Nachdem Alle auf der Gallerie erschienen
sind, gehts ins Dorf zurück, wo dann noch bis
zur sinkenden Sonne getanzt wird, bei allen
möglichen Instrumenten, wie Trommeln, Klap-
pern, Marimbes, Flöten u. s. w.
Dieses Fest dauert acht Tage, davon ein
Tag, an dem nur Männer beiwohnen dürfen
(Medizinpalaver), und wo, wie ich auch zu
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meinem Schaden erfahren habe, Sachen abge-
kartet werden, die mit Medizin ganz und gar
nichts zu thun haben. Man könnte es eher
eine geheime Sibzung nennen, deren Theil-
nehmer durch Schwur gebunden sind, nichts zu
verrathen; wenn sie es thun, wird die Medizin
sie tödten. Dieses Palaver nennen sie Nso
essen.
Bcerdigungszeremonien und Traner--
sestlichleiten bei dem Tode eines Häupt
lings.
Die Beerdigung des Häuptlings
Aschungun bei Zumpabedorf.
Am 14. April 1890 wurde ich
Mittag von dem Tode des Häuptlings Nschungn
durch Frauen aus Zonnl Sono)dorf benach-
richtigt, weil bei den Beerdigungsfcierlichkeiten
die graufame Sitte herrscht, jedesmal einige
oder eine Frau zu tödten. Um dieses zu ver-
hüten, ging ich mit 12 Mann Begleitung in
das betresfende Dorf. Schieten, Schreien und
Wehklagen ließen mich den eg mit Leichtig-
leit finden. Die Feierlichkeit hatte noch nicht
ihren Anfang genommen. Die Frauen waren
in der Nähe des großen Hauses, zur Erde
sibend, und erfüllten die Lust mit Wehklagen,
einige derselben waren mit weißem Thon be-
malt, mit wirren Haaren, zum geichen früherer
Verluste und lieser Trauer. Die vergossenen
Thränen ließ diese weiße Farbe besonders schön
erkennen. Es mochten gegen hundert dasitzen
(Klagefrauen mininga ajun).
Unter den vorspringenden Dächern der
Hütten saßen die Männer, und auch am Ende
des Dorfes, es waren die Bewohner der um-
liegenden Dorsschaften. Bei meiner Ankunft
entstand natürlich der Furcht wegen eine Ver-
wirrung, die sich erst nach und nach legte.
Nachdem die Chefs mich begrüßt hatten, ver-
langte ich die Frau zu sehen, welche zum Tode
bestimmt war. Ich hatte mir vorgenommen,
dieselbe zur Sicherheil mit nach der Station
zu nehmen, doch wurde mir gesagt, dieselbe sei
nicht hier, ich merkte jedoch, daß dieses eine
esseltive Lüge war, ließ davon nicht ab und
bat mir einen Mann als Geisel aus, auch ließ
gegen
ich zum besseren Nachdruck meine Leute laden.
Nach eindringlichem Reden und besonderer
Hervorhebung, daß der Tod des Mannes nicht
durch die Frau herbeigeführt sei, sondern Goit
(Ingamboyh denselben zu sich gerusen habe, und
nach einer Besprechung seitens der amvesenden
Häuptlinge ließen sie mich die Frau sehen
(selbige hatte erst vor einiger Zeit entbunden
und außerdem Lungeneutzündung zu überslehen
gehabt) und versprachen mir, dieselbe nicht zu
tödten, ich machte den Häuptling Zumpabe dafür
veranlwortlich. Nach dieser Einigung, welche
ungefähr eine halbe Stunde in Anspruch genom-
men hatte, und nachdem sich die Leute wieder
beruhigt hatten, begannen die Feierlichkeiten,
welche von den Frauen mit erhöhtem Weh-
klagen und Schreien eingeleitet wurden.
Bei dem Klange von vier Trommeln be-
gannen die jüngeren und älteren Männer ein
Scheingefecht, indem sie vom Ende des Dorfes
laufend und springend nach den Frauen zu
kamen. Die kleine Trommel, welche bei Gelegen-
heit der Tödtung einer Frau und von Sklaven
geschlagen wird, blieb diesmal weg. Dieselben
kehrten darauf nach ihren Plähen zurück, ab-
gelöst von anderen, welche dasselbe wiederholten.
Dieses Scheingefecht (Bita a wu) hat die
Dauer einer Viertelstunde. Während dieser
Zeremonie hatten die Frauen den Leichnam
aus dem Hause gebracht, denselben auf einige
SBananenblätter gelegt und gewaschen, darauf
brachten sie den Leichnam in ihre Mitte, be-
malten seinen Körper mit rother Farbe (Mba)
bis zur Schulter, salbten seine Kopsfrifur und
schmückten dieselbe mit dickem gelben Palmöl,
wie bei seinen Lebzeiten.
Unterdessen wurde ein weiteres Schein-
gefecht ausgeführt und zwar von den Ver-
wandten des Verstorbenen und dessen Freunden.
Auf der einen Seite war der Bruder des
Verstorbenen nebst drei anderen Chefs, be-
wassnet mit Stöcken, am unteren Ende mit
einem Klumpen Erde versehen. Aus der Mitte
der jungen Leute sprang nun einer hervor,
welcher die vier Häuptlinge verhöhnte, bedrohte
und angreisend vorging, worauf einer der
Häuptlinge seinen Stock als Antwort nach ihm
warf; traf derselbe nicht, so gab er den Stock
seinem Gegner zurück mit Händeschütteln, und
die Frauen beeilten sich, denselben mittelst
Umarmung zu begrüßen. Traf jedoch der
Stock, so kehrte er unbewillkommnet nach seinem
Platze zurück. Diese Zeremonie halt den Namen
Kekembe, und wurde dieselbe mit rhythmischen
Bewegungen nach der Trommel ausgeführt,
doch glich dasselbe in Allem einem wirklichen
Gefechle.