wo der bereits voraus- 
gesendete und zu Wasser gelassene Dampfer 
„Pfeil“ ins Schlepptau genommen wurde. Die 
Löschung dieser gesammten Ladung des „Peters“ 
war am 28. Juni in der Khindemündung 
vollendet. 
Nach einer Mittheilung des Dr. Bu- 
miller, d. d. Khinde-Lager den 18. Juli, 
war Wissmann vier Tage vorher mit dem 
ihn zwang, nach Deutschland zurückzukehren 
und sein Mandat in die Hände des zweiten 
stellvertretenden Vorsitzenden der Kommission, 
Geheimen Kommerzienrath Langen zu legen, 
welcher sich in eigenen Angelegenheiten in 
Aegypten befand und sich zur Uebernahme des 
Mandats bereit erklärt hatte. 
Geheimrath Langen begab sich nach Ober- 
ägypten, fand Major v. Wissmann dort in 
verhältnißmäßig guter Gesundheil und bereit, 
die Leitung des Unternehmens wieder persönlich 
in die Hand zu nehmen, und traf mit ihm 
eine Vereinbarung, auf Grund deren die Kom- 
mission nach Rückkehr des Geheimraths Langen 
nach Europa Ende des Monats März beschloß, 
dem Major den von ihm gewünschten Auftrag 
unter gewissen näher festgesetzten Bedingungen 
zu ertheilen, nachdem der Reichskanzler die 
Beurlaubung des Majors zur Uebernahme 
  
dritten Theile der Expedition flußaufwärts 
gegangen. Iyr. Bumiller beabsichtigte etwa 
drei Wochen späler mit dem zweiten Trans- 
port der Expedition zu folgen, während Herr 
v. Eltz mit dem Rest erst nach weiteren vier- 
zehn Tagen den Abmarsch antreten sollte. 
Berichte des Majors über die Zusammen= 
setzung der Expedition fehlen zwar noch, doch 
ist bekannt, daß bei derselben an Europäern 
sich im Ganzen 20 Personen einschließlich eines 
Arztes und an schwarzen Soldaten mindestens 
100 Mann, wahrscheinlich aber erheblich mehr 
befinden werden, wenn die Absicht des Majors, 
noch eine größere Anzahl Sulus anzuwerben, 
zur Ausführung gelangt ist. 
An Artillerie führt die Expedition vier 
3,7 cm Schnellfeuergeschütze mit ausreichender 
Munition an Granaten und Kartätschen und 
zwei Maximguns mit gleichfalls reichlicher 
Munition mit. Außerdem ist zum Transport
	        
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