Full text: Deutsches Kolonialblatt. III. Jahrgang, 1892. (3)

lichen Uhehe abzuschneiden, beschloß Prince, 
das zwischen Marore und Uhehe liegende 
Gebiet zu säubern, und marschirte mit 35 Mann 
Nachts nach dem Ruaha, wo er eine elwa 
50 Mann starke Wache jenseits des Flusses 
überraschte und fast aufrieb; zwei Tage später 
verjagte Lieutenant Storch bei Mdodoma 
am Ruaha ebenfalls eine starke Abtheilung der 
Wahehe und brachte derselben sowie einem 
anderen Posten am Ruaha schwere Ver- 
luste bei. 
Am 16. Juli überschritt Lieutenant Prince 
mit 40 Mann den Ruahn und unternahm 
eine zwölftägige Expedition in das südlich von 
diesem Fluß gelegene Uhehe, die ihn über 
Mgowero durch das Mdahira= und Mage- 
Thal bis eitwa 5 Stunden von Lula führte. 
Verschiedentlich brachte er Abtheilungen der 
Wahehe Verluste bei, ging aber dann, um mit 
seiner nur schwachen Macht nicht abgeschnitten 
zu werden, nach Marorc zurück. 
Da er hier erfuhr, daß eine unter sieben 
Sudanesen und Suahelis von Kilossa ab- 
geschickte Proviantkolonne im mittleren Marore- 
Thale angegriffen worden sei, wobei 20 Ziegen 
und 2 Gewehre verloren gingen, unternahm 
er mehrere von Erfolg begleitete Straf- 
xpeditionen. 
Er beschloß sodann, im Lusolwe-Thale 
eine Station zu errichten, und traf am 5. August 
in Lusolwe, etwa 10 Stunden von Ma- 
rore, ein. 
Das Thal läuft fast NW bis S0, hat 
eine Länge von elwa 10, eine wechselnde Breite 
von 1 bis 5 Stunden und ist eine landschaft- 
lich sehr schöne, mit zahlreichen Bächen und 
Wasserfällen belebte Gegend. Von den durch- 
schnittlich 1500 m hohen Koctten, die zu beiden 
Seiten dieselbe einschließen, laufen eine Reihe 
von Ausläufern in die angeschwemmte, platte 
Thalsohle, aus der vielsach kleine Hügel insel- 
artig emporragen. Die Bäche begleiten theil- 
weise dichte Nandwaldungen von Flötenakazien, 
theilweise passirbare Sümpfe, der Anbau ist 
jedoch mäßig, die Bevöllerung gering. In der 
Nordwestecke stürzt ein prachtvoller, mehrere 
hundert Mocter hoher Wasserfall in einc schöne 
Schlucht. Hart längs des Nandes der westlichen 
Ketie läuft dic natürliche Grenze zwischen Uhehe 
und Usagara: während hier Alles grün, sauft 
und fruchtbar, ist dort Alles grau, schroff und 
unsruchtbar. Eine Spezialilät von Marorc 
sind die sonst nur vereinzelt vorkommenden 
Enphorbien, die dort in undurchdringlichen 
Wäldern die ganze Gegend bedecken und der- 
selben ein geradezu abschreckend ödes Aussehen 
verleihen. 
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Lieutenant Prince glaubt, daß die Wasa- 
gara und Waquivia, welche unter dem Drucke 
der Waheheherrschaft in Marore sich mit diesen 
idenlifizirt haben, sich mit der Zeit in Lusolwe 
ansiedeln werden, sobald sie die Thalsache be- 
grissen haben werden, daß jene Herrschaft ein 
endgültiges Ende gefunden. Um auch die Halb- 
wasagara-Bevölkerung Lusolwes allmälig ver- 
traulich zu machen, ist auf dem für die Station 
gewählten Punkte eine weiße Flagge gehißt 
worden. Dieser Punkt liegt fast in der Mitte 
des Thales in der Nähe des nach Marore 
führenden Passes auf cinem etwa 30 m hohen 
Hügel und sperrt somit die Hauptwege von 
Uhehe nach llsagara vollständig. 
Wic Freiherr v. Soden serner berichtet, 
ist es dem Lieutenant Johannes gelungen, 
im August einen neuen Einfall der Masiti er- 
solgreich zurückzuweisen und ihnen bedeutende 
Verluste zuzufügen. 
Sur Dandelsstatistik Sansibars 
wird im Anschluß an die früheren Mitthei- 
lungen darüber im D. Kol.-Bl. (III. Jahrg. 
Nr. 16 S. 418 fjl.) von cinem langjährigen 
Kenner und Bewohner Sansibars milgetheilt, 
daß sich die Vermuthung, wonach das plößliche 
Anwachsen der Ein= und Aussuhrzissern im 
Mai gegen den April lediglich einer bestimmten 
Forcirung zu verdanlen gewesen sei, durch den 
Rückschlag, wic ihn die amtlichen Veröffent- 
lichungen der Import- und Exportbewegung 
des Juni darstellen, vollauf bestätigt. 
Während der Import im Mai gegen den 
April um rund 600 000 Rupien gestiegen war, 
fällt derselbe im Juni wiederum um nahezu 
die gleiche Werthsumme. Dieselbe Erscheinung 
zeigt sich bei dem Export. Auf eine Zunahme 
von rund 300 000 Rupien im Mai folgt im 
Juni ein Rückgang von elwa 200 000 NRupien. 
Letzterer würde erheblich bedeutender sein, 
wenn nicht mit einer bemerkenswerthen Ab- 
nahme der Waarenausfuhr nach den Häfen 
des Gebietes der Britisch-Ostafrikanischen Ge- 
sellschaft und nach den südlichen Häfen und 
Inseln eine diese Abnahme fast ausgleichende 
Steigerung des Waarenverkehrs nach unserer 
Küste Hand in Hand ginge. 
Der Ausfall der Einfuhr gegen den Mai 
beträgt bei Artikeln europäischer Provenienz 
rund 75 000, bei den asiatischen Produkten 
dagegen allein fast 600 000 Rupien. Derselbe 
würde daher das Plus des Mai-Ausweises 
wieder völlig wetlmachen und darüber hinaus 
noch ein nicht unbeträchtliches Minus gegen
	        
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