— 466 —
Perschiedene Wikkheilungen.
Ueber das vorkommen technisch verwerlhbarer
Mineralien im deutsch-ollafrikanischen Rolonial.
Jgebiete auf Grund eigener Untersuchungen
während der Jahre 1391 und 1892.
(Von Dr. Lieder.)
Nachstehender Bericht enthält die Resultate
von geologischen und mineralogischen Unter-
suchungen, welche ich im Austrage des Reichs-
kommissars Majors v. Wissmann und Sr.
Excellenz des Kaiserlichen Gouverneurs von
Deutsch-Ostafrika, Freiherrn v. Soden, im
deutsch= ostafrikanischen Gebiete vorgenommen
habe.
Die Resultate wurden gewonnen auf drei
Expeditionen, von denen die dritte wesentlich
nur eine Fortsetzung der ersten war. Die
zweite Expedition, vom April bis Juli 1892,
bezweckte die Durchforschung des südlichsten Thei-
les unseres Gebietes, des Landes zwischen der
Küste und dem südlichen Nebenfluß des Ro-
vuma Ludjende. Auf der ersten Expedition
vom Januar bis März 1891 erfolgte die
Durchforschung von Ukami und Süd-Usegua;
die dritte Expedition vom August 1891 bis
Februar 1892 vervollständigte die während
der ersten Expedition gewonnenen Resultate in
Ukami und schloß dann eine genauere Unter-
suchung von Uruguru, Usagara und Ost-Ugogo
in sich.
Es muß vorausgeschickt werden, daß alle
genaueren Untersuchungen im deutschen Schutz-
gebiele auf Schwierigkeiten stoßen, welche sich
dem Feldgeologen in anderen Ländern kaum
in den Weg stellen dürften.
Es war dem Verfasser nicht möglich, sich
an der Küste an der Hand einschlägiger Litte-
ratur, besonders der englischen Reisewerke,
vorher auch nur einigermaßen über die ihm
zur Untersuchung angewiesenen Gebiete zu in-
formiren. Die Nachrichten, die ich durch per-
sönliche Umfrage bei Offizieren und Missionaren
über die geologische Beschaffenheit einzelner
Distrikte gewann, waren, wie sich später ergab,
sast durchgängig falsch. Ebenso wenig konnten
mir Gesteinsproben irgend welcher Art vorge-
legt werden.
Stößt nun schon die Vorbereitung zu geo-
logischen Expeditionen auf Schwierigkeiten, so
gestalten sich die eigentlichen Untersuchungs-
arbeiten im Felde oft zu ganz unerwartet
anstrengenden. Die Abhängigkeit des Unter-
suchenden von der Verpflegung seiner Soldaten
und Träger, von den vorhandenen Lager= und
Wasserplätzen, der Mangel jeglicher Infor-
mation seitens der Eingeborenen, die Unkenntiß
der Wege, die Seltenheit genügender geolo-
gischer Aufschlüsse, welche durch den Charakter
der afrikanischen Waldsteppe bestimmt ist, alles
dieses läßt die exakte Untersuchung oft wenig
aussichtsreich erscheinen.
Hierzu kamen im vergangenen Jahre noch
die zahlreichen politischen Verwickelungen, die
den Besuch von geologisch interessagten Ge-
bieten unmöglich machten. Der im ganzen
Kolonialgebiete infolge zu kurzer Regenzeit
eingetretene Mißwachs, verbunden mit dem
Wegsterben fast des gesammten Nindviehes,
bereiteten auch oft der Ernährung kleinerer
Karawanen Widerwärtigkeiten genug. Die im
Lande grassirenden Pocken haben auch in meine
Begleitmannschaft schwer zu ersetzende Lücken
gerissen.
Es ist daher nicht zu verwundern, wenn
einzelne Untersuchungen ihren endgültigen Ab-
schluß noch nicht gefunden haben. Dieselben
werden fortgesetz" werden müssen, wenn eine
günstige Veränderung der örtlichen Verhältnisse
eingetreten sein wird.
Diejenigen technisch verwerthbaren Mine-
ralien, auf welche sich die Untersuchungen
meinerseits erstreckt haben, sind: 1. Kohle,
2. Eisen, 3. Kupfer, 4. Graphit, 5. Glimmer,
6. Salz, wozu dann noch Untersuchungen über
Antimon, Granaten und Amethyst kommen,
die jedoch weniger Belang haben.
1. Kohle.
Das Vorkommen von Kohlen in Ostafrika
stützt sich in erster Linie auf Angaben Living-
stones, der am Sambesi am Ludjende, am
Nyassa-See kohlenführende Gesteine gesunden
hatte. Die Untersuchungen Thomsons hatten
Livingstones Bericht bestätigt und erweitert;
da jedoch seine Expeditionen von anderen als
rein geologischen Gesichtspunkten geleitet wur-
den, so kommen gerade seine geologischen Auf-
nahmen in vieler Hinsicht zu kurz. Er erwähnt
jedoch, daß am Rufidji und Ruaha kohlen=
führende Sedimentärgesteine auftreten sollen.
Das Vorkommen von Kohlen am Ludjende
hat er bestätigt. Es handelte sich für mich
nun darum, festzustellen, ob diese An-
gaben einer näheren Berücksichtigung werth
seien oder nicht. Besonders wichtig war es,
zu erfahren, wie weit die kohlenführenden Ge-
sieine an die Küste herantreten.
Im Januar und Februar 1891 fand ich
am rechten User des Lukeringeri, etwa 70 km
oberhalb seiner Mündung in den Rufn (Kingani)
im Distrikt Ukami, glimmerhaltige hellgraue
Sandsteine, welche zahlreiche Kohlentheilchen
und Pflanzenreste einschlossen. Die genaue
Bestimmung der Pflanzenreste war bei der